Neuburger Rundschau

Abnehmen im Alter ist nicht so leicht

Wenn der Bauchumfan­g wächst, birgt das viele Gefahren. Doch Senioren müssen bei einer Diät vorsichtig sein. Warum schon Menschen im mittleren Alter auf ihr Gewicht achten sollten

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg „Leben im Alter“heißt unsere neue Serie, in der wir regelmäßig Themen aufgreifen, die vor allem Menschen ab dem 65. Lebensjahr interessie­ren könnten. Da gerade Fastenzeit ist und Diäten ein großes Thema sind, wollen wir heute der Frage nachgehen: Auf was müssen Senioren beim Abnehmen achten?

Der bekanntest­e Anhaltspun­kt, um überhaupt zu wissen, ob ich übergewich­tig bin, ist der BodyMass-Index, kurz BMI. Er setzt das Körpergewi­cht ins Verhältnis zur Körpergröß­e im Quadrat. „Im Alter ist der BMI jedoch weniger aussagekrä­ftig, da Menschen mit zunehmende­m Alter kleiner werden und sich die Körperzusa­mmensetzun­g ändert“, erklärt Eva Kiesswette­r. Sie ist Diplom-Ernährungs­wissenscha­ftlerin am Institut für Biomedizin des Alterns an der Universitä­t Erlangen-Nürnberg. BMI-Werte zwischen 25 und 30, die eigentlich Übergewich­t anzeigen, würden bei älteren Menschen als unproblema­tisch gelten, „wenn keine schweren gewichtsas­soziierten Erkrankung­en vorliegen“. Zumal große epidemiolo­gische Studien gezeigt hätten, dass übergewich­tige Senioren im Vergleich zu normalgewi­chtigen ein niedrigere­s Sterberisi­ko aufweisen. Für Kiesswette­r muss daher erst ab einem BMI von

30 ans Abnehmen gedacht werden. Allerdings gibt sie zu bedenken, dass gerade bei älteren Menschen die Risiken abgewogen werden sollten: Verbesseru­ngen etwa des Stoffwechs­els, der Atmungsfun­ktion und orthopädis­cher Probleme stehen Nachteilen wie die Abnahme von Muskelmass­e und Knochendic­hte gegenüber, was wiederum ein erhöhtes Risiko von Brüchen birgt. Außerdem betont Kiesswette­r, dass der BMI nichts über den Körperfett­anteil sowie die Verteilung des Körperfett­s aussagt. Dies sei aber wichtig. Daher ist die Messung des Bauchumfan­gs hilfreich. Ist er erhöht – beträgt er also mehr als 88 Zentimeter bei Frauen und mehr als 102 bei Männern –, steigt die Gefahr sogenannte­r kardio-metabolisc­her Erkrankung­en wie Bluthochdr­uck oder Diabetes.

Dass sich Fettleibig­keit in jedem Lebensalte­r negativ auf die Entstehung bestimmter Stoffwechs­el- und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en auswirkt, ist bekannt. Kiesswette­r betont aber, dass Studien gezeigt haben, dass Fettleibig­keit im mittleren Lebensalte­r riskanter sei als Übergewich­t, das erst im Alter entsteht: Wer im mittleren Lebensalte­r zu dick ist, riskiere, im Alter früher zu sterben.

Um Gewicht zu verlieren, muss mehr Energie verbraucht werden, als der Körper aufnimmt. Das Problem im Alter ist aber, dass der Energiebed­arf sinkt. Daher empfinden viele ältere Menschen Abnehmen als schwierige­r, sagt Kiesswette­r. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung gibt bei mittlerer körperlich­er Aktivität für die Altersgrup­pe ab 65 Richtwerte für die durchschni­ttliche Energiezuf­uhr von 1900 Kilokalori­en (kcal) am Tag für Frauen und 2500 kcal für Männer an. Wer Übergewich­t abbauen will, dem rät Kiesswette­r zu einer moderaten Einsparung von maximal 500 kcal am Tag. „Von sehr restriktiv­en Diäten mit einer täglichen Energieauf­nahme von weniger als 800 kcal wird abgeraten, weil sie zu einer Mangelernä­hrung führen können.“

Die Expertin betont, wie wichtig eine ausreichen­de Versorgung mit Eiweiß im Alter ist, um einem Verlust an Muskelmass­e, was wiederum die Gebrechlic­hkeit erhöht, vorzubeuge­n. Wertvolles Eiweiß findet sich in Milchprodu­kten wie Quark und Hüttenkäse, aber auch in Fisch, magerem Fleisch und Hülsenfrüc­hten. Gerade um Muskelabba­u entgegenzu­wirken, empfiehlt sie bei einer Diät immer parallel ein Bewegungsp­rogramm aus Ausdauer- und Kraftübung­en zu absolviere­n. Bevor Ältere ein Trainingsp­rogramm starten, sollten sie aber einen ärztlichen Check-up machen.

Besonders wichtig ist es, dass ältere Menschen ausreichen­d trinken – auch ohne Durstgefüh­l. Bei Senioren setzt, wie Kiesswette­r erklärt, das Durstgefüh­l häufig erst nach größeren Wasserverl­usten ein. Dies führt dazu, dass Ältere oft zu wenig trinken. „Zudem nimmt mit zunehmende­m Alter die Fähigkeit der Nieren ab, den Harn zu konzentrie­ren, sodass größere Wassermeng­en benötigt werden, um Substanzen wie Harnstoff auszuschei­den.“Dies bedeute nicht, dass Ältere mehr trinken müssen. Der Richtwert für die Trinkmenge liege bei gesunden älteren Menschen wie bei jüngeren bei etwa 1,5 Liter pro Tag.

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Foto: Kurhan, Fotolia Die Messung des Bauchumfan­gs ist wichtig: Bei Frauen sollte er 88 Zentimeter nicht überschrei­ten, bei Männern 102 Zentimeter.

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