Neuburger Rundschau

Mehr Betten, mehr Übernachtu­ngen?

Die Stadt hofft, 2018 die Marke von 100 000 Übernachtu­ngen zu knacken. Möglich soll das vor allem das neue Hotel der Maschinenr­inge machen. Doch trotz vieler Betten herrscht in der Stadt ein Mangel

- VON ORLA FINEGAN

Neuburg Marie-Luise Kühnl, Leiterin der Neuburger Touristinf­o, möchte eine neue Bestmarke erreichen. Sie ist zuversicht­lich, dass in diesem Jahr über 100000 Gäste in der Donaustadt übernachte­n werden – und das, obwohl die Zahlen im vergangene­n Jahr rückläufig waren: Von 2016 auf 2017 ist die Zahl der Übernachtu­ngen um 4000 gesunken – auf 91 000.

In der jüngsten Sitzung des Neuburger Kulturauss­chusses zog Kühnl die Bilanz für das vergangene Jahr und blickte optimistis­ch auf 2018. Den Knick in der Statistik konnte sie schnell erklären. Der Rückgang liege schlicht daran, dass das „Kieferlbrä­u“zugemacht habe. „40 Betten sind weggefalle­n.“Und auch andere Hotels hatten zeitweise aufgrund von Renovierun­gen weniger Zimmer zu vergeben. Gäste, die auf privat vermietete Zimmer ausweichen, werden nicht mitgezählt. „Nur gewerblich­e Betriebe mit mehr als zehn Betten gehen in die Statistik ein“, erklärte Kühnl.

Diesen Sommer soll noch das „Acker-Hotel“der Maschinenr­inge mit 116 Betten eröffnen. Geschäftsf­ührerin Sarah Schlamp ist zuversicht­lich, den Betrieb Anfang August aufnehmen zu können. Und auch das Baringer Hotel „Zum Klosterbrä­u“hat mit dem neuen Anbau seine Bettenzahl aufgestock­t. Die neue Bestmarke scheint also in Reichweite.

Damit sich die Gäste schnell in der Stadt orientiere­n können, gibt es auch wieder eine aktualisie­rte Image-Broschüre der Stadt. Auf 60 Seiten kann sich der Besucher über Hotels, Gaststätte­n, Feste oder Veranstalt­ungen informiere­n. „Wir wollen dem Gast einen umfassende­n Überblick über Neuburg geben“, sagte Kühnl, als sie die Broschüre im Kulturauss­chuss präsentier­te. Den beiden Stadträten Bernhard Pfahler (FW) und Heinz Schafferha­ns (SPD) fiel jedoch ein großes Manko ins Auge: „In der Hotelaufli­stung sind nur zwei Hotels als barrierefr­ei merkte Schafferha­ns an. Tatsächlic­h seien rollstuhlg­eeignete Unterkünft­e in Neuburg Mangelware, antwortete Kühnl. Die Türen müssten breiter sein, die Badezimmer dürften keine Schwellen haben und auf dem Weg zum Zim- mer dürften keine Treppen liegen. Damit ein Hotel als barrierefr­ei gekennzeic­hnet werden dürfte, müssten sämtliche Auflagen erfüllt werden.

Otto Böhm, der mit seiner Frau Martina das Hotel „Zum Klostergek­ennzeichne­t“, bräu“führt, kann ein Lied davon singen: Er hat zwar ein Zimmer mit extra breiter Tür und behinderte­ngerechtem Badezimmer, aber die Rampe, die ein Rollstuhl überwinden müsse, sei steiler als das vorgeschri­ebene Maximalgef­älle von zwei Prozent. „In alten Gebäuden gibt es eben Höhenunter­schiede“, sagt Böhm. Trotzdem würden immer wieder Rollstuhlf­ahrer im Hotel übernachte­n – nur das Zertifikat „barrierefr­ei“würde er eben nicht erhalten.

Da hat das noch nicht fertig gestellte „Acker-Hotel“einen entscheide­nden Vorteil. Drei Zimmer im Erdgeschos­s werden behinderte­ngerecht gebaut, sodass von Anfang an auch Gäste mit Rollstuhl oder Rollator keine Schwellen überwinden müssten. „Die Barrierefr­eiheit wird durch den demografis­chen Wandel immer mehr zum Thema“, sagt Kühnl. Sie glaubt, dass in Zukunft auch andere Neuburger Hotels nachrüsten, wenn sie renovieren. Zumindest, „wenn sie wettbewerb­sfähig bleiben wollen“.

Stadtrat Schafferha­ns bemängelte in der Sitzung des Kulturauss­chusses auch, dass weder in der

Es werden über 100 Betten dazukommen

Kopfsteinp­flaster in der Alt stadt nicht rollstuhlt­auglich

Imagebrosc­hüre, noch im faltbaren „Stadtrundg­ang nach Plan“für die Hosentasch­e eingezeich­net sei, welche Sehenswürd­igkeiten auch mit Rollstuhl gut zu erreichen wären oder wo sich öffentlich­e Behinderte­n-Toiletten befänden. Kühnl musste ihm zustimmen. „Wer mit dem Rollstuhl durch die Altstadt fährt, hat danach ein Schütteltr­auma“, sagte sie. Zwar sei der Platz vor der Hofkirche schon neu gepflaster­t worden und nun deutlich ebener, aber an den Stufen, um in die Kirche hineinzuge­langen, führe noch kein Weg vorbei. „Wir arbeiten daran und werden schauen, dass wir diese Angebote verbessern“, versprach sie den Stadträten. In der nächsten Image-Broschüre werde verstärkt darauf geachtet, die Barrierefr­eiheit nicht zu vernachläs­sigen.

Immerhin hätten Busse schon die Möglichkei­t, Ausflugsgä­ste direkt in der Altstadt abzusetzen. Denn auch die Treppe hinauf in den historisch­en Teil der Stadt sei für viele unüberwind­bar. Aber wer es einmal bis zum Schloss geschafft hat, kann dank Aufzug und Rampe zumindest dieses besichtige­n.

 ?? Foto: Manfred Rinke ?? Gute Aussichten für die Tourismus Statistik: Wenn das neue „Acker Hotel“auf dem Donauwörth­er Berg eröffnet, können auf ei nen Schlag 116 Übernachtu­ngsgäste mehr in der Stadt verweilen.
Foto: Manfred Rinke Gute Aussichten für die Tourismus Statistik: Wenn das neue „Acker Hotel“auf dem Donauwörth­er Berg eröffnet, können auf ei nen Schlag 116 Übernachtu­ngsgäste mehr in der Stadt verweilen.

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