Hand drauf – das gilt!
Beim Hotel „Das Acker“wurde gestern Früh mit den Schreinerarbeiten das letzte große Gewerk vergeben. Was den Ausschlag für die Firma Pettmesser aus Oberhausen gegeben hat
Neuburg Die letzten E-Mails gingen noch in der Nacht hin und her. Gestern Früh traf Erwin Ballis schließlich auf der Fahrt von seinem Zuhause in Dillingen nach Neuburg im Auto die Entscheidung. Danach fuhr der Geschäftsführer der Maschinenringe auf direktem Weg zu Schreinermeister Manfred Pettmesser nach Oberhausen. Per Handschlag, „wie früher bei den Viehändlern“(Ballis) wurde dort das letzte große Gewerk beim Bau des Hotels „Das Acker“auf dem Donauwörther Berg in Neuburg-West vergeben. Wie Ballis sagt, seien damit etwa 80 Prozent aller Arbeiten am Hotel von Firmen aus der Region übernommen worden.
Ballis ist froh, dass auch die Schreinerei aus der direkten Nachbarschaft kommt und sich letztlich unter den drei Betrieben in der engeren Auswahl durchgesetzt hat. Das sei auch deshalb von großem Vorteil, weil man im Fall des Falles schnell Hilfe bekommen kann. Am Ende habe neben dem fachlichen Können auch die menschliche Komponente eine wesentliche Rolle bei der Auswahl gespielt. „Wir sind uns von der Führung der Mitarbeiter sehr ähnlich“, hat Erwin Ballis erkannt. Und nachdem sämtliche Berechnungen von Manfred Pettmesser glaubhaft und schlüssig gewesen seien, konnte ihm voller Überzeugung auch der Zuschlag gegeben werden.
Für den Unternehmer aus Oberhausen ist der Auftrag von gut einer halben Million Euro allerdings schon eine Herausforderung. Er hat nun bis 2. August Zeit, sämtliche, sein Handwerk betreffende Innenausstattungen zu erledigen – angefangen im Empfang, über die Bibliothek, die Sauna und natürlich in sämtlichen Zimmern inclusive der Suiten. „Uns freut es natürlich sehr, dass wir bei solch einem Prestigeprojekt dabei sein dürfen“, sagt Pettmesser. Die Firma sei zwar auch in und um München tätig und hat gerade sogar einen Auftrag auf Ibiza. „Am liebsten arbeiten wir aber natürlich in der Region“, sagt er.
Irgendwie habe man in den Verhandlungen schon gespürt, „dass sich da zwei gleiche Geister treffen“, beschreibt der 48-jährige Schreinermeister. Im Umgang mit den Mitarbeitern würde man sehr ähnlich denken und die Angestellten zum Beispiel in Entscheidungsprozesse mit einbinden. Pettmesser ist Lehrlingswart der hiesigen Schreinerinnung und geht in seinem Betrieb, was die Ausbildung angeht, mit gutem Beispiel voran. Aktuell hat er fünf Azubis unter seinen 30 Angestellten. Die jahrelange, intensive Nachwuchsarbeit würde sich jetzt auszahlen. „Auch wenn wir nicht die Löhne bezahlen können, die etwa Audi zahlt, gibt es in meinem Betrieb keinen Fachkräftemangel“, sagt er. Den Ausschlag dafür würde in erster Linie das mitmenschliche Arbeitsklima geben.
Sarah Schlamp hat im Verlauf des gestrigen Vormittags von der Entscheidung erfahren. Die künftige Hotel-Geschäftsführerin freut sich ebenfalls, dass Manfred Pettmesser die Schreinerarbeiten erledigen wird. Sie kennt die Qualitäten seines Betriebs bereits aus der Zusammenarbeit im Herrenhof in Rennertshofen, der Ende des Jahres seine Pforten endgültig geschlossen hat. Künftig wird die Stiftung St. Johannes im Marxheimer Ortsteil Schweinspoint den gesamten Gebäudekomplex für seine Behindertenarbeit nutzen.
Die 31-jährige Sarah Schlamp ist Tochter von Alfred Bircks. Die Unternehmerfamilie Bircks entwickelt das Sechs-Millionen-Projekt mit den Maschinenringen. Das Hotel am östlichen Eingang Neuburgs wird 58 Zimmer mit 116 Betten haben und ab Anfang August Gäste empfangen. Buchungen sind längst eingegangen. Die erste externe Reservierung kam übrigens von Kaninchenzüchtern, die zur überregionalen Scheckenclub-Vergleichsschau am 13. und 14. Oktober in die Donaumooshalle nach Untermaxfeld kommen. „Die Züchter, die aus ganz Deutschland anreisen, haben gleich das ganze Hotel gebucht“, erzählt Sarah Schlamp.
Zu diesem Zeitpunkt muss Manfred Pettmesser seine Arbeit längst erledigt haben. „Er kann es sich als lokaler Betrieb gar nicht erlauben, dass er es nicht pünktlich schafft“, meint Erwin Ballis augenzwinkernd. Weil vom Innenarchitekten gut vorgearbeitet wurde und schon detaillierte Skizzen vorliegen, hat der Schreinermeister auch keine Bedenken. Er hat gestern auch gleich noch losgelegt und bereits erste Gespräche geführt. In spätestens vier Wochen will er in seiner Schreinerei mit der Produktion starten.