Starker Tobak im Welschbräusaal
Die Gemeinde Rennertshofen bot beim Starkbierfest eine Menge Zündstoff. Nicht nur Bruder Barnabas hatte einen großen Auftritt, sondern auch ein Freisinger Mitglied des Bundestags
Rennertsofen Wenn Fastenzeit in der Marktgemeinde Rennertshofen ist, heißt das vor allen Dingen: Starkbier und Schweinshaxe im Welschbräusaal. Dazu als Vorspeise ein politisches Schwergewicht aus München oder – wie heuer der Fall – aus Berlin. Und als Nachtisch der himmlische Zorn eines Mönchs, der allgemeinhin unter dem Namen Barnabas firmiert. Auch dieses Jahr wurden die rund 130 Besucher bei der CSU-Veranstaltung nicht enttäuscht. Und wer es bis dahin noch nicht wusste: Der Kampf um die Landtags- und Bezirkstagswahl im Herbst hat schon begonnen.
Zuerst aber die Schelte aus dem Kloster des Starkbieres. Die übernahm, in der Kutte des streitbaren Mönchs, wieder Toni Ruf. Schon zu Beginn stimmte er die Zuhörer auf starken Tobak ein. Habe er sich beim letzten Mal als Neuling noch zurückhalten müssen, besitze er heuer schon Kündigungsschutz und damit sei die Gürtellinie keine Grenze mehr, sagte er. So viel vorweg. Die Gürtellinie hat Bruder Barnabas auch heuer nicht unterschritten. Nur den Gürtel hat er tiefer gesetzt...
Und so bekamen alle ihr Fett ab. Zuerst die Ortsteile von Rennertshofen. In Emskeim haben sie ein Geruchsproblem und in Ammerfeld kommt die Feuerwehr mit dem Traktor nicht mehr an die Tragkraftspritze, weil das Tor zu niedrig bemessen wurde. Aber auch der Bürgermeister und seine Stellvertreter waren vor dem Mönch nicht sicher. Der Ausgang von Georg Hirschbecks Zillenausflug gegen den Neuburger Oberbürgermeister beim Fischerstechen war für Barnabas eine klare Sache. „Der eine hat seither Schulterprobleme und der andere brauchte eine neue Hüfte.“Auch Alfred Ehrnstraßers Alleingang bei der Genehmigung des Baus einer Reithalle war Thema. „Hast für dein Gmiasgarten trockenen Pferdemist braucht?“Und die dritte Bürgermeisterin Ulrike Polleichtner? Ja, die verdiene von allen Bürgermeistern wohl das meis- te, denn die könne sich einen Fahrer leisten.
Dann schwenkte Bruder Barnabas auf den Gemeinderat ein. Natürlich Thema: Der Rückzug von Alvielleicht fred Bircks aus dem Gemeinderat: „Europa hat seinen Brexit, Rennertshofen seinen Bircks-it“Kinoseum, Schule, Sportgelände. Rennertshofen bot dem Mönch aber auch jede Menge Zündstoff. Aber Barnabas stoppte nicht an den Gemeindegrenzen, sondern nutzte die Anwesenheit von Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer aus Freising, um auch München und Berlin nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. Selbst vor Trump machte Barnabas nicht Halt.
Irlstorfer war als CSU-Gastredner geladen. Das Mitglied des Deutschen Bundestags (MdB) sitzt in Berlin im Ausschuss für Gesundheit und hat die GroKo-Verhandlungen mitgemacht. Seine Rede begann er zahm. Berichtete aus seinem Leben vor der Politik. Und wie es sei, in Berlin Abgeordneter zu sein. An den Jamaikaverhandlungen vor den GroKo-Verhandlungen und an der FDP ließ der 47-Jährige kein gutes Haar: „Jetzt fordern sie konstruktive Lösungen. Wer sich vorher im präventiven Hosenscheißertum wiederfindet, sollte jetzt ruhig sein.“Außerdem stärkte er dem neuen Bundesinnenminister den Rücken. „Wir wollen keine Entwicklung hin zu Multi-Kulti.“Mit dieser Meinung sei man kein ewig Gestriger, sondern ein moderner Konservativer. Die CSU sei nicht bereit, eigene Traditionen, Werte und Kultur aufzugeben. Der Wahlkampf schwang dabei deutlich mit – auch, da er immer wieder Matthias Enghuber direkt ansprach, als sei der bereits im Landtag. Enghuber als Kandidat der CSU hatte Gelegenheit, sich und sein Programm in groben Zügen schon einmal vorzustellen. Wie gesagt, wir sind halt schon wieder im Wahlkampf.
Im Welschbräusaal fand das Starkbierfest übrigens zum letzten Mal statt in gewohnter musikalischer Umrandung durch die Stammtischmusik der Rennertshofener Marktkapelle. Noch zwei Hochzeiten in dem frisch renovierten Saal, dann soll er abgerissen werden und einer Wohnbebauung weichen. Wohin dann, wissen die Veranstalter heute noch nicht.