Er hat die Neuburger Milchkuh entworfen
Gerhard Lindner aus Ortlfing hat sich auf unseren Artikel gemeldet. Er hat einst die Kuh gezeichnet
Neuburg Ausgerechnet die Milchkuh gewann die Herzen der Neuburger. Wäre es nach Gerhard Lindner gegangen, er hätte sich ein anderes seiner Logos ausgesucht, das in den Beliebtheitsrankings in der Region ganz vorne liegt. Auf das Logo des Kartonagenherstellers Hamo, ein dreidimensionaler Stern aus Kartons, darauf ist der ehemalige Grafiker stolz. Aber die etwas naiv wirkende Neuburger Kuh mit ihrem Grinsen, dem Herz und die Blume zwischen den Lippen? Naja.
Gerhard Lindner, 80, hat sich wenige Tage, nachdem der Artikel über das Auftauchen und Verschwinden der Milchkuh am vergangenen Dienstag erschienen ist, bei unserer Zeitung gemeldet. Er hat einen entscheidenden Fehler entdeckt. Nicht ein Frankfurter Grafiker des einstigen Händlers „Füllgrabe & Schade“hat die Kuh entworfen, sondern er war es. Gerhard Lindner aus Ortlfing, der zusammen mit seinem Bruder Kurt ein Büro für Grafik, Design und Werbung betrieben hat.
Er schätzt, dass es Mitte der Siebzigerjahre gewesen sein muss, als die Neuburger Milchwerke die Werbeagentur Emmler in Neuburg beauftragt haben, ein Kuh-Logo zu entwerfen. Der Chef Manfred Emmler delegierte den Auftrag weiter an das Büro der beiden Brüder, die ursprünglich aus der Nähe von Leipzig in der Nachkriegszeit nach Ortlfing gekommen sind. Gerhard Lindner erhielt eine kleine Skizze, den gekritzelten Kopf einer Kuh. Daran orientierte sich der Grafiker.
Er setzte die Tuscheschreiber in verschiedenen Stärken an und gestaltete seinen Entwurf etwa in Schallplattengröße. Am Ende entschied sich die ehemalige Leitung der Milchwerke für die Kuh mit dem roten Herz. Dass gerade dieses Logo so beliebt werden sollte, dass sich seine Tochter Stella und ihre Freundinnen die Kuh als Aufkleber an den Schulranzen pappten, damit hat er nicht gerechnet. Die „naive“Kuh wurde berühmt.
Die Brüder Lindner haben übrigens nicht nur das eine Logo in Neuburg gestaltet. Kurt Lindner, der bereits gestorben ist, entwarf unter anderem den Lautenspieler und die Steckenreiter für das Schloßfest und auch die rothaarige Volksfest-Reiterin geht auf ihn zurück. Sie sollte übrigens ursprünglich blond sein. Doch nach den Jahren nationalsozialistischer Arier-Propaganda entschieden sich einzelne Stadträte am Ende für die rothaarige Variante, berichtet Lindner.