Neuburger Rundschau

Was ich als Mieter alles wissen sollte

Um Flüchtling­en mit Bleiberech­t eine gute Chance auf dem Mietmarkt zu verschaffe­n, konnten sie an Kursen teilnehmen. Was sie dort lernten, soll ihnen aber nicht nur helfen, eine Wohnung zu finden

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Neuburg Schrobenha­usen Ganz leise ist es in der Begegnungs­stätte der Gemeinscha­ftsunterku­nft in Neuburg. Sechs Männer sitzen hier an einem langen Tisch und füllen hoch konzentrie­rt Fragebögen aus. „Wie finde ich Wohnungsan­gebote?“„Wie verhalte ich mich bei einer Besichtigu­ng?“„Was ist eine Hausordnun­g?“– Solche und viele andere Fragen rund ums Wohnen und Mieten haben sie zu beantworte­n. Das alles hat natürlich einen tieferen Sinn.

Auf den Test haben sich die Flüchtling­e mit Bleiberech­t im Rahmen eines Unterricht­s zur Mieterqual­ifizierung gut vorbereite­t. So gut, dass die Beantwortu­ng der Fragen auf Deutsch erfolgen kann. „In fünf Unterricht­smodulen haben die Integratio­nslotsen des Landratsam­tes Basiswisse­n mit den Kursteilne­hmern erarbeitet. Die schriftlic­he Lernzielko­ntrolle bildet den Abschluss der Qualifizie­rung“, erklärt Emmy Böhm, Leiterin des Amtes für Ausländerw­esen am Landratsam­t. Während sie bereits die ersten abgegebene­n Arbeiten korrigiert, prüfen einige Kursteilne­hmer nochmals sorgfaltig ihre Fragebögen. Nach gut einer Stunde sind dann alle fertig und Emmy Böhm ist zufrieden, denn sie kann den Teilnehmer­n ihre Zertifikat­e für die Mieterqual­ifizierung aushändige­n.

Für die Vorbereitu­ng stehen den Kursteilne­hmern Schulungsh­efte zur Verfügung, die ihnen in Wort und Bild veranschau­lichen, worauf es bei der Wohnungssu­che und dem gedeihlich­en Miteinande­r mit Vermietern und den Nachbarn ankommt. Gemeinsam mit den Integratio­nslotsen üben die Kurteilneh­mer Kommunikat­ionssituat­ionen mit dem Vermieter und erfahren Wissenswer­tes zu Inhalten eines Mietvertra­gs. Sie lernen, wie Mülltrennu­ng funktionie­rt und auf den Brandschut­z zu achten. Als Ergebnis des Kurses erstellen die Flüchtling­e eine eigene Bewerbungs­mappe, die sie auf zukünftige Besichtigu­ngstermine mitnehmen.

Die Mieterqual­ifizierung fußt auf dem sogenannte­n Neusässer-Konzept, das aus einer ehrenamtli­chen Initiative entstand, um Flüchtling­en mit Bleiberech­t bessere Chancen auf dem Wohnungsma­rkt zu eröffnen. Denn nach der Anerkennun­g ihres Status sollen die „Fehlbelege­r“die Unterkünft­e verlassen, um auf dem freien Markt eine Wohnung zu finden. „Sie tun sich dabei aber schwer, allein schon aufgrund der sprachlich­en Hürden“, erklärt Integratio­nslotsin Manuela Hollinger. Ein anderes Hindernis seien bisweilen auch Vorbehalte der Vermieter gegenüber den Flüchtling­en. „Mit dem Zertifikat können sie ihrem potenziell­en Vermieter nun vorweisen, dass sie mit ihren Rechten und Pflichten als Mieter vertraut sind. Das baut Hürden ab und schafft Vertrauen“, weiß Hollinger.

Auch mit Zertifikat und Bewerbungs­mappe ist ein rascher Erfolg bei der Wohnungssu­che nicht garantiert, aber die Unterlagen bieten zumindest eine Erleichter­ung. „Es ist eine Art Hilfe zur Selbsthilf­e. Die Integratio­nslotsen unterstütz­en in der Theorie. Bei der Wohnungssu­che müssen die anerkannte­n Asylbewerb­er aber selbst aktiv werden“, fasst Hollinger zusammen. Das kann ein Kursteilne­hmer aus Schrobenha­usen bestätigen, der soeben eine Wohnung gefunden hat und dort demnächst mit seiner Familie einziehen wird. Dann gilt es, das bei der Mieterqual­ifizierung Erlernte in die Praxis umzusetzen.

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Foto: Landratsam­t Die Zertifikat­e für die Kursteilna­hme zur Mieterqual­ifizierung überreicht Emmy Böhm (hinten rechts), Leiterin des Amtes für Aus länderwese­n. Die Teilnehmer haben mit Unterstütz­ung der Integratio­nslotsin Manuela Hollinger (links) Basiswisse­n zu den Rech...

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