Kinoabend mit Söder
Der designierte bayerische Ministerpräsident läutet den Wahlkampf der CSU im Donauwörther Cinedrom ein – allerdings auf eine ziemlich ungewöhnliche Art
Donauwörth „Söder persönlich“– und das im Kino. Es handelte sich in Donauwörth allerdings nicht um irgend eine Filmproduktion der Bavaria-Studios, sondern um ein neues Wahlkampfformat aus der Parteizentrale der CSU. Obwohl, so richtig Wahlkampf war es dann doch nicht.
Wer an den politischen Kampf denkt, der sieht im inneren Auge kämpferische Reden, geballte Fäuste und schwitzende Spitzenkandidaten. So weit das Kopfkino. Im richtigen Lichtspielhaus, dem Donauwörther Cinedrom, schaut es etwas anderes aus. Popcorntüten, 200 lauschende Gäste, gedimmtes Licht. Lounge-Musik statt Defiliermarsch.
Söder präsentiert sich zum Auftakt des Rangelns um die besten Plätze in Bayern entspannt, wenngleich die politische Konkurrenz, die AfD, draußen in der Hindenburgstraße, einen Infostand aufgebaut hat. Gleich neben dem Eingang protestieren zudem gut 20 Aktivisten mit Bannern gegen die Pläne zur Errichtung von Flutpoldern in Nordschwaben. Söder allerdings zeigt sich drinnen unbeeindruckt, ist schließlich das Motto des Abends. Es geht ums Persönliche, wenngleich das Politische freilich der eigentliche Grund für den Auftritt in Donauwörth sein dürfte.
Doch das, was der große Mann aus Franken da berichtet, es ist in der Tat zunächst das Private. Die Bürger in Bayern sollen wissen, was den neuen Mann an der Spitze des Freistaates bewegt. Veranstaltungen in den kleineren Orten erscheinen da als Pflicht. Markus Söder berichtet im Cinedrom auch über leichtere Kost wie beispielsweise seine Affinität zum 1. FC Nürnberg, über Sprünge ins kalte Wasser, als Edmund Stoiber ihn kurzfristig alleine vor 100 wartende Journalisten setzte; oder etwa darüber, dass er gerne Tennis spielt und den Hund der Katze als Haustier vorzieht. Aber es ist nicht nur das vermeintlich Oberflächliche, das angesprochen wird an diesem Abend. Söder, 51 Jahre und gelernter Journalist, ist verheiratet und Vater von vier Kindern. Er ist bekennender evangelischer Christ – und gerade auch der Glaube sowie Söders Einstehen für das Christentum und dessen gesellschaftliche Wichtigkeit prägen den Abend. Er plädiert für den gelebten christli- chen Glauben, für Werte, für das Bewahren des christlich-abendländischen Charakters. Der soziale Bereich stehe damit in engem Zusammenhang. So fordert Söder, dass alte Menschen in Würde leben und dass junge Familien leichter eigenen Wohnraum erwerben können müssten. Hierfür werde es eigens ein neues Programm in Bayern geben.
Im Politischen, das wird beim Erzählen der persönlichen Anekdoten schnell klar, dient ihm ein schier ikonenhaftes Kraftpaket der CSU als Vorbild: Franz Josef Strauß. Während andere in Jugendjahren die Kinderzimmertapete mit Stars und Sternchen aus der Popkultur oder dem Sport vollpflasterten, so war es in Söders Stube das Konterfei von „FJS“, das die Wand schmückte.
Über den Landkreis Donau-Ries weiß Söder Bescheid, er bezeichnet ihn angesichts seiner wirtschaftlichen Stärke als eine der „Top-Regionen“Bayerns. Und in der Heimatstadt des ehemaligen CSU-Fraktionschefs lässt es sich Söder unter dem Applaus des Publikums nicht nehmen, die politische Leistung Georg Schmids zu loben. Ebenfalls Erwähnung findet Donauwörths OB Armin Neudert, den er aus JU-TaLässigkeit gen kennt und dessen Frisur Söder offenbar nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Es sind denn auch die regionalen politischen Themen, welche das Programm beherrschen. Hierbei werden von TV-Moderator Ralf Exel auch Publikumsfragen vorgetragen. Flutpoldern steht Söder abwartend gegenüber: „Wir sollten prüfen und dann schauen, was wir machen.“Hochwasserschutz sei jedoch unter sich verändernden klimatischen Bedingungen notwendig. Eine unüberhörbare Skepsis äußerte Söder zum Thema „Nationalpark“. Er befürworte es zwar, die Ökologie nachhaltig zu stärken, tendiere aber eher zu einer Alternativlösung, „bei der alle mitgenommen werden“. Die überregionalen Themen sind kaum von jenen vor Ort zu trennen, und so spricht der Ministerpräsident in spe auch die Asylproblematik an: Die Politik müsse daran arbeiten, Abschiebungen auch durchsetzbar zu machen. Und wer bleiben dürfe, der müsse sich „an die Werte und Sitten in diesem Land anpassen“. Mehr Sicherheit versprach Söder durch die Stärkung der Polizeiinspektionen vor Ort sowie die Wiedereinführung der bayerischen Grenzpolizei.