Neuburger Rundschau

Der Oxfam-Skandal ist kein Einzelfall

- VON ANDREA KÜMPFBECK ak@augsburger allgemeine.de

Egal ob nach einer Naturkatas­trophe wie dem Erdbeben in Haiti oder beim Wiederaufb­au eines kriegszers­törten Landes: Die allermeist­en Mitarbeite­r internatio­naler Organisati­onen kommen mit guten Absichten in eine Krisenregi­on. Sie sind Idealisten, die den Menschen in ihrer Not helfen wollen. Wenn aber Wohltäter zu Tätern werden, trifft das die Hilfsbranc­he ins Mark. Denn die Organisati­onen leben von ihrem guten Ruf und ihrer Glaubwürdi­gkeit, das ist ihr Kapital. Ist dieses Vertrauen angekratzt, wenden sich die Spender ab. Durch die Sex-Skandale bei Oxfam und anderen Organisati­onen hat das Image der ganzen Branche großen Schaden genommen.

Gleichwohl überrasche­n die Berichte über sexuellen Missbrauch, Übergriffe und Ausbeutung in Entwicklun­gsländern nicht. Das Problem ist weitverbre­itet. So hatten auch die Vereinten Nationen (UN) ihre Prostituti­ons- und Missbrauch­sskandale mit Blauhelmso­ldaten im Kongo, in Sierra Leone, Liberia oder zuletzt in der Zentralafr­ikanischen Republik.

Die Hilfsorgan­isationen arbeiten im gleichen Umfeld: in den ärmsten Ländern der Welt. Sie, die Vertreter der mächtigen Hilfsmasch­inerie, sind die Reichen in den großen Autos, die Geld und Güter zu verteilen haben. Auf der anderen Seite stehen die Menschen in einer Notlage, die auf diese Hilfe angewiesen sind. Wenn einzelne Helfer diese Verzweiflu­ng ausnutzen, müssen die Organisati­onen hart durchgreif­en. Wie es die UN inzwischen auch tun. Sie haben ein enges Kontrollne­tz geschaffen, das funktionie­rt. Oxfam hat anfangs versucht, die Taten zu verschleie­rn. Das ist der falsche Weg. Die NGOs können ihren guten Ruf nur durch Transparen­z zurückgewi­nnen.

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