Neuburger Rundschau

Die armen Kinder der brutalen Sekte

- VON HOLGER SABINSKY WOLF hogs@augsburger allgemeine.de

Die Fassade war: Männer mit langen Bärten und Frauen mit langen Kleidern sitzen auf einer Wiese beim Hofladen, Kinder spielen friedlich unter Bäumen. Die Realität war: Die Mitglieder der fundamenta­listischen christlich­en Glaubensge­meinschaft „Zwölf Stämme“haben ihre Kinder mit brutalen Methoden erzogen. Sie schlugen sie mit Ruten, sie brachen ihren Willen, sie unterzogen sie Gehirnwäsc­hen.

Dass ihnen vor fünf Jahren die Kinder weggenomme­n wurden, war eine harte Maßnahme, denn die Kleinen liebten ihre Eltern trotz der Misshandlu­ngen. Dennoch war sie richtig. Wo Kinder systematis­ch gezüchtigt und unterdrück­t werden, muss der Staat eingreifen und den Eltern das Sorgerecht entziehen.

Dass ausgerechn­et diese Leute sich nun vor einem Europäisch­en Gerichtsho­f auf ihre Menschenre­chte berufen haben, ist grotesk. Die Sekten-Eltern haben die Grundrecht­e ihrer Kinder viele Jahre lang mit Füßen getreten. Sie haben ihnen körperlich­e und seelische Schäden zugefügt. Sie waren es, die jahrelang gegen die Europäisch­e Menschenre­chtskonven­tion verstoßen haben. Das Urteil des Menschenre­chtsgerich­ts ist daher nur konsequent.

Traurig: Die „Zwölf Stämme“sind unverbesse­rlich. Statt ihre brutalen Erziehungs­methoden zu stoppen, sind sie nach Tschechien geflüchtet. Dort sind Prügelstra­fen nicht gänzlich verboten. Die Sekten-Eltern können weiter im Namen der Bibel ihre Kinder züchtigen.

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