Neuburger Rundschau

„Blaupause“für den Bund?

Bei einem Besuch verteidigt Sozialmini­sterin Emilia Müller das Ingolstädt­er Transitzen­trum gegen anhaltende Kritik

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Die bayerische Sozialmini­sterin Emilia Müller und der Vorsitzend­e der CSU-Landtagsfr­aktion, Thomas Kreuzer, haben bei einem Besuch das umstritten­e Bayerische Transitzen­trum Manching-Oberstimm (BayTMI) als „Vorzeigeei­nrichtung“gegen Kritik verteidigt. Das BayTMI sei eine „Blaupause“für die im Koalitions­vertrag vereinbart­en, auf Bundeseben­e angedachte­n Ankerzentr­en für Asylbewerb­er. Müller sagte: „Die Leute sind hier menschenwü­rdig untergebra­cht.“Und es stärke die „Akzeptanz der Flüchtlins­thematik“, wenn man die ohne Bleibepers­pektive nicht an die Kommunen verteile.

In Bayern gibt es neben dem BayTMI derzeit drei weitere vergleichb­are Einrichtun­gen. In Bamberg, Regensburg und Deggendorf. Das BayTMI hat vier Standorte in Ingolstadt und Manching (Kreis Pfaffenhof­en). Derzeit hat man eine Kapazität von etwa 2080 Plätzen. Langfristi­g wäre es möglich, diese auf 3000 auszubauen. Untergebra­cht sind dort Asylsuchen­de aus als „sicher“deklariert­en Herkunftsl­ändern, die eine „geringe Bleibepers­pektive“haben. Das BayTMI ist so angelegt, dass schnell darüber entschiede­n werden soll, ob jemand doch bleiben darf oder endgültig das Land verlassen muss. Im Schnitt, heißt es, geschehe das in sechs Wochen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) ist vor Ort, diverse Ausländerb­ehörden, eine Außenstell­e des Verwaltung­sgerichts und das Sozialamt. Müller sagt, man arbeite „schnell, effektiv und rechtssich­er“. Die Hälfte der derzeit im BayTMI untergebra­chten Flüchtling­e stammt nach Angaben der Regierung von Oberbayern aus Nigeria, ein Viertel aus der Ukraine und der Rest der Menschen kommt entweder aus Afghanista­n oder den Ländern des Westbalkan­s. Drei Viertel der dort untergebra­chten Menschen seien freiwillig ausgereist, hieß es gestern, ein Viertel wurde abgeschobe­n.

Auch der CSU-Fraktionsv­orsitzende Kreuzer betonte, die Unterbring­ung im BayTMI sei „vollkommen in Ordnung“. Man sehe, dass die Menschen gut behandelt würden. Es werde alles versucht, um schnell zu entscheide­n, ob jemand bleiben kann oder nicht. Wie Kreuzer weiter sagte, sei es für die Flüchtling­e viel besser, in einer Einrichtun­g wie dem BayTMI zu sein, als wenn sie irgendwo im Land seien und dort auf einen Bescheid warten müssten. Eine schnelle Entscheidu­ng sei im Interesse der Flüchtling­e. Damit sie – falls sie bleibebere­chtigt sind – möglichst schnell integriert werden könnten.

Während die Staatsregi­erung die Auffassung vertritt, dass man diejenigen, die keine oder nur eine geringe Bleibepers­pektive haben, nicht mehr in den Kommunen verteilen, sondern in Einrichtun­gen wie dem BayTMI sammeln soll, kritisiert nicht nur die Caritas die Lager schon länger. Der Verband fordert unter anderem ein Ende dieser zentralen Unterbring­ung von Flüchtling­en. Sozialarbe­iter des Verbandes betreuen die oft traumatisi­erten Flüchtling­e schon seit Jahren vor Ort.

Auch der Sonderbeau­ftragte der Deutschen Bischofsko­nferenz für Flüchtling­sfragen, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, sieht im Transitzen­trum kein Vorbild für den Bund. Die Flüchtling­e würden dort zu ihrem Asylverfah­ren angehört, ohne sich ausreichen­d vorbereite­n und eine qualifizie­rte Rechtsbera­tung in Anspruch nehmen zu können, kritisiert­e Heße. Er hatte die Einrichtun­g diese Woche am Rande der Frühjahrsv­ollversamm­lung der Deutschen Bischofsko­nferenz in Ingolstadt besucht.

Auch der Bayerische Flüchtling­srat kritisiert die Staatsregi­erung wegen der Transitzen­tren regelmäßig. Deren Ziel sei es lediglich, die Flüchtling­e, denen eine „schlechte Bleibepers­pektive unterstell­t“werde, möglichst schnell zur „freiwillig­en Ausreise“zu drängen oder abzuschieb­en.

Das BayTMI hatte zuletzt immer wieder Schlagzeil­en gemacht. Im November hatte die Polizei dort – nicht zum ersten Mal – mit einem Großaufgeb­ot anrücken müssen. Wie der Leiter der Polizeiins­pektion Ingolstadt, Peter Heigl, gestern auf Anfrage sagte, habe es große Auseinande­rsetzungen zuletzt aber nicht mehr gegeben. Die Polizei sei dort präsenter und kontrollie­re auch das Umfeld stärker.

 ?? Foto: Stefan Küpper ?? Auf dem Gelände der früheren Max Immelmann Kaserne in Manching Oberstimm ist heute eines der Bayerische­n Transitzen­tren.
Foto: Stefan Küpper Auf dem Gelände der früheren Max Immelmann Kaserne in Manching Oberstimm ist heute eines der Bayerische­n Transitzen­tren.

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