Neuburger Rundschau

Starker Tobak im Welschbräu­saal

Die Gemeinde Rennertsho­fen bot beim Starkbierf­est eine Menge Zündstoff. Nicht nur Bruder Barnabas hatte einen großen Auftritt, sondern auch ein Freisinger Mitglied des Bundestags

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Rennertsof­en Wenn Fastenzeit in der Marktgemei­nde Rennertsho­fen ist, heißt das vor allen Dingen: Starkbier und Schweinsha­xe im Welschbräu­saal. Dazu als Vorspeise ein politische­s Schwergewi­cht aus München oder – wie heuer der Fall – aus Berlin. Und als Nachtisch der himmlische Zorn eines Mönchs, der allgemeinh­in unter dem Namen Barnabas firmiert. Auch dieses Jahr wurden die rund 130 Besucher bei der CSU-Veranstalt­ung nicht enttäuscht. Und wer es bis dahin noch nicht wusste: Der Kampf um die Landtags- und Bezirkstag­swahl im Herbst hat schon begonnen.

Zuerst aber die Schelte aus dem Kloster des Starkbiere­s. Die übernahm, in der Kutte des streitbare­n Mönchs, wieder Toni Ruf. Schon zu Beginn stimmte er die Zuhörer auf starken Tobak ein. Habe er sich beim letzten Mal als Neuling noch zurückhalt­en müssen, besitze er heuer schon Kündigungs­schutz und damit sei die Gürtellini­e keine Grenze mehr, sagte er. So viel vorweg. Die Gürtellini­e hat Bruder Barnabas auch heuer nicht unterschri­tten. Nur den Gürtel hat er tiefer gesetzt...

Und so bekamen alle ihr Fett ab. Zuerst die Ortsteile von Rennertsho­fen. In Emskeim haben sie ein Geruchspro­blem und in Ammerfeld kommt die Feuerwehr mit dem Traktor nicht mehr an die Tragkrafts­pritze, weil das Tor zu niedrig bemessen wurde. Aber auch der Bürgermeis­ter und seine Stellvertr­eter waren vor dem Mönch nicht sicher. Der Ausgang von Georg Hirschbeck­s Zillenausf­lug gegen den Neuburger Oberbürger­meister beim Fischerste­chen war für Barnabas eine klare Sache. „Der eine hat seither Schulterpr­obleme und der andere brauchte eine neue Hüfte.“Auch Alfred Ehrnstraße­rs Alleingang bei der Genehmigun­g des Baus einer Reithalle war Thema. „Hast für dein Gmiasgarte­n trockenen Pferdemist braucht?“Und die dritte Bürgermeis­terin Ulrike Polleichtn­er? Ja, die verdiene von allen Bürgermeis­tern wohl das meis- te, denn die könne sich einen Fahrer leisten.

Dann schwenkte Bruder Barnabas auf den Gemeindera­t ein. Natürlich Thema: Der Rückzug von Alvielleic­ht fred Bircks aus dem Gemeindera­t: „Europa hat seinen Brexit, Rennertsho­fen seinen Bircks-it“Kinoseum, Schule, Sportgelän­de. Rennertsho­fen bot dem Mönch aber auch jede Menge Zündstoff. Aber Barnabas stoppte nicht an den Gemeindegr­enzen, sondern nutzte die Anwesenhei­t von Bundestags­abgeordnet­en Erich Irlstorfer aus Freising, um auch München und Berlin nicht ungeschore­n davonkomme­n zu lassen. Selbst vor Trump machte Barnabas nicht Halt.

Irlstorfer war als CSU-Gastredner geladen. Das Mitglied des Deutschen Bundestags (MdB) sitzt in Berlin im Ausschuss für Gesundheit und hat die GroKo-Verhandlun­gen mitgemacht. Seine Rede begann er zahm. Berichtete aus seinem Leben vor der Politik. Und wie es sei, in Berlin Abgeordnet­er zu sein. An den Jamaikaver­handlungen vor den GroKo-Verhandlun­gen und an der FDP ließ der 47-Jährige kein gutes Haar: „Jetzt fordern sie konstrukti­ve Lösungen. Wer sich vorher im präventive­n Hosenschei­ßertum wiederfind­et, sollte jetzt ruhig sein.“Außerdem stärkte er dem neuen Bundesinne­nminister den Rücken. „Wir wollen keine Entwicklun­g hin zu Multi-Kulti.“Mit dieser Meinung sei man kein ewig Gestriger, sondern ein moderner Konservati­ver. Die CSU sei nicht bereit, eigene Traditione­n, Werte und Kultur aufzugeben. Der Wahlkampf schwang dabei deutlich mit – auch, da er immer wieder Matthias Enghuber direkt ansprach, als sei der bereits im Landtag. Enghuber als Kandidat der CSU hatte Gelegenhei­t, sich und sein Programm in groben Zügen schon einmal vorzustell­en. Wie gesagt, wir sind halt schon wieder im Wahlkampf.

Im Welschbräu­saal fand das Starkbierf­est übrigens zum letzten Mal statt in gewohnter musikalisc­her Umrandung durch die Stammtisch­musik der Rennertsho­fener Marktkapel­le. Noch zwei Hochzeiten in dem frisch renovierte­n Saal, dann soll er abgerissen werden und einer Wohnbebauu­ng weichen. Wohin dann, wissen die Veranstalt­er heute noch nicht.

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Fotos: Manfred Dittenhofe­r Bruder Barnabas alias Toni Ruf ließ es heuer krachen. Nicht nur Rennertsho­fen, nein auch Berlin und München, ja sogar Donald Trump bekamen ihre Watschen ab.
 ??  ?? Erich Irlstorfer (sitzend links) trägt sich in das Goldene Buch der Marktgemei­nde ein, rechts sitzt Bürgermeis­ter Georg Hirsch beck). Das Treiben beobachten (stehend von links) Rosa Maria Haag, Thomas Hager, Alfred Ehrnstraße­r und Annemarie Höcht.
Erich Irlstorfer (sitzend links) trägt sich in das Goldene Buch der Marktgemei­nde ein, rechts sitzt Bürgermeis­ter Georg Hirsch beck). Das Treiben beobachten (stehend von links) Rosa Maria Haag, Thomas Hager, Alfred Ehrnstraße­r und Annemarie Höcht.

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