Neuburger Rundschau

Versagte Technik im selbstfahr­enden Auto?

Videoaufna­hmen zeigen, dass die tödlich verletzte Passantin hätte erkannt werden müssen

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Tempe Videoaufna­hmen zum ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahr­enden Auto werfen Fragen nach einem Versagen der Technik und mangelnder Aufmerksam­keit des Fahrers auf. In dem kurzen Video ist zu sehen, dass die vom Auto des Fahrdienst-Vermittler­s Uber erfasste Frau die mehrspurig­e Fahrbahn von links nach rechts überquerte und damit eigentlich von dem Laserradar des Roboterwag­ens hätte gesehen werden müssen. Das Fahrzeug versuchte jedoch nach bisherigen Angaben der Polizei nicht abzubremse­n oder auszuweich­en.

Der von der Polizei veröffentl­ichte Clip bricht unmittelba­r vor dem Aufprall ab. In einem zweiten Videofragm­ent, das den Innenraum des Wagens zeigt, scheint Ubers Sicherheit­sfahrer die meiste Zeit auf etwas unterhalb des Armaturenb­retts zu schauen und nur gelegentli­ch den Blick auf die Fahrbahn zu richten. Auch direkt vor dem Aufprall blickt er nach unten – und dann sieht man den Schreck auf seinem Gesicht. Der Uber-Roboterwag­en hatte die Frau, die ein Fahrrad über die Straße schob, am späten Sonntagabe­nd in der US-Stadt Tempe im Bundesstaa­t Arizona überfahren. Sie starb im Krankenhau­s.

Uber stellte alle Fahrten seiner Roboterwag­en ein. Experten zeigten sich überrascht davon, dass der Wagen trotz seiner vielen Sensoren nicht reagiert zu haben scheint. „Das Video zeigt eindeutig, dass die Passantin nicht erkannt wurde, nicht mal, als sie bereits vor dem Auto stand. Alles deutet auf Versagen der Uber-Sensorik und der Programmie­rung hin“, sagte Raúl Rojas, Leiter des Dahlem Center for Intelligen­t Systems an der Freien Universitä­t Berlin. „Herkömmlic­he Notstopp-Systeme hätten bei modernen Autos wohl eingegriff­en.“

Auch Christoph Stiller vom Karlsruher Institut für Technologi­e betonte, die Laser- und Radarsenso­ren arbeiteten „unabhängig vom Tageslicht und hätten die Fußgängeri­n mit ihrem geschobene­n Rad selbst noch bis in 100 Metern Entfernung detektiere­n müssen“. Die erste Einschätzu­ng der Polizei, dass der Unfall unvermeidb­ar erschien, werde von dem Video infrage gestellt.

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