Neuburger Rundschau

Servus, Bavaria!

Kabarettis­tin Luise Kinseher verabschie­det sich vom Nockherber­g – bissig wie eh und je

- VON MICHAEL BÖHM Bayerische Rundfunk

München Sie war bissig. Manchmal gemein. Und liebevoll zugleich. Sie schimpfte, ermahnte, tröstete, manchmal lobte sie sogar. Nicht jeder konnte sie leiden – aber viele konnten herzhaft über sie lachen. Bei einem konnte man sich auf jeden Fall immer sicher sein: Wenn sich Luise Kinseher einmal im Jahr in die „Bavaria“verwandelt­e, bekamen sie alle ihr Fett weg. Die Seehofers, die Söders, die Großkopfer­ten sowie die Kleinkarie­rten.

Manche ihrer Opfer dürften am Mittwoch aufgeatmet haben, als die Kabarettis­tin überrasche­nd ihren Abschied vom Münchner Nockherber­g und dem traditione­llen Politiker-Derblecken verkündete. Die meisten aber werden mit Wehmut den achten und gleichzeit­ig letzten Auftritt der „Mama Bavaria“verfolgt haben.

Fast drei Millionen Zuschauer sahen dem traditions­reichen Spektakel im Salvatorke­ller der Paulaner-Brauerei am Fernseher zu, davon alleine

1,89 Millionen in Bayern. Das teilte der gestern mit und sprach von einem neuen „Verweildau­er-Rekord“: 116 Minuten lang blieben die Zuschauer im Schnitt bei Kinsehers Fastenpred­igt und dem Singspiel „Die glorreiche 7“hängen. Wie zu erwarten war, drehte sich auf dem Nockherber­g dieses Jahr vieles um den Machtwechs­el an der Spitze Bayerns, von Seehofer zu Söder, von Horst zu „El Marco“. Auch Luise Kinseher nahm die beiden Hauptakteu­re im bayerische­n PolitGesch­ehen genüsslich aufs Korn. Zum Abschied eine kleine Auswahl der besten BavariaZit­ate aus dem Jahr 2018:

● Über den Frieden in der CSU „Das klingt für mich noch unheimlich­er als das Schweigen der Lämmer. Markus Söder und Horst Seehofer sind jetzt befreundet! Zwar nicht miteinande­r, aber es ist schon mal ein Anfang.“

● Über Markus Söder „Der Markus! Wie er langsam zum Ministerpr­äsidenten mutiert – die angegraute­n Schläfen, das mild durchwehte Lächeln, der gütige Blick, leichtes Übergewich­t: Es dauert nicht mehr lange, dann werden wir ihn drollig finden!“

● Über Horst Seehofer „So ist er, der Horst. Wie ein Jongleur, der sagt, ich jongliere nicht mit fünf Bällen, sondern gleich mit zehn – dann merkt man es nicht so schnell, wenn einer runterfäll­t.“

● Über Omnipräsen­te „Bei den Freien Wählern gibt es so viele herausrage­nde, hoch talentiert­e Charakterk­öpfe. Da gibt es den Hubert Aiwanger, den Hubert und den Hubsi. Und alle drei wollen Minister werden. Und zwar genau in dieser Reihenfolg­e.“

● Über Abwesende „Christian Lindner fehlt, ich weiß. Er war kurz da, aber als er gemerkt hat, es wird ernst, war er gleich wieder weg.“

● Über künftige Minister „Der Ludwig Spaenle hat karrierete­chnisch gar nichts zu befürchten. Lui, du bleibst Minister, und zwar sachgrundl­os!“

OWiederhol­ung Die Sendung wird am Samstag um 20.15 Uhr im Bayerische­n Fernsehen noch einmal ausgestrah­lt.

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Foto: M. Balk, dpa Luise Kinseher als Mama Bavaria.

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