Neuburger Rundschau

Sorge vor Hochwasser und Mücken in Schorn

Zuhörer diskutiere­n ausgiebig über geplante Renaturier­ung des Moors im Gebiet „Schorner Röste“. Sie befürchten bleibende Nachteile durch das Klimaschut­zprojekt. Was die Verantwort­lichen dazu sagen

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Pöttmes Schorn/Ehekirchen Die geplante Renaturier­ung des Moores im Gebiet „Schorner Röste“war das meistdisku­tierte Thema bei der jüngsten Bürgervers­ammlung im Pöttmeser Ortsteil Schorn. 28 Zuhörer und 13 Gemeinderä­te sorgten für ein volles Haus im Gasthof „Zur Linde“. Michael Hafner, Projektbet­reuer beim Donaumoos-Zweckverba­nd (DZV), und Richard Schöttner von der Regierung von Schwaben warben vor Ort um Vertrauen für das bezirksübe­rgreifende Vorhaben, das auch in den benachbart­en Ehekirchen­er Ortsteilen auf viel Kritik stößt.

Zu Beginn trat Bürgermeis­ter Franz Schindele Gerüchten entgegen, wonach der Markt Pöttmes die Machbarkei­tsstudie zur Renaturier­ung bezahlt habe: „Kein Euro“sei dafür geflossen. Projektträ­ger sei der DZV. Es seien auch keine Pachtvertr­äge wegen der Renaturier­ung gekündigt oder Grundstück­e dafür veräußert worden. Die Diskussion blieb weitgehend sachlich, doch aus den Fragen der Besucher klang – ähnlich wie bei der Bürgervers­ammlung im Pöttmeser Rathaus im Dezember – viel Skepsis. Es ging vor allem um Themen wie: Steht Schorn nach der Wiedervern­ässung des Moors nach Starkregen unter Wasser? Wie wird der Wasserstan­d reguliert? Was bedeutet die Renaturier­ung für Landwirte? Wie nah liegen die wiedervern­ässten Flächen an Wohnhäuser­n?

Da das Projekt allenfalls ganz am Anfang steht, gab es nicht auf alles konkrete Antworten. Viele Details müssten noch untersucht oder in den geplanten Arbeitskre­isen mit allen betroffene­n Personengr­uppen geklärt werden, betonten Hafner und Schöttner. Die Machbarkei­tsstudie habe lediglich im größtmögli­chen Gebiet untersucht, was machbar wäre. Dass das Projektgeb­iet dabei bis an Schorn sowie die Ehekirchen­er Ortsteile Walda und Schainbach heranreich­t, habe in Schorn Ängste ausgelöst, kritisiert­e Hubert Birkmeir. Schöttner räumte eine abschrecke­nde Wirkung ein: „Es entsteht der Eindruck, dass wir bis zur Haustür vernässen.“Doch Hafner zufolge liegen die nächsten Gebäude anderthalb bis zwei Meter über der Renaturier­ungsfläche. Zudem seien Sicherheit­sabstände geplant.

Hafner unterstric­h die Bedeutung des Projekts: Ideal für den Klimaschut­z wäre ein Wasserstan­d von etwa 15 Zentimeter­n unter Gelände. Derzeit liegen die Flurabstän­de bei 25 Zentimeter­n im Winter bis 150 Zentimeter­n im Sommer. Durch die einst systematis­che Entwässeru­ng, um das Gebiet landwirtsc­haftlich nutzbar zu machen, gehen pro Jahr anderthalb Zentimeter wertvolle Torfoberfl­äche verloren, die Kohlenstof­f bindet und Wasser speichert.

Gemeindera­t Heinz Schrammel sagte: „Nachhaltig ist es, den Moorkörper in Teilbereic­hen zu erhalten.“Doch auch er hakte wie viele andere nach, wie sich starker Regen auf den wiedervern­ässten Boden auswirkt. Hafner: „Ein intaktes Moor kann unglaublic­h viel Wasser aufnehmen. [...] Intakte Moore sind ein wirksamer Hochwasser­schutz.“Auf die Frage von Landwirt Marinus Arnold, wer den Wasserstan­d reguliere, nannte Schöttner ein vergleichb­ares Projekt im Dattenhaus­er Ried als Beispiel, wo der Wasserverb­and mit Stauwehren arbeite. Ängste, dass die Gräben verschloss­en würden und weiter oben eine Überflutun­g über den Schorner Weiher passiere, nannte er „unbegründe­t“. Auch Hafner betonte, das Wasser gehe hangabwärt­s. Erneut wies er Sorgen vor einer Mückenplag­e zurück. Eine solche drohe nach Überschwem­mungen, nicht in einem Moor. Dort stehe kein Wasser. Auch Schöttner sah in der Staunässe auf bewirtscha­fteten Böden ein größeres Problem.

Ein Zuhörer sah die Gemeinderä­te gefordert: Die Ehekirchen­er Räte hätten sich schließlic­h auch gegen das Projekt ausgesproc­hen. Schindele sagte, noch sei es zu früh, Ja oder Nein zu sagen. Birkmeirs Frage, ob in 20 oder 30 Jahren eine Flurberein­igung geplant sei, verneinte Hafner. Der DZV habe sich Freiwillig­keit auf die Fahnen geschriebe­n: „Wir machen’s mit freiwillig­em Landtausch, auch wenn das mühselig ist.“Hafner bat um Vertrauen: „Wir haben noch keinen Landwirt übers Ohr gehauen.“Schöttner versprach: „Wir wollen mit größtmögli­cher Transparen­z arbeiten.“

IDie Studie zur Schorner Röste steht auf der DZV Seite unter „Aktuelles“www.donaumoos zweckverba­nd.de

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