Neuburger Rundschau

„Zum Glück niemand verletzt“

Die Gewalt gegen Polizeibea­mte bei den Ausschreit­ungen in Donauwörth war größer als bislang bekannt. 30 Asylbewerb­er sitzen in Haft. Werden sie nun abgeschobe­n?

- VON SIMONE HÄRTLE

Donauwörth 30 Asylbewerb­er aus Gambia sitzen mittlerwei­le in Untersuchu­ngshaft, nachdem sie am Mittwoch in einer Erstaufnah­meeinricht­ung in Donauwörth randaliert haben. Und das offenbar gewalttäti­ger als bislang bekannt: Wie Innenminis­ter Joachim Herrmann gestern bei einem Besuch vor Ort mitteilte, wurden Polizeibea­mte mit Eisenstang­en, Flaschen und kochendem Wasser angegriffe­n: „Es ist dabei zum Glück niemand verletzt worden – aber die Gefahr bestand.“

Egal wie die Verfahren ausgehen, mutmaßlich werde keiner von ihnen in das Heim in Donauwörth zurückkehr­en, erklärt Karl-Heinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben. Eine Verlagerun­g des Problems könne aber nicht die einzige Lösung sein. Weil es in der Einrichtun­g in den vergangene­n Monaten immer wieder Vorfälle gegeben hat, stehe die Regierung schon seit längerem mit der Stadt, dem Landratsam­t und der Polizei in Kontakt, um die Situation vor Ort zu entschärfe­n. Das Heim werde aber voraussich­tlich mindestens bis Ende 2019 weiterbest­ehen.

600 Menschen leben in der Einrichtun­g in Donauwörth, rund die Hälfte von ihnen kommt aus Gambia. „Die Anerkennun­gsquote ist relativ gering, am Mittwoch hat sich Frust dann entladen“, sagt Meyer. Da nämlich kam die Polizei in den frühen Morgenstun­den, um einen Asylbewerb­er aus Gambia abzuschieb­en. 50 seiner Landsleute solidarisi­erten sich mit ihm und wollten die Abschiebun­g verhindern, es kam zu einem Großeinsat­z mit über 100 Beamten, 32 Personen wurden festgenomm­en.

Thomas Rieger, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord, berichtet, die Stimmung vor Ort sei aggressiv gewesen. Es habe auch Festnahmen wegen versuchter schwerer Körperverl­etzung gegeben. Zwei Männer wurden später wieder freigelass­en, gegen die anderen beantragte die Staatsanwa­ltschaft Augsburg Haftbefehl­e. Die letzten sind erst in der Nacht zum Freitag vollzogen worden. Als Haftgrund nennt Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai Fluchtgefa­hr. Wie es jetzt weitergeht, stehe derzeit nicht fest. Bei denjenigen, für die bereits ein Abschiebun­gsbescheid vorliegt, könne die Ausländerb­ehörde anfragen, ob die Staatsanwa­ltschaft auf eine Strafverfo­lgung verzichtet, dader mit möglichst schnell abgeschobe­n werden kann. Dies werde allerdings im Einzelfall entschiede­n, sagt Nickolai auf Nachfrage unserer Zeitung.

In der Einrichtun­g in Donauwörth sei mittlerwei­le wieder Ruhe eingekehrt, sagt Anna Lobkowicz von den Maltesern, die die Flüchtling­seinrichtu­ng mit aufgebaut hat. Und das eben auch, weil viele der Rädelsführ­er verhaftet wurden, die den Dialog zwischen Bewohnern, Maltesern und Behörden unterbunde­n hätten und somit auch für Vorfälle in den vergangene­n Wochen mitverantw­ortlich gewesen seien.

Innenminis­ter Joachim Herrmann kündigte gestern als erste Konsequenz weitere Unterstütz­ung für den Sicherheit­sbereich an. So werde die Dauerpräse­nz des privaten Sicherheit­sdienstes von 15 auf 20 Mann aufgestock­t. Die Polizei werde zudem ihre Präsenz an der Aufnahmeei­nrichtung und an bekannten Treffpunkt­en von Flüchtling­en erhöhen. „Wir sind hier Herr der Lage, wir haben die Lage im Griff“, betonte Herrmann. Der CSU-Politiker forderte zudem raschere Abschiebun­gen, die Bundesregi­erung müsse diesbezügl­ich auf andere Staaten mehr Druck machen.

Der Asylbewerb­er, an dessen geplanter Abschiebun­g sich die Ausschreit­ungen entzündet hatten, ist dem Vernehmen nach mittlerwei­le untergetau­cht.

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Foto: Stefan Puchner, dpa 30 Asylbewerb­er aus der Donauwörth­er Erstaufnah­meeinricht­ung sitzen nach ge walttätige­n Ausschreit­ungen in Untersuchu­ngshaft.

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