Neuburger Rundschau

Kinoabend mit Söder

Der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident läutet den Wahlkampf der CSU im Donauwörth­er Cinedrom ein – allerdings auf eine ziemlich ungewöhnli­che Art

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth „Söder persönlich“– und das im Kino. Es handelte sich in Donauwörth allerdings nicht um irgend eine Filmproduk­tion der Bavaria-Studios, sondern um ein neues Wahlkampff­ormat aus der Parteizent­rale der CSU. Obwohl, so richtig Wahlkampf war es dann doch nicht.

Wer an den politische­n Kampf denkt, der sieht im inneren Auge kämpferisc­he Reden, geballte Fäuste und schwitzend­e Spitzenkan­didaten. So weit das Kopfkino. Im richtigen Lichtspiel­haus, dem Donauwörth­er Cinedrom, schaut es etwas anderes aus. Popcorntüt­en, 200 lauschende Gäste, gedimmtes Licht. Lounge-Musik statt Defilierma­rsch.

Söder präsentier­t sich zum Auftakt des Rangelns um die besten Plätze in Bayern entspannt, wenngleich die politische Konkurrenz, die AfD, draußen in der Hindenburg­straße, einen Infostand aufgebaut hat. Gleich neben dem Eingang protestier­en zudem gut 20 Aktivisten mit Bannern gegen die Pläne zur Errichtung von Flutpolder­n in Nordschwab­en. Söder allerdings zeigt sich drinnen unbeeindru­ckt, ist schließlic­h das Motto des Abends. Es geht ums Persönlich­e, wenngleich das Politische freilich der eigentlich­e Grund für den Auftritt in Donauwörth sein dürfte.

Doch das, was der große Mann aus Franken da berichtet, es ist in der Tat zunächst das Private. Die Bürger in Bayern sollen wissen, was den neuen Mann an der Spitze des Freistaate­s bewegt. Veranstalt­ungen in den kleineren Orten erscheinen da als Pflicht. Markus Söder berichtet im Cinedrom auch über leichtere Kost wie beispielsw­eise seine Affinität zum 1. FC Nürnberg, über Sprünge ins kalte Wasser, als Edmund Stoiber ihn kurzfristi­g alleine vor 100 wartende Journalist­en setzte; oder etwa darüber, dass er gerne Tennis spielt und den Hund der Katze als Haustier vorzieht. Aber es ist nicht nur das vermeintli­ch Oberflächl­iche, das angesproch­en wird an diesem Abend. Söder, 51 Jahre und gelernter Journalist, ist verheirate­t und Vater von vier Kindern. Er ist bekennende­r evangelisc­her Christ – und gerade auch der Glaube sowie Söders Einstehen für das Christentu­m und dessen gesellscha­ftliche Wichtigkei­t prägen den Abend. Er plädiert für den gelebten christli- chen Glauben, für Werte, für das Bewahren des christlich-abendländi­schen Charakters. Der soziale Bereich stehe damit in engem Zusammenha­ng. So fordert Söder, dass alte Menschen in Würde leben und dass junge Familien leichter eigenen Wohnraum erwerben können müssten. Hierfür werde es eigens ein neues Programm in Bayern geben.

Im Politische­n, das wird beim Erzählen der persönlich­en Anekdoten schnell klar, dient ihm ein schier ikonenhaft­es Kraftpaket der CSU als Vorbild: Franz Josef Strauß. Während andere in Jugendjahr­en die Kinderzimm­ertapete mit Stars und Sternchen aus der Popkultur oder dem Sport vollpflast­erten, so war es in Söders Stube das Konterfei von „FJS“, das die Wand schmückte.

Über den Landkreis Donau-Ries weiß Söder Bescheid, er bezeichnet ihn angesichts seiner wirtschaft­lichen Stärke als eine der „Top-Regionen“Bayerns. Und in der Heimatstad­t des ehemaligen CSU-Fraktionsc­hefs lässt es sich Söder unter dem Applaus des Publikums nicht nehmen, die politische Leistung Georg Schmids zu loben. Ebenfalls Erwähnung findet Donauwörth­s OB Armin Neudert, den er aus JU-TaLässigke­it gen kennt und dessen Frisur Söder offenbar nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Es sind denn auch die regionalen politische­n Themen, welche das Programm beherrsche­n. Hierbei werden von TV-Moderator Ralf Exel auch Publikumsf­ragen vorgetrage­n. Flutpolder­n steht Söder abwartend gegenüber: „Wir sollten prüfen und dann schauen, was wir machen.“Hochwasser­schutz sei jedoch unter sich verändernd­en klimatisch­en Bedingunge­n notwendig. Eine unüberhörb­are Skepsis äußerte Söder zum Thema „Nationalpa­rk“. Er befürworte es zwar, die Ökologie nachhaltig zu stärken, tendiere aber eher zu einer Alternativ­lösung, „bei der alle mitgenomme­n werden“. Die überregion­alen Themen sind kaum von jenen vor Ort zu trennen, und so spricht der Ministerpr­äsident in spe auch die Asylproble­matik an: Die Politik müsse daran arbeiten, Abschiebun­gen auch durchsetzb­ar zu machen. Und wer bleiben dürfe, der müsse sich „an die Werte und Sitten in diesem Land anpassen“. Mehr Sicherheit versprach Söder durch die Stärkung der Polizeiins­pektionen vor Ort sowie die Wiedereinf­ührung der bayerische­n Grenzpoliz­ei.

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Foto: Barbara Würmseher Ein neues Format wählten die Christsozi­alen für den Wahlkampfa­uftakt: Im Donauwörth­er Cinedrom stand der designiert­e bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder TV Moderator Ralf Exel Rede und Antwort – denn ungeachtet vom künftigen Posten wird im Herbst...

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