Neuburger Rundschau

Den Müll der Zukunft vorhersage­n

Wie die Digitalisi­erung die Abfallwirt­schaft verändern könnte

- VON SIMONE HÄRTLE

Augsburg Heute schon wissen, wo es morgen etwas zu recyceln gibt. Das könnte der Abfallkrei­slauf der Zukunft sein. „Wer weiß am besten, wer welches Handy hat und wie alt es ist?“, fragt Professor Wolfgang Rommel vom bifa Umweltinst­itut. Die Antwort ist einfach: diejenigen, die es verkauft haben. Genau die könnten also auch weiterhelf­en, wenn es darum geht, wiederverw­ertbare Materialen zu finden und zu recyceln. „Beim Wort Digitalisi­erung denken viele an schnelles Internet. Das ist aber nicht des Pudels Kern. Es geht um die Verarbeitu­ng von Informatio­nen – auch in der Abfallwirt­schaft“, sagt Rommel. Deswegen stehen die Chancen, aber auch die Risiken der Digitalisi­erung auf der Agenda der 19. Bayerische­n Abfall- und Deponietag­e, die heute und morgen im Landesamt für Umwelt in Augsburg stattfinde­n.

Möglichst viele Materialie­n sollen im Kreislauf gehalten werden, und je besser sie erfasst sind, desto leichter

Der Datenschut­z als Abfallprob­lem

können sie wiederverw­ertet werden, erklärt Rommel. Ein Beispiel sind Handys. In ihnen befinden sich zahlreiche Edelmetall­e, von denen viele sogenannte Konfliktma­terialien sind. Also Materialie­n, die unter fragwürdig­en Umständen gewonnen wurden, beispielsw­eise in Bürgerkrie­gsländern. Die bereits vorhandene­n Metalle zu recyceln sei daher umso wichtiger. „Wer ein altes Handy hat, dem könnte ein neues Handy angeboten werden, samt der Möglichkei­t, das alte zurückzune­hmen“, sagt der Experte. Aber er betont auch: „Das wäre in dieser Art und Weise ein glatter Verstoß gegen den Datenschut­z.“Wie dieses Dilemma gelöst werden kann, das wird auch Thema bei den Deponietag­en sein. Eine Möglichkei­t wäre, beim Kunden beim Neukauf das Einverstän­dnis einzuholen, angeschrie­ben zu werden, sobald das Telefon ein gewisses Alter erreicht hat.

Wichtig sei auch, besser kenntlich zu machen, in welchen Produkten welche Materialie­n verwertet wurden. Auch da kann die Digitalisi­erung helfen. „In einem Mittelklas­sewagen sind etwa 65000 Teile verbaut“, sagt Rommel. „Hier wäre es gut, wenn die Recycler auf eine Datenbank zurückgrei­fen könnten.“

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