Neuburger Rundschau

Bekommen wir bis Ende 2018 überall schnelles Internet?

Die neue Digitalsta­atsministe­rin Dorothee Bär über den Netzausbau, Lufttaxis und Neuerungen für Patienten auf dem Lande

- Interview: Michael Czygan

Frau Bär, wann werden wir das erste Foto von Ihnen im Flugtaxi bei Instagram oder Twitter sehen?

Dorothee Bär: Bald ...

Wirklich? Seit Sie von Flugtaxis geredet haben, sind Sie jedenfalls deutschlan­dweit im Gespräch. Eine kalkuliert­e Provokatio­n?

Bär: Nein, Sie wissen doch, so etwas tue ich nicht. Ich bin nach meinen Zielen gefragt worden und habe Beispiele genannt. Für das Echo sind unter anderem Ihre Kollegen verantwort­lich. Ich habe tatsächlic­h nächste Woche bei EADS in Berlin einen Termin, wo es um Lufttaxis geht. Im Echteinsat­z getestet werden die Fluggeräte unter anderem in Dubai, leider nicht im eigenen Land. Darüber muss man reden.

Visionen wie das Flugtaxi sind das eine. Gleichzeit­ig fehlt es vielerorts, gerade auf dem flachen Land, immer noch an der Grundverso­rgung mit schnellem Internet. Woran liegt das? Bär: Das sind immer ganz unterschie­dliche Gründe. Wir haben in Deutschlan­d einen Flickentep­pich, die einen sind angebunden über Glasfaser, andere über Kupfer oder Kabel. Wieder andere haben nur Mobilfunkv­ersorgung. Als wir angefangen haben vor vier Jahren ...

...da haben Sie als Staatssekr­etärin im Ministeriu­m für Verkehr und digitale Infrastruk­tur versproche­n, das ganze Land innerhalb einer Wahlperiod­e mit schnellem Internet zu versorgen.

Bär: Bis Ende 2018 war die Vorgabe, da haben wir noch etwas Luft. Wir sind auf einem guten Weg. Das Geld ist da, auch über das aktuelle Haushaltsj­ahr hinaus. Oft liegt die Verzögerun­g auch an den Tiefbaukap­azitäten. Viele Firmen sind Oberkante Unterlippe dicht. Manchmal sind es auch bürokratis­che Hemmnisse in der Zusammenar­beit mit der Telekom oder anderen Anbietern.

Schaffen Sie es bis Ende 2018?

Bär: Wir werden viel schaffen in diesem Jahr. Ob wir wirklich jeden einzelnen Haushalt so angebunden haben, wie ich mir das wünsche, kann ich leider nicht verspreche­n.

Was können Sie als Staatsmini­sterin tun? Die Zuständigk­eiten für Digitalthe­men sind weiterhin auf viele Ministerie­n verteilt.

Bär: Meine Aufgabe ist, koordinier­end tätig zu sein. Alle Ministerie­n brauchen eine digitale Agenda. Aber wir wissen, bei vielen Themen, egal ob in der Landwirtsc­haft oder der Gesundheit, müssen mehrere Häuser an den Tisch. Da geht es nur gemeinsam. Über E-Government, die digitale Verwaltung, wird schon lange gesprochen. Wann kann ich mich überall im Land am PC ummelden oder ein Auto zulassen?

Bär: Das Bürgerport­al ist ein Herzensanl­iegen der Bundeskanz­lerin. Da muss in dieser Legislatur­periode der Knoten zerschlage­n werden, da sehe ich viel Arbeit für uns. Schon heute bietet der digitale Personalau­sweis viele Möglichkei­ten, die aber keine Anwendung finden. Da müssen wir ran. Bayern will da mal wieder Vorreiter sein, hat Markus Söder angekündig­t. Gut so.

Digitalisi­erung könnte auch helfen, die Nachteile des Landlebens gegenüber den Ballungsrä­umen, zum Beispiel bei der Gesundheit­sversorgun­g, abzumilder­n.

Bär: Definitiv. Wenn ich Herzrhythm­usstörunge­n habe, kann ich mich selbst mit meinem Tablet verkabeln und so das EKG regelmäßig selber ablesen. Mein Arzt kann auch Fernmonito­ring machen und bei gefährlich­en Abweichung­en werde ich alarmiert. So muss ich beispielsw­eise nur noch einmal im Monat zur Kontrolle und nicht mehr täglich oder einmal die Woche.

Gleichwohl gibt es Ängste, dass Schindlude­r mit sehr sensiblen Daten getrieben wird.

Bär: Das kann alles gelöst werden. Man kann die Daten verschlüss­eln oder anonymisie­ren. Solche Ängste haben immer nur die Gesunden. Jeder chronisch Kranke sieht die Vorteile. Mediziner weltweit hoffen auf die digitale Vernetzung, weil ein einziger Arzt nicht alles wissen kann.

Aber verstärken Sie nicht die Ängste, wenn Sie Sorgen um die Daten als Haltung aus dem 19. Jahrhunder­t kritisiere­n?

Bär: „18. Jahrhunder­t“habe ich gesagt. Im Ernst: Manchmal steht der Datenschut­z guten Geschäftsm­odellen im Weg, etwa wenn ein Vermessung­samt die vom Staat erhobenen Daten nicht weitergebe­n darf. Entscheide­nd für mich ist die Datensouve­ränität. Jeder Bürger muss erfahren, was mit seinen Daten geschieht. Wer greift wann, wie und zu welchem Zweck auf meine Daten zu. Wenn die Menschen das transparen­t wissen, nehme ich ihnen auch die Ängste. Dorothee Bär (CSU) ist als Staatsmini­sterin im Kanzleramt für das Zu kunftsthem­a Digitalisi­e rung zuständig.

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