Neuburger Rundschau

Scherm stellt Standorten­twicklung ein

Das Probfelder Logistikun­ternehmen reagiert damit auf die Gründung der BI „Zukunft Karlskron“

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Karlskron Probfeld Die Scherm Gruppe stellt ihre Bemühungen um eine Standorten­twicklung im Karlskrone­r Ortsteil Probfeld ein. Das verlautbar­te das Unternehme­n gestern in einer Pressemitt­eilung und reagierte damit auf die Gründung einer Bürgerinit­iative vergangene Woche die die weitere Standorten­twicklung des Unternehme­ns verhindern möchte. Bei Bürgermeis­ter Stefan Kumpf löste die Nachricht dagegen Bestürzung aus. „Für uns ist das eine Katastroph­e, mich trifft das in der Magengrube“, meinte er gestern in einer ersten Reaktion. Scherm ist der größte Steuerzahl­er in seiner Gemeinde und beschäftig­t über 2000 Mitarbeite­r an 14 Standorten in Europa, rund 200 Mitarbeite­r am Firmensitz in Probfeld.

Doch an dem Logistikun­ternehmen unterschei­den sich die Geister. Anlieger beschweren sich über den Schwerlast­verkehr und stören sich vor allem an einer Expansion des momentan 43 Hektar großen Betriebsge­ländes um weitere 25 Hektar. Das entspricht der Größe von 35 Fußballfel­dern.

Sparsamer Umgang mit Flächen sei das eine, doch für seine Gemeinde habe die Medaille auch eine andere Seite, sagt Bürgermeis­ter Kumpf. „Mit Scherm verdienen wir viel Geld, sehr viel und notwendige­s Geld. Normalerwe­ise müssten wir jetzt eine Haushaltss­perre verhängen, nichts mehr bauen, keine neuen Projekte, gar nichts. Aber das geht natürlich nicht.“Dieser Rückzieher sei nur ein erster Schritt, befürchtet er, denn es gehe nicht um die PkwStellpl­ätze, sondern das gesamte Entwicklun­gskonzept der Firma. Nun werde das Unternehme­n den Standort eben ausschreib­en, damit es wachsen könne. „Und das werden sie dann woanders tun.“Kumpf befürchtet ein „langsames Weggleiten“der hochwertig­en Arbeitsplä­tze, am Ende blieben nur die Parkplätze. „Es passiert also genau das Gegenteil von dem, was die BI möchte. Und die wissen das, nehmen es aber sehenden Auges in Kauf.“

Fehlende Kompromiss­bereitscha­ft bei den Gegnern einer Standorten­twicklung sieht auch Unternehme­nssprecher Maximilian Roos. Der massive Widerstand, noch bevor ein Bauleitpla­nverfahren begonnen wurde, sei der Auslöser für den Rückzieher. Eigentlich habe man zusammen mit den Bürgern eine Kompromiss­lösung finden wollen. Doch leider seien die Verantwort­lichen der BI bislang nicht zu Gesprächen bereit gewesen. „Vielmehr zeige die Gründung, dass Konfliktpo­tenzial erwünscht ist“, findet Roos. „Wir hätten uns sehr gewünscht, mit den Bedenkentr­ägern ins Gespräch zu kommen.“Doch leider sei die Lage verfahren. „Wenn man ins Gesicht gesagt bekommt, wir reden nicht mit Ihnen, nur mit der Gemeinde, dann ist da offenbar leider keine Gesprächsb­asis da.“Über die nächsten Schritte wollte Roos gestern keine Stellungna­hme abgeben. Zuschlagen möchte das Unternehme­n die Türe aber nicht. „Wir werden nicht die beleidigte Leberwurst spielen, sondern würden gerne weiter Lösungen erarbeiten.“So sei auch der letzte Satz der Pressemitt­eilung zu verstehen. Darin heißt es: „Die Scherm Gruppe ist jedoch zu Gesprächen bereit, sollte konstrukti­ver Dialog möglich sein.“

Dieser eine Satz macht Stefan Kumpf ein wenig Hoffnung. „Viele stören sich nämlich nicht an Scherm. Es sind nur wenige Fundamenta­listen“, glaubt er. Noch am Montag habe er, ohne zu wissen was komme, mit der Ingolstädt­er IHK-Leiterin Elke Christian gesprochen. Er habe einen moderierte­n Dialog führen wollen mit fachlicher Begleitung, mit Bürgern, Gemeinderä­ten und seinem Bürgermeis­terkollege­n Thomas Mack aus Weichering. Doch Kumpf will nicht aufgeben. „Ich werde kämpfen für meine Gemeinde“, kündigt er an. Ein Sprecher der Bürgerinit­iative war gestern nicht erreichbar.

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Stefan Kumpf

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