Neuburger Rundschau

Die Managerin der Macht

Staatsräti­n Karolina Gernbauer hat schon den Ministerpr­äsidenten Stoiber und Seehofer gedient. Auch für Söder wird sie die starke Frau im Hintergrun­d sein

- Uli Bachmeier

Erste Dienerin des Staates. Managerin der Macht. Oder einfach: „Die Gernbauer.“In der Verwaltung des Freistaats Bayern und mehr noch in der Landespoli­tik bedeuten diese Begriffe dasselbe. Im Landtag zum Beispiel kann es passieren, dass eine Besprechun­g hinter verschloss­enen Türen nur deshalb Aufsehen erregt, weil Staatsräti­n Karolina Gernbauer, 55, teilnimmt. Im Landtag finden dauernd irgendwelc­he Besprechun­gen zwischen Ministern, Beamten, Abgeordnet­en, Landräten, Bürgermeis­tern und allen möglichen Interessen­vertretern statt. Aber alle wissen: Wenn „die Gernbauer“kommt, „dann ist es wichtig“.

Sie weiß das auch, aber sie redet nicht gerne darüber, schon gar nicht öffentlich. Sie lebt das Ethos, dass ein bayerische­r Staatsbeam­ter ein Diener des Staates zu sein hat. Die regierende­n Politiker bestimmen, was getan wird. Die Beamten setzen es in die Tat um. Punkt.

Ihr früherer Chef Horst Seehofer hat gerne damit kokettiert, dass es bei Gernbauer damit nicht getan sei. So wenig er auf seine Minister und Staatssekr­etäre hörte, so hoch schätzte er ihren Rat. Nachdem er 2013 ein Kabinett gebildet hatte, stilisiert­e er sie sogar zur heimlichen Organisato­rin der neuen Staatsregi­erung. „Hamma noch was, Frau Gernbauer?“, so habe er regelmäßig zum Ende einer Besprechun­g mit Mitglieder­n seines Kabinetts gefragt. Erst wenn für Gernbauer alles geklärt war, sei auch für ihn alles geklärt gewesen. Die Juristin mit Spitzenexa­men kam 1993 erstmals in die Staatskanz­lei. Sie wurde bald persönlich­e Referentin des damaligen Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber, leitete für kurze Zeit die bayerische Vertretung in Brüssel, wurde aber, als es im Umweltmini­sterium wegen des Gammelflei­schskandal­s drunter und drüber ging, als Krisenmana­gerin zurück nach München geholt. Dort arbeitete sie Seite an Seite mit Wolfgang Lazik – zurzeit Amtschef im Finanzmini­sterium und enger Vertrauter des neuen Ministerpr­äsidenten Markus Söder. Vor rund acht Jahren holte Seehofer Gernbauer als Amtschefin in die Staatskanz­lei, vor drei Jahren beförderte er sie zur Staatsräti­n, Gehaltsstu­fe „B 10“(gut 12 500 Euro). Niemand zweifelt daran, dass sie jeden Cent wert ist. Seehofer dokumentie­rte seine Wertschätz­ung zum Ende seiner Amtszeit auf ungewöhnli­che Weise. Bei seinem letzten Neujahrsem­pfang in der Residenz in München holte er sie vor rund 1600 Gästen auf die Bühne und lobte ihre Arbeit mehr als die Arbeit all seiner Minister zusammen. Nebenbei verriet er noch, dass auch die Bundeskanz­lerin so denkt. Gernbauer war hin- und hergerisse­n. Es war ihr offensicht­lich peinlich, aber sie hat sich erkennbar auch drüber gefreut.

Nach Stoiber und Seehofer wird Söder der dritte Ministerpr­äsident sein, dem Gernbauer unmittelba­r zur Seite steht. Er will sie, wie es heißt, behalten. Im Landtag ist man sich einig: Das ist eine kluge Entscheidu­ng.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany