Kann losgehen!
Es reicht dann, mit dem Wintergrau und der Eiseskälte. Braucht keiner, hindert Paul Eberl an der Arbeit. Beim Leiter der Ingolstädter Kulturgärtnerei sind tausende Blumen bereit, verpflanzt zu werden. Auch sie warten sehnsüchtig auf: Frühling
Paul Eberl wär’ dann so weit. Und seine Tausenden von Blumen und Zwiebeln wären es auch. Allein, der Frühling, zaghaft, er will noch nicht so recht. Und der Winter, garstig, offensichtlich nie endend, der schmilzt nicht einfach so dahin, angesichts all dieser Pracht. Es ist dann deutlich Mitte März, Ostern ist nicht mehr fern und es hat immer noch Minusgrade. Es ist entschieden zu kalt. Unverschämt bitterkalt. Und Eberl und seine Mitarbeiter in der städtischen Kulturgärtnerei können noch immer nicht an ihr großes Pflanzwerk und die Stadt bunter machen. Eine Sachbestandsaufnahme in Sachen Frühlingssehnsucht.
Herr Eberl, es reicht dann jetzt mit dem Winter.
Eberl: Stimmt. Ich hätte ja gerne am Montag mit dem Pflanzen begonnen. Doch bei den angesagten Minusgraden müssen wir das verschieben. Zwei Grad Frost, das ginge noch. Aber es soll kälter werden.
Wie traurig sind Ihre Blumen?
Eberl: Denen macht das nichts. Die sind in den Gewächshäusern, da ist ihnen eingeheizt. Für die Blumen ist das alles kein Problem. Es hat sich jedenfalls noch keine bei mir beschwert. Und falls doch? Wie trösten Sie Ihre Blümchen?
Eberl: Durch diese eine Woche müssen wir noch durch. Danach sieht alles ganz anders aus. Eberl: Eigentlich nicht. Wobei, es kommt vor, dass ich schon mal ins Gewächshaus gehe und dann sag ich ihnen, sie dürften sich jetzt schon mal ein bisschen rühren. Aber dass ich so direkt mit den Blümchen spreche: nein.
Blumen sind aber doch die besseren Zuhörer als Menschen.
Eberl: Sie widersprechen nicht.
Welche Blume passt am besten zu Ingolstadt?
Eberl: Es sollte eine weißblaue Pflanze sein, aber da gibt es keine.
Und welche Blume passt ins Büro des Oberbürgermeisters?
Eberl: Neben Grünpflanzen, die den Rahmen bilden, kann da gut eine Orchidee stehen. Weil sie elegant ist und lange blüht.
Haben Sie eine Frühlingsblume, die Ihnen die liebste ist?
Eberl: Nein. Jede Pflanze, jede Frühlingsblume hat ihren eigenen Reiz. Favoriten habe ich aber schon. Das sind heuer die Ranunkeln: Ein Frühjahrsblüher, ähnlich wie die Trollblumen. Kugelige Blüte, gefüllt blühend. Innen Staubgefäße, damit die Bienen auch noch was davon haben. Gibt es in Weiß, in Rosa zum Beispiel oder in Orange.
Was blüht Ihnen daheim?
Eberl: Bei mir im Garten gibt es eine bunte Mischung. Narzissen, Tulpen, Vergissmeinnicht. Allerdings macht das meine Frau. Die ist ausgebildete Floristin.
Und, gab es schon mal Streit in dieser Gärtner-Ehe wegen der Blumen? Eberl: Nein, nein. Weder wegen der Zusammenstellung des Beetes, noch sonst.
Was braucht ein perfekter Frühlingssamstag noch für Sie, außer Blumen? Eberl: Ich bin Frühaufsteher. Bei uns in der Kulturgärtnerei beginnt der Dienst um sieben Uhr. Und auch samstags frühstücke ich gerne zeitig, also um halb sieben. Wenn das Wetter nicht gut angesagt ist, dann aber trotzdem die Sonne herauskommt, das gefällt mir. Und dann gehe ich bei uns daheim in Altmannstein in den Wald. Da ist immer was zu tun. Meine Kinder behaupten, ich sei Workaholic. Können Sie denn an Unkraut vorbeigehen, ohne es auszuzupfen?
Eberl: Das kommt darauf an. Wenn ich in einem Topf eins sehe, dann entferne ich das natürlich. In unseren städtischen Beetanlagen fange ich besser nicht an. Da komme ich bis zum Abend nicht mehr rein.
Wie viele Blumen werden denn heuer in Ingolstadt gepflanzt?
Eberl: Wir haben etwa 90 000 Frühjahrspflanzen in dreizehn verschiedenen Arten und 70 unterschiedlichen Sorten. Vor allem: Stiefmütterchen, Gänseblümchen und Vergissmeinnicht. Dazu kommen noch etwa 30000 Blumenzwiebeln. Für ungefähr zwölf verschiedene Arten in 50 verschiedenen Sorten.
Wäre es doch schon wärmer...
Eberl: Idealerweise sollten die alle vor Ostern schon draußen sein. Das ist immer das Ziel, dann alle Anlagen so weit zu haben. Aber das werden wir heuer nicht schaffen. Wenn es aber losgeht, arbeiten wir uns von der Stadtmitte nach außen vor.
Wie viele Monate im Voraus beginnt Ihr Frühlingswerk?
Eberl: Die sieben Mitarbeiter und ich fangen im September mit dem Eintopfen der Jungpflanzen an. Und im Frühjahr helfen uns dann mehreEinen re Trupps mit der Arbeit in den Anlagen der Stadt.
Wo in Ingolstadt würden Sie gerne mal was pflanzen, dürfen aber nicht? Eberl: Kann ich nicht sagen. An allen repräsentativen Plätzen gibt es Grün und Blumen. Es gibt in der Stadt keine Orte, wo ich sagen würde, da müsste dringend was gemacht werden. Der Rathausplatz war früher mal sehr steinern. Aber den haben wir aus meiner Sicht inzwischen auch gut aufgewertet.
Wenn Sie durch die Stadt spazieren, schauen Sie dann in die Gärten der Leute und ziehen vom Blumenbeet Rückschlüsse auf die Bewohner? Eberl: Im Unterbewusstsein sicher ja. Manche machen das sehr liebevoll. Die haben ein Gespür für Pflanzen und Blumen. Und dann gibt es die, da stehen die Pflanzen tagelang vor der Tür. In demselben Behältnis noch, wie vorher beim Gärtner gekauft.
Mit welcher Farbkombination vergisst man das Wintergrau am besten? Eberl: Eine Beste gibt es nicht. Es gibt gute Kombinationen. Ton in Ton gehalten. Oder Komplementärkontraste, was sich im Farbkreis gegenüberliegt. Damit kann man gut arbeiten.