Sie bringen Vielfalt in die Pfarrei
Kirche Nächsten Sonntag werden im Dekanat Neuburg-Schrobenhausen rund 450 Pfarrgemeinderatsmitglieder gewählt. Warum ohne dieses Gremium vieles nicht ginge
Neuburg Schrobenhausen 52 000 Katholiken aus dem Dekanat Neuburg-Schrobenhausen sind am kommenden Wochenende dazu aufgerufen, ihren Pfarrgemeinderat neu zu wählen. Schon jetzt liegen die Kandidatenlisten in den Pfarreien aus. Wählen darf man ab 14 Jahren, gewählt werden ab 16. Die Anzahl der Pfarrgemeinderatsmitglieder richtet sich dabei nach der Zahl der Katholiken in der jeweiligen Pfarrei.
Im Gegensatz zu Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahlen ist die Wahl des Pfarrgemeinderats wenig populär. Bei der letzten Wahl im Jahr 2014 lag die Wahlbeteiligung im hiesigen Dekanat bei 15,2 Prozent – das war immerhin die dritthöchste Quote in der Diözese Augsburg nach Memmingen und Marktoberdorf. In der Stadt Augsburg gingen dagegen nur 5,5 Prozent der Katholiken zur Wahl.
Gewählt wird am kommenden Sonntag, 25. Februar, oder bereits tags zuvor am Samstag – je nachdem, wann die Gottesdienste in den jeweiligen Orten stattfinden. Wann und wo man seine Stimme genau abgeben kann, erfahren Wähler an den Anschlagtafeln der Kirchen oder im Pfarrbrief. Wer will, kann bis 22. Februar bei seiner Pfarrei auch Briefwahl beantragen.
„Meine Pfarrer könnten sich ein Leben ohne ihren Pfarrgemeinderat nicht vorstellen“, sagt Dekan Pfarrer Werner Dippel aus Burgheim unumwunden und schließt sich selbst damit ein. Denn ohne die Mithilfe dieser Ehrenamtlichen wäre vieles nicht möglich – nicht in Burgheim und auch anderswo nicht. So gebe es vermutlich keine Fronleichnamsprozessionen, weil niemand die Altäre aufstellen würde. Es gebe keine Sternsingeraktionen, keine Pfarrfeste oder keine Pfarrbriefe mehr. Dieses Gremium zeichnet also verantwortlich für so manches Engagement, das mittlerweile als selbstverständlich angesehen wird.
Dazu gehören auch die Kindernachmittage der Pfarrei Heilig Geist in Neuburg. Der findet alle vier bis sechs Wochen an einem Freitagnachmittag im Pfarrsaal statt und richtet sich an Kinder im Grundschulalter. Betreut wird er ehren- amtlich von Pfarrgemeinderatsmitgliedern. Seit 2014 gehört Kathrin Kaltenstadler zu dem Team. Die 20-Jährige wurde vor vier Jahren in das kirchliche Gremium gewählt und kümmert sich seitdem um die Belange von Kindern und Jugendlichen innerhalb der Kirchengemeinde. Wenn Heilig Geist etwa ein Pfarrfest organisiert, dann ist es ihre Aufgabe, für Kinder ein Unterhaltungsprogramm zusammenzustellen. Dasselbe gilt für die Kindernachmittage: An Erntedank gibt es etwa ein Apfelfest, im Fasching werden lustige Spiele gespielt und vor Ostern werden Osterkerzen gebastelt. Darüber hinaus packt sie auch mit an, wenn Spenden gesammelt werden müssen – wie aktuell für die kostenintensive Sanierung des Dachstuhls von Heilig Geist. Dafür häkelt die Lehramtsstudentin
„Meine Pfarrer könnten sich ein Leben ohne Pfarrge meinderat nicht vorstellen.“Dekan Pfarrer Werner Dippel über den Wert des Gremiums
„Die Kinder lernen, dass sich die Welt nicht nur um einen selbst dreht.“
Kathrin Kaltenstadler über den Kindernachmittag in Heilig Geist
in ihrer Freizeit Sockenpuppen, die in der Bäckerei ihrer Eltern, im Einrichtungsladen von Anita Kerner und bei Ringfoto Spieß gegen eine Spende zu haben sind.
„Jeder bringt sich ein, wo er seine Stärken sieht“, beschreibt sie die Aufgabenverteilung in ihrem Pfarrgemeinderatsteam. Dass sie sich bereits mit 16 Jahren in das Gremium hat wählen lassen und auch jetzt wieder zur Wahl steht, hat unter anderem mit ihrer Biografie zu tun: Von klein auf sei sie in der Kirche dabei gewesen und habe die Kindernachmittage besucht, die sie nun selbst betreut. „Wir haben da keine hochkatholischen Themen. Hier geht es um Werte wie Teilen oder, dass wir es schätzen, wie gut es uns geht. Die Kinder lernen einfach, dass sich die Welt nicht nur um einen selbst dreht.“
Ob ihrer Meinung nach kirchliches Leben auch ohne Pfarrgemeinderat funktionieren würde? Manche Aufgaben, so sagt Kathrin Kaltenstadler, würde wahrscheinlich ein anderer oder der Pfarrer selbst übernehmen. Auf andere Aufgaben müsste man wohl verzichten, weil dafür das Personal fehle. Doch der Pfarrgemeinderat ist viel mehr als nur eine Truppe von Ehrenamtlichen, die einen Berg von Tätigkeiten abarbeitet: „Durch ihn kommt in erster Linie Vielfalt in die Pfarreien, weil viele Köpfe in unterschiedliche Richtungen denken.“