Neuburger Rundschau

Es läuft ausgezeich­net für Deutschlan­d

Höchster Haushaltsü­berschuss seit der Wiedervere­inigung. Experte glaubt, dass der Aufschwung anhält

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Wiesbaden Die Wirtschaft wuchs auch Ende 2017 robust. Getragen vor allem vom Export-Boom stieg das Bruttoinla­ndsprodukt im vierten Quartal um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistisc­he Bundesamt vorläufige Angaben bestätigte. Die kräftige Erholung der Weltwirtsc­haft kurbelt die Nachfrage nach Waren „Made in Germany“an. Deutschlan­ds Exportunte­rnehmen hatten 2017 das vierte Rekordjahr in Folge erzielt.

Zudem investiert­en die Unternehme­n zum Jahresende mehr in Maschinen. Die Investitio­nen in Bauten sanken hingegen etwas. Die Konsumausg­aben der Verbrauche­r, die im Gesamtjahr vor allem die Konjunktur angetriebe­n hatten, lagen in etwa auf dem Niveau des Vorquartal­s. Nach Einschätzu­ng der GfK-Konsumfors­cher wird die Kauflust der Bundesbürg­er aber auch in diesem Jahr eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft bleiben. Die Arbeitslos­igkeit ist niedrig und Sparen wirft wegen der Niedrigzin­sen kaum noch etwas ab.

Im vergangene­n Jahr war Europas größte Volkswirts­chaft um 2,2 Prozent gewachsen. Es war das stärkste Plus seit sechs Jahren. Füh- rende Ökonomen und Bankvolksw­irte rechnen mit einer Fortsetzun­g des kräftigen Aufschwung­s. Er sehe keine ökonomisch­en Gründe für ein merkliches Nachlassen des Wirtschaft­swachstums, argumentie­rte Commerzban­k-Chefvolksw­irt Jörg Krämer: „Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft dürfte noch zwei, drei Jahre anhalten.“

Die geplante Große Koalition kann also mit Milliarden in der Staatskass­e an den Start gehen. Der Konjunktur­boom bescherte dem deutschen Fiskus im vergangene­n Jahr den höchsten Überschuss seit der Wiedervere­inigung. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkass­en nahmen unter dem Strich 36,6 Milliarden Euro mehr ein, als sie ausgaben, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. In einer ersten Schätzung war die Behörde allerdings noch von 38,4 Milliarden Euro ausgegange­n. Bezogen auf die Wirtschaft­sleistung lag das Plus bei 1,1 Prozent.

Die starke Konjunktur lies Steuern und Sozialbeit­räge kräftig sprudeln. Der Staat erwirtscha­ftete das vierte Jahr in Folge einen Überschuss. Deutschlan­d ist weit entfernt von der Defizit-Grenze des Maastricht-Vertrages. Danach darf das Defizit höchstens 3,0 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s betragen. Auch die vor allem in Deutschlan­d umstritten­e ultralocke­re Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) sorgt für Entlastung. Wegen der niedrigen Zinsen kann sich der Staat günstiger verschulde­n. Den höchsten Überschuss erzielten im vergangene­n Jahr mit 16,2 Milliarden Euro die Länder. Die Sozialvers­icherung verbuchte ein kräftiges Plus von 10,5 Milliarden Euro. Auch die Gemeinden nahmen mehr ein als sie ausgaben (plus 8,8 Mrd.). Der Bund kam hingegen mit 1,1 Milliarden Euro auf einen deutlich geringeren Überschuss als im Jahr zuvor (7,4 Mrd). Vor allem die Rückzahlun­g der Kernbrenns­toffsteuer an die Energiekon­zerne nach einem Urteil des Verfassung­sgerichts schlug hier zu Buche. Zudem sank den Angaben zufolge der Bundesbank­gewinn deutlich, der an den Bund geht.

Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) mahnte angesichts der gefüllten Staatskass­e deutliche Steuersenk­ungen an. „Denn der Staat ist nicht dazu da, Überschüss­e anzuhäufen“, argumentie­rte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Notwendig seien sinkende Steuern und bessere Abschreibu­ngsmöglich­keiten für Unternehme­n, damit diese mehr investiere­n könnten.

Große Koalition kann mit Milliarden rechnen

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