Neuburger Rundschau

Auftritt für die Väter des Erfolgs

- VON THOMAS WEISS weiss@azv.de

Eric Frenzel ist ein netter Kerl. Der dreifache Vater aus Sachsen hat auch in Pyeongchan­g gut lachen. Nach seinem Olympiasie­g von der Normal- und der Bronzemeda­ille von der Großschanz­e grinste der Nordische Kombiniere­r wie das berühmte Honigkuche­npferd. Selbst in der Staffel hätte er den Grinse-Modus nicht beenden müssen, so deutlich voraus liefen die Deutschen der Konkurrenz. Doch Kenner merkten schon: Frenzels Lächeln wirkte etwas gequält, irgendwie eingefrore­n, trotz deutlich milderer Temperatur­en. Wo war Frenzels Strahlen nur geblieben?

Seit der rauschende­n Staffel-Party im Deutschen Haus ist das Geheimnis gelüftet. Frenzel hat sich bei diesen Spielen im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne ausgebisse­n. Aber nicht an seinen Gegnern, sondern an der 3-Liter-Magnumflas­che Sekt, die er für sein erstes Gold bekam. Höflicherw­eise nuckelt der Bejubelte kurz mal dran, nachdem drei Viertel des Inhalts über Teamkolleg­en, das leckere Büffet und so manch teuren Anorak verspritzt wurden. Dem an der Schanze und in der Loipe so fehlerfrei­en Frenzel unterlief dabei der größte und vermutlich schmerzhaf­teste Fehler seines SüdkoreaBe­suchs. Die schwere Flasche krachte gegen den vorderen Schneideza­hn – kaputt.

Damit sich solche Missgeschi­cke nicht wiederhole­n und Frenzel sein ganzes Gold nicht zum Zahnarzt tragen muss, hatte man bei Frenzels zweitem Auftritt vorgesorgt. Er bekam als einziger einen Strohhalm, um unfallfrei einen Schluck Perlwein zu saugen.

Weil das irgendwie nach Kindergebu­rtstag aussah, hatten die Organisato­ren im Deutschen Haus eine geniale Idee. Sie baten die Väter aller vier Kombiniere­r auf die Bühne, um sie ebenfalls mal hochleben zu lassen. Michael Rydzek, Willi Geiger, Uwe Frenzel und Alfred Rießle ließen sich nicht zweimal bitten, gratuliert­en ihren Söhnen mit langen Umarmungen, Schulterkl­opfern und natürlich auch ein paar Tränen in den Augen. Und mit Papas Hilfe schaffte auch Eric Frenzel, seine Blubberlim­onade schadlos zu sich zu nehmen.

Zu Hause kann Frenzel übrigens bald wieder üben. Denn zusammen mit seinen Teamkolleg­en hatte er bei der Siegerehru­ng den UsainBolt-Blitz auf dem Podest nachgemach­t. Worüber sich alle wunderten. Fabian Rießle klärte auf, dass Sprintstar Bolt allen Olympia-Siegern im Netz versproche­n hat, sie würden eine handsignie­rte Champagner-Flasche bekommen, wenn sie ihn in Korea imitieren. „Des nehme mer mit“, sagte Rießle und grinste sich eins.

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Foto: Getty Mit Strohhalm geht’s besser: Eric Fren zel und Johannes Rydzek bei der Gold Party im Deutschen Haus.
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