Cool, cooler – Koistinen!
Im großen Der finnische Star-Verteidiger kann über die vergangene Kältewelle in Deutschland nur müde lächeln. NR-Interview spricht der 35-Jährige über seine NHL-Vergangenheit sowie einen möglichen Verbleib
Herr Koistinen, in der vergangenen Woche ist über Deutschland eine Kältewelle hereingebrochen. Haben Sie sich da als Finne „heimisch“gefühlt? Koistinen: (lacht) Ach, das war doch gar nicht kalt. Das einzig Unangenehme war der auffrischende Wind. Bei mir zu Hause in Oulu hatte es zu diesem Zeitpunkt 25 Grad minus. Von dem her war das hier in Ingolstadt sehr erträglich.
Sie sind nun seit rund zwei Monaten beim ERC Ingolstadt. Wie haben Sie in diesem Zeitraum das bayerische Leben kennengelernt?
Koistinen: Nun, aufgrund der Tatsache, dass wir in dieser Zeit sehr viel trainiert und gespielt haben beziehungsweise ich während der Olympia-Pause daheim in Finnland war, war es für mich kaum möglich, mich etwas genauer in Ingolstadt umzusehen oder Bekanntschaften zu schließen. Was ich dennoch sagen kann: Ich fühle mich bislang sehr wohl hier. Die Teamkollegen, Verantwortlichen und Fans sind sehr nett und zuvorkommend. Dementsprechend bin ich glücklich, hier zu sein.
In Ihrer bisherigen Karriere waren Sie in Finnland, Nordamerika, Schweden, Russland, Schweiz und nun Deutschland aktiv. An welchem Platz haben Sie sich sowohl in Sachen Eishockey als auch Lebensqualität am wohlsten gefühlt?
Koistinen: (überlegt) Ich würde Davos sagen! Es ist eine schöne kleine Stadt, in der nahezu alles eng beieinanderliegt, die aber auch abseits des Eishockey-Sports sehr viel zu bieten hat. Was das Eishockey selbst betrifft: Ich mag die dortige Spielweise sehr. Nachdem weniger mit Systemen gespielt wird, geht es zumeist permanent rauf und runter. Du befindest dich beispielsweise in einem Vier-gegen-zwei-Angriff und im direkten Gegenzug in einer Einsgegen-zwei-Unterzahl-Situation. Das lieben auch die Fans.
Wie würden Sie Ihr Gastspiel in der russischen KHL bei Ufa Salavat Yulayev (2011/2012) beschreiben? Koistinen: Na ja, ehrlich gesagt habe ich daran keine wirklich guten Erinnerungen. In meinem vierten Einsatz habe ich mich verletzt und danach keine weitere Partie mehr absolviert. Insgesamt gesehen war es für mich dort eine schwierige Zeit.
Lassen Sie uns noch etwas weiter zurückblicken: Im Jahr 2006 wurden Sie als ungedrafteter Spieler von den Nashville Predators verpflichtet. Nach einer starken Saison im dortigen Farmteam (Milwaukee Admirals) haben Sie dann den Sprung in die NHL geschafft …
Koistinen: Ja, das stimmt. Nachdem ich 2005/2006 der punktbeste Verteidiger in der finnischen Liga war, habe ich mir bei den Nashville Predators meinen Traum erfüllt und zunächst einen Zwei-Wege-Vertrag bei einem NHL-Team unterschrieben. Dort wurde ich im ersten Jahr im Farmteam eingesetzt und konnte die Verantwortlichen offenbar derart überzeugen, dass ich für das darauffolgende Jahr einen Ein-Wege-Vertrag für die Predators erhalten habe. Letztlich bin ich zwei Spielzeiten dort geblieben und hatte eine tolle Zeit – sowohl sportlich als auch, was das ,normale‘ Leben betrifft. Was mich besonders stolz gemacht hat: Aus meinem Geburtsjahrgang 1982 gab es in Finnland nur drei oder vier Akteure, die den Sprung in die NHL geschafft haben. Neben Torhüter Pekka Rinne, mit dem ich befreundet bin, war das unter anderem ich.
Insgesamt haben Sie für die Nashville Predators und anschließend Florida Panthers (2009/2010) 103 Partien in der National Hockey League absolviert. Hat es für Sie eine besondere Bedeutung, diese „magische“100-SpieleGrenze in der NHL erreicht zu haben? Koistinen: Ja, auf alle Fälle! Das Ziel eines jeden Eishockeyspielers ist es, den Sprung in die beste Liga der Welt zu schaffen. Es ist schon toll, wenn man ein, zwei oder fünf Partien absolviert hat. Wenn du dann über 100 Einsätze in deiner Vita stehen hast, dann macht dich das schon sehr stolz.
Mit Ihrer Körpergröße von 1,83 Metern zählen Sie zweifelsohne zu den körperlich eher kleineren Verteidigern. War das mit ein Grund, warum Sie sich letztlich nicht dauerhaft in der NHL festsetzen konnten?
Koistinen: (überlegt) Ich denke schon, dass man das so sagen kann, ja. Die Tatsache, dass ich ein ziemlich guter Skater bin, hat mir in meiner Karriere sicherlich geholfen. Damit konnte ich die fehlende körperliche Komponente zumindest etwas kompensieren. Letztlich ist es mir aber dennoch nicht gelungen, mich sowohl in Nashville als auch Florida unter den besten drei oder vier Verteidigern fest zu etablieren.
Wenn man den Spieler Ville Koistinen charakterisiert: Sie sind ein erstklassiger Skater, verfügen über ein starkes Passspiel, einen harten und platzierten Schuss sowie die Fähigkeit, ein Spiel zu lesen. Wie viel davon ist Talent beziehungsweise harte Arbeit? Koistinen: Wenn ich an meine Kindheit oder Jugend zurückblicke, war ich eigentlich nicht wirklich mit Talent gesegnet. Auch gab es in meiner Familie keinen Eishockey-Background. Ich bin dann zwar von der U16 bis zur U20 regelmäßig in den finnischen Nachwuchs-Nationalsogar teams zum Einsatz gekommen, habe aber nie eine Weltmeisterschaft absolviert. Von dem her kann man wohl schon sagen, dass ich mir das meiste hart erarbeiten musste.
Sie feiern im Juni Ihren 36. Geburtstag. Haben Sie eine Vorstellung, wie lange Sie noch auf einem derart hohen Niveau agieren können?
Koistinen: Mein Ziel ist es schon, dass ich noch vier oder fünf Jahre weiterspielen kann – vorausgesetzt natürlich, ich bleibe gesund und habe weiterhin die gleiche Einstellung und Liebe zum Spiel. Wenn das der Fall ist und es zudem meine schlittschuhläuferischen Fähigkeiten erlauben, kann ich es mir aber auch durchaus vorstellen, selbst mit 41 oder 42 Jahren noch auf dem Eis zu stehen.
Ihre starken Leistungen sprechen nach wie vor für sich. In Ihrer bislang kurzen Zeit beim ERC Ingolstadt sind Sie nicht nur „Panther des Monats Februar“geworden, sondern haben sich bereits in die Herzen der Anhänger gespielt. Wie nehmen Sie diese Anerkennung und Zuneigung wahr? Koistinen: Es freut mich natürlich sehr und ehrt mich, dass die Fans meine Art des Eishockeyspielens mögen. Ich kann nur versprechen, dass ich auch weiterhin jeden Abend alles geben werde, damit wir als Team möglichst erfolgreich sind.
Am Saisonende läuft Ihr Vertrag bei den Panthern aus. Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, in Ingolstadt zu bleiben?
Koistinen: Ja, das ist für mich definitiv eine Option. Was meine Zukunft betrifft, habe ich bislang noch nicht mit vielen Leuten gesprochen. Es ist wirklich alles offen. Ich kann daher auch noch keine Antwort geben, ob ich künftig in Deutschland, Schweden, Russland oder der Schweiz spielen werde.
Was sind für Sie die entscheidenden Punkte, wenn Sie einen neuen Kontrakt bei einem Verein unterschreiben? Koistinen: Letztlich setzt sich das aus vielen Dingen zusammen. Wer ist der Trainer? Wie ist das Team zusammengestellt? Na ja, und am Ende muss ich mit meiner Familie davon auch leben (lacht). Natürlich kann man sich auch hinstellen und sagen, dass man einen neuen Vertrag unterschrieben hätte, weil es einem in dieser oder jenen Stadt so gut gefällt. Aber unter dem Strich spielt der finanzielle Aspekt selbstverständlich schon auch eine wichtige Rolle.
Sie haben die Besetzung des TrainerPostens angesprochen. Wäre es ein Pluspunkt für einen Verbleib beim ERC Ingolstadt, sollte der Headcoach auch in der kommenden Saison Doug Shedden heißen?
Koistinen: Ja, natürlich! Neben Sportdirektor Larry Mitchell hatte Doug Shedden einen großen Einfluss darauf, dass ich nach Ingolstadt gekommen bin. Für einen Spieler ist es immer wichtig, wenn du ein gutes Verhältnis zum Trainer hast und er dir sein Vertrauen schenkt – wie es bei Doug der Fall ist.