Neuburger Rundschau

Zuckerberg: „Es tut mir leid“

Facebook erlebt in USA erste Boykottwel­le

- VON THOMAS SEIBERT CNN

Washington Nach tagelangem Schweigen sprach Mark Zuckerberg jenen Satz, den viele schon viel früher von ihm hören wollten: „Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist.“Die Entschuldi­gung des Facebook-Chefs für den Datenklau durch die Firma Cambridge Analytica soll der Öffentlich­keit signalisie­ren, dass das Online-Netzwerk den Skandal aufarbeite­n und dafür sorgen will, dass er sich nicht wiederholt. Doch das Interview mit dem Nachrichte­nsender konnte die Krise bei Facebook nicht stoppen. Im Internet gewinnt eine Boykottbew­egung gegen Facebook an Fahrt, an der sich einige Prominente und sogar ein ehemaliger Facebook-Manager beteiligen.

Von einem schlimmen Vertrauens­bruch gegenüber den FacebookNu­tzern sprach Zuckerberg. Wenn Facebook nicht in der Lage sei, die Daten seiner Nutzer zu schützen, verdiene das Unternehme­n deren Vertrauen nicht, räumte er ein. Zuckerberg will den Zugang zahlender Firmenkund­en zu den FacebookDa­ten strenger reglementi­eren, nach weiteren mutmaßlich­en Missetäter­n wie Cambridge Analytica forschen und den Nutzern mehr Möglichkei­ten geben, ihre persönlich­en Daten vor Fremdzugri­ffen zu schützen.

Auch Werbeagent­uren drohen mit Anzeigenst­opp

Auch eine schärfere Kontrolle von Facebook durch die Aufsichtsb­ehörden wollte Zuckerberg nicht ausschließ­en. Grundsätzl­ich ist er auch bereit, sich vor dem Kongress in Washington den kritischen Fragen von Politikern zu stellen.

Schon vor dem Skandal hatte Facebook wegen der Weitergabe von Daten viele Kritiker: Zuckerberg kann Werbekunde­n genau zugeschnit­tene Anzeigen anbieten, weil Facebook viele Daten über die Vorlieben und Abneigunge­n seiner Kunden verknüpft.

In Amerika rollt nun eine Facebook-Boykottwel­le unter dem Motto #deleteface­book (Löscht Facebook). Auch der Popstar Cher verabschie­dete sich offiziell von Zuckerberg­s Netzwerk. Viele Internetse­iten bieten Anleitunge­n an, wie Facebook schnell und gründlich von einem Computer verbannt werden kann. Noch mehr Aufmerksam­keit erregte der Boykottauf­ruf von Brian Acton. Der 46-Jährige gehört zu den Mitgründer­n des weltweit beliebten Mitteilung­sdienstes WhatsApp, der vor vier Jahren von Facebook gekauft wurde. Acton wurde durch den Deal zum Multimilli­ardär, doch im vorigen Jahr schied Acton bei WhatsApp/Facebook aus – und jetzt schrieb er auf Twitter, es sei an der Zeit, Facebook zu löschen.

Actons Schritt ließ nicht nur das Netz aufhorchen. Der britische Werbeagent­uren-Verband ISBA droht bereits mit einem Stopp von Facebook-Anzeigen, wenn sich nichts ändern sollte.

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Foto: dpa Facebook in der Krise: Mark Zuckerberg entschuldi­gt sich.

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