Neuburger Rundschau

Wer wird was? Und wann?

Bayerns baldiger Ministerpr­äsident Markus Söder steht vor einer heiklen Aufgabe: Er darf ein Kabinett nach seinen Wünschen bilden – hat aber nur begrenzte Möglichkei­ten

- VON ULI BACHMEIER

München Es hätte einfacher sein können für Markus Söder. Mit der Berufung von drei CSU-Männern in die Bundesregi­erung aber liegt es jetzt plötzlich an ihm, wenigstens in Bayern das Negativ-Image der CSU als reine Männerpart­ei zu korrigiere­n. Bereits übernächst­e Woche will er sein neues Kabinett präsentier­en.

Theoretisc­h hat er, weil mit Horst Seehofers Rücktritt als Ministerpr­äsident automatisc­h die komplette Staatsregi­erung zurücktrit­t, bei der Besetzung der 17 Minister- und Staatssekr­etärsämter völlig freie Hand. Praktisch aber steht er vor einer extrem heiklen Aufgabe. Er muss nicht nur die Machtverhä­ltnisse in der CSU, die Qualität des Personals und den Regionalpr­oporz beachten. Er darf sich sieben Monate vor der Landtagswa­hl auch keine Feinde in den eigenen Reihen machen und muss jetzt obendrein noch dafür sorgen, Frauen nach vorne zu bringen – am besten junge Frauen.

Gesetzt sind im nächsten Kabinett bisher nur zwei Männer aus Franken: Söder wird Ministerpr­äsident, Joachim Herrmann bleibt – auf eigenen Wunsch – Innenminis- Die nächste und wichtigste Frage ist deshalb die Besetzung des Finanzmini­steriums. Hier wird, nachdem mit Seehofer ein gewichtige­r Oberbayer ausscheide­t, der CSUBezirks­verband Oberbayern mit einiger Wucht Ansprüche erheben. Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner und Staatskanz­leichef Marcel Huber gelten als die potenteste­n Kandidaten aus Oberbayern. Sollte Aigner berufen werden, könnte sich Wirtschaft­sstaatssek­retär Franz Josef Pschierer (Mindelheim) Hoffnung auf das Wirtschaft­sministeri­um machen. Er steht bei Bayerns Unternehme­rn hoch im Kurs. Und Schwaben hätte, würde er berufen, wieder ein klassische­s Ressort.

Als sehr wahrschein­lich gilt in der CSU im Landtag, dass die Minister Ludwig Spaenle (Bildung und Wissenscha­ft) aus München und Winfried Bausback (Justiz) aus Unterfrank­en im Amt bleiben, wobei Spaenle allerdings damit rechnen muss, dass sein „Super-Ministeriu­m“wieder in Bildung und Wissenscha­ft aufgespalt­en wird. Vermutet wird auch, dass die Frauen im Kabinett – Melanie Huml (Gesundheit), Beate Merk (Europa) und Ulrike Scharf (Umwelt) – zumindest bis zur Landtagswa­hl im Herbst in ihren Ressorts weitermach­en dürfen.

Zusätzlich­e Verfügungs­masse hätte Söder nach dieser Logik nur in zwei Ressorts. Sozialmini­sterin Emilia Müller (Oberpfalz) und Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner (Niederbaye­rn) haben bereits erklärt, zur Wahl im Oktober nicht mehr anzutreten. Sie könnten sich deshalb nicht beschweren, wenn der neue Ministerpr­äsident schon jetzt auf ihre erneute Berufung verzichtet. Als mögliche Nachfolger­in für Müller wird am häufigsten die Integratio­nsbeauftra­gte der Staatsregi­erung, Kerstin Schreyer aus Oberbayern genannt. Für das Agrarresso­rt ist unter anderem Finanzstaa­tssekretär Albert Füracker (Oberpfalz) im Gespräch. Er könnte aber auch Staatskanz­leichef werden. Dann könnte im Gegenzug Marcel Huber das Landwirtsc­haftsminis­terium übernehmen.

Überhaupt, die Staatssekr­etäre: Sie werden in aller Regel danach ausgesucht, wie sie ins Gesamtgefü­ter. ge der Minister passen. Aktuell gibt es sechs: Gerhard Eck (Unterfrank­en), Georg Eisenreich (München), Albert Füracker (Oberpfalz), Johannes Hintersber­ger (Augsburg), Franz Josef Pschierer (Schwaben) und Bernd Sibler (Niederbaye­rn). Unter ihnen steht nur Hintersber­ger, 64, kurz vor dem Rentenalte­r. Pschierer ist 62, Eck 58. Alle anderen sind deutlich jünger und sehr ambitionie­rt. Füracker und Eisenreich haben sich im Machtkampf zwischen Söder und Seehofer obendrein als glühende Söder-Unterstütz­er hervorgeta­n. Er wird sie nicht übergehen können.

Eine Staatssekr­etärin, die er zur Ministerin machen könnte, hat Söder allerdings nicht. Er könnte nur, um keine Brüche in der Hierarchie zu riskieren, Frauen aus dem Landtag zu Staatssekr­etärinnen machen. Doch auch hier ist der Kreis der möglichen Kandidatin­nen begrenzt. Es gibt zwar einige junge Frauen, denen der Job durchaus zuzutrauen ist, sie passen aber meistens nicht in den Regionalpr­oporz, weil gerade in ihrem Bezirk mächtige oder ambitionie­rte Männer vorne dran sind.

Söder kann also viel falsch, aber nur schwer etwas richtig machen.

Söder kann viel falsch, wenig richtig machen

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Archivfoto: imago/Plusphoto Er hat sie bald, die Macht. Doch wem gibt Markus Söder etwas davon ab, wenn er zum Ministerpr­äsidenten in Bayern gewählt wird? Darüber wird in diesen Tagen munter spe kuliert. Unser Bild entstand im Übrigen schon vor eineinhalb Jahren, als Söder eine...

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