Neuburger Rundschau

Macht Vero Facebook Konkurrenz?

Was hinterm Hype um das Netzwerk steckte

- VON FABIAN HUBER

Keine Werbung, keine Algorithme­n, keine unnötig erhobenen Nutzerdate­n – so klingen die Verspreche­n des neuen sozialen Netzwerks Vero. Es gebe „ein Ungleichge­wicht zwischen den Interessen der Plattforme­n und der Nutzer“, heißt es auf der Website des Unternehme­ns. Vero sei das „wahre soziale Medium“, so der selbstbewu­sste Slogan. Ein kundenfreu­ndlicher Gegenpol zur Datenkrake Facebook also?

Zumindest hat Vero – eine Plattform zum Teilen von Bildern, Büchern, Filmen und Serien – Ende Februar einen kometenhaf­ten Aufstieg erlebt. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde die App insgesamt mehr als 500 000 Mal herunterge­laden, berichtete die Online-Plattform Mashable. Daher wurde der Vorwurf laut, Vero habe sich mittels automatisi­erter Programme an die Spitze der Download-Listen katapultie­rt. Und: Einflussre­iche Nutzer auf anderen Plattforme­n, sogenannte Influencer, seien bezahlt worden, um für Vero zu werben. Solche Methoden seien üblich, sagt Jürgen Seitz, Professor für Marketing, Medien und Digitale Wirtschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart. „Der Vero-Hype ist auf jeden Fall

Hunderttau­sende luden die Vero App herunter

durch Influencer gestartet worden – ob bezahlt oder nicht.“

Den Versuch, Facebook vom Thron der sozialen Medien zu stoßen, gibt es immer wieder. Mal vergeblich, wie bei den Netzwerken Ello, Peach oder Diaspora; mal durchaus erfolgreic­h: Zwar wächst die Zahl der Facebook-Nutzer laut „Social-Media-Atlas“der Kommunikat­ionsberatu­ng Faktenkont­or und des Marktforsc­hers Toluna. In der Teenager-Zielgruppe ist Facebook inzwischen jedoch von den Konkurrent­en Instagram und Snapchat abgelöst worden.

„Facebook wird zu einem Seniorenne­tzwerk“, sagte die neue Staatsmini­sterin für Digitales, Dorothee Bär (CSU), kürzlich. Seitz hält das für überspitzt. Dass Teenager von Facebook abwandern, habe folgende Gründe: Apps, in denen nur Bilder gepostet werden, würden beliebter. Zudem: „Niemand möchte in den Club mit seinen Eltern gehen.“Neue Plattforme­n wie Vero seien also vor allem für eine sehr junge Zielgruppe interessan­t – wenn sie eine „Killer-Applikatio­n“hätten, ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Wie witzige Foto-Filter bei Snapchat oder das umfangreic­he Bildbearbe­itungsprog­ramm von Instagram. „Eine Killer-Applikatio­n kann ich bei Vero noch nicht erkennen“, sagt Seitz.

Der Hype um Vero scheint inzwischen auch schon wieder vorbei zu sein. Viele Nutzer löschen die App. Weil der libanesisc­he Vero-Gründer Ayman Hariri, so begründen sie ihre Entscheidu­ng, Vize-Chef der Baufirma Saudi Oger gewesen sei. Diese soll tausende Mitarbeite­r nicht bezahlt haben. Es gab Korruption­svorwürfe. Ende Juli 2017 stellte Saudi Oger den Betrieb ein.

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Foto: Vero.co Das neue soziale Netzwerk kann mit ei ner App be nutzt werden.

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