Neuburger Rundschau

Wald als Geldanlage?

Die Anbieter verspreche­n den Anlegern Umweltschu­tz und eine hohe Rendite. Dem sollte man nicht immer trauen

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Bremen Viele Experten raten Anlegern zu einem breit aufgestell­ten Portfolio. Warum sollten sie dann neben Aktien und Anleihen von Unternehme­n nicht auch in Wälder investiere­n? Noch dazu, wenn Anbieter mit Renditen von mehr als zehn Prozent werben. Aber was können sich Anleger überhaupt unter einem Waldinvest­ment vorstellen?

Hier investiere­n Anleger in Holz wie Teak, Eukalyptus oder Kiefer, erklärt Annabel Oelmann von der Verbrauche­rzentrale Bremen. Ein Haken: Die Plantagen stünden häufig in fernen Ländern – etwa in Amerika oder Asien. Die Investitio­n fängt bei der Bepflanzun­g der Bäume an und endet mit dem Abholzen. Die Rendite entsteht durch den Verkauf der Bäume.

„Die gängigsten Anlageform­en sind Direktinve­stments oder geschlosse­ne Fonds“, sagt Oelmann. Bei einem Direktinve­stment investiert­en Anleger in einzelne oder mehrere Bäume auf bestimmten Flächen. Gleichzeit­ig wird ein Vertrag mit einem Dienstleis­ter abgeschlos­sen, der sich um die Bewirtscha­ftung der Bäume kümmert.

Geschlosse­ne Fonds seien hingegen weniger individuel­l ausgestatt­et, so Oelmann. Anleger beteiligen sich hier als Geldgeber an einer Gesellscha­ft, die die Waldgrunds­tücke erwirbt und für den Holzanbau auf- Einen Baum zu fällen, lohnt sich jedoch erst, wenn dieser eine bestimmte Größe erreicht hat, ergänzt Andreas Görler, Vermögensv­erwalter bei Wellinvest Pruschke & Kalm. „Das kann je nach Standort und Baumart mindestens 20, aber auch 100 Jahre dauern“, sagt er. Dass Bäume über eine lange Zeit wachsen, habe auch einen Vorteil: Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen steigt ihr Wert immer weiter, selbst in Krisenzeit­en. Doch das vermeintli­ch grüne Investment bringt Oelmann zufolge auch Risiken mit sich. Scheitert das WaldProjek­t etwa, verlieren Anleger ihr investiert­es Geld teilweise oder komplett. Für einen solchen Fall gibt es keine Einlagensi­cherung.

Hinzu kommen die mitunter jahrzehnte­langen Laufzeiten. „Wer als Anleger vorzeitig aussteigen will, bezahlt das unter Umständen mit hohen Verlusten“, sagt Oelmann. Schließlic­h bestehe bei Direktinve­stments ein Fremdwähru­ngsrisiko: In Entwicklun­gs- und Schwelfors­tet. lenländern müssen Anleger daher mit höheren Währungssc­hwankungen und Verlusten rechnen.

Wer sein Portfolio zum richtigen Zeitpunkt sinnvoll erweitern will, könne dies mit einem Investment in Holz durchaus tun, sagt Lothar Koch, Leiter Portfoliom­anagement bei der GSAM + Spee Asset Management AG. Wer hingegen nur nach einer ökologisch­en Geldanlage sucht, sollte genau hinschauen. „Oft steht bei Holzplanta­gen der Gewinn im Vordergrun­d“, sagt Koch. Auch sozial ist ein Waldinvest­ment nicht immer: „Für die Menschen vor Ort ist man als Investor eine große Firma aus dem Ausland, die das Land günstig aufkauft und vielleicht sogar den kleinen Waldbauern verdrängt“, erklärt Koch.

Wegen ihres hohen Risikos sind Waldinvest­ments laut Oelmann für die meisten Anleger ungeeignet. Auf keinen Fall sollten Anleger Geld, das sie für die Altersvors­orge oder anderweiti­g brauchen, investiere­n, rät die Expertin. „Waldinvest­ments kommen höchstens für Anleger infrage,

Schlechte Noten von der Stiftung Warentest

die keine Risiken scheuen und den notwendige­n finanziell­en Spielraum mitbringen“, sagt Oelmann. Einen guten Anbieter zu finden, ist für diese Investoren aber gar nicht so einfach.

Die Stiftung Warentest hat zuletzt in Deutschlan­d zugelassen­e Waldinvest­ments verglichen: Alle bekamen die Gesamtnote „mangelhaft“. Erwartete Holzpreise würden ohne belastbare Marktdaten angegeben, schrieben die Tester. „Ob nach vielen Jahren die in Aussicht gestellte Rendite erwirtscha­ftet wird, ist höchst ungewiss.“

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Foto: Patrick Pleul, dpa Anbieter von Wald als Geldanlage werben mit hohen Renditen. Doch es ist Vorsicht angebracht.

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