Neuburger Rundschau

Stadt ist 4000 Jahre älter als gedacht

Archäologe­n machen auf einer Baustelle in Leipheim Funde aus der Jungsteinz­eit

- VON ANGELA BRENNER

Leipheim Die Geschichte von Leipheim im Landkreis Günzburg muss neu geschriebe­n werden. Die Stadt an der Donau ist nämlich deutlich älter als bisher angenommen. Funde, die Archäologe­n auf einer Baustelle in der Innenstadt gemacht haben, belegen, dass es bereits 5000 vor Christus eine erste Siedlung in Leipheim gab. Bislang ist man davon ausgegange­n, dass das Stadtgebie­t etwa 1200 bis 1500 vor Christus erstmals besiedelt worden ist.

Selbst für Anja Seidel vom Archäologi­ezentrum Günzburg, die die Ausgrabung­en leitet, kam die Entdeckung überrasche­nd. „Wir hatten ein paar Abfallgrub­en von Handwerker­n aus dem Spätmittel­alter erwartet“, sagt die Archäologi­n. Gefunden hat das Ausgrabung­steam wesentlich mehr: Verfärbung­en im Boden und Keramiksch­eiben aus der Jungsteinz­eit. Damit ist belegt, dass sich bereits vor 7000 Jahren die ersten Menschen in Leipheim niedergela­ssen haben. Quasi über Nacht ist die Stadt damit um fast vier Jahrtausen­de gealtert.

Routinemäß­ig hat das Archäologe­nteam die Bauarbeite­n in unmittelba­rer Nähe zur Stadtmauer, die erstmals im 14. Jahrhunder­t errichtet worden ist, begleitet. Hunderte Funde und Befunde aus der Jungsteinz­eit, der Bronzezeit und dem Mittelalte­r haben die Archäologe­n bislang gemacht. Es handelt sich um Veränderun­gen in der Bodenschic­ht, Keramiksch­erben, Ziegelstüc­ke oder Holzkohler­este. Noch sind die Arbeiten nicht abgeschlos­sen. Wie lange die Ausgrabung­en noch dauern werden, kann Anja Seidel nicht einschätze­n. Die Befunde in den Bodenschic­hten müssen nun dokumentie­rt, fotografie­rt und skizziert werden. Die Funde werden gewaschen, danach gehen die Untersuchu­ngen im Denkmalamt in Thierhaupt­en weiter. Bis dahin können die Bauarbeite­n für eine Wohnanlage erst einmal nicht be- ginnen. Wann sie aufgenomme­n werden können, steht noch nicht fest. Die Kosten für die Ausgrabung­en trägt der Bauherr selbst, er ist aber auch Eigentümer der Funde, erklärt Anja Seidel vom Archäologi­ezentrum Günzburg. Für die Stadtgesch­ichte sei die historisch­e Entdeckung „eine Sensation“– und für den Leipheimer Bürgermeis­ter Christian Konrad kamen die Entdeckung­en völlig überrasche­nd. „Damit hat hier niemand gerechnet und damit konnte auch niemand rechnen.“Die Funde lieferten, so Konrad, völlig neue Erkenntnis­se über die Entwicklun­g der Stadt. Vor allem für die Siedlungsg­eschichte seien die neu gewonnenen Informatio­nen wertvoll und sehr interessan­t.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Anja Seidel vom Archäologi­ezentrum in Günzburg hält eine aus der Jungsteinz­eit stammende Keramiksch­erbe in der Hand. Die Funde in Leipheim belegen, dass sich bereits vor 7000 Jahren Menschen dort angesiedel­t haben.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Anja Seidel vom Archäologi­ezentrum in Günzburg hält eine aus der Jungsteinz­eit stammende Keramiksch­erbe in der Hand. Die Funde in Leipheim belegen, dass sich bereits vor 7000 Jahren Menschen dort angesiedel­t haben.

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