Neuburger Rundschau

Die Welt muss über Stahl reden

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Trump ist zwar ein Populist, ein gnadenlose­r Vereinfach­er, der vor einer Eskalation von Konflikten nicht zurückschr­eckt. Das zeigt der nun dramatisch einsetzend­e und die Börsen stark verunsiche­rnde Handelskri­eg mit China. Aber auch ein Simplifizi­erer wie der US-Präsident kann mal recht haben, selbst wenn er die falschen Konsequenz­en daraus zieht. So irrt Trump nicht, wenn er den Mächtigen in China vorwirft, die Stahlindus­trie mit Subvention­en zu verwöhnen.

Dies führt dazu, dass in dem asiatische­n Land Unmengen Stahl erzeugt werden, weit mehr als in dem stark wachsenden Riesenreic­h notwendig sind. Dadurch ist eine Reaktion eingetrete­n, wie sie lehrbuchha­ft für durch Subvention­en ausgelöste Fehlsteuer­ungen steht: China überschwem­mt seit langem den Weltmarkt mit Billigstah­l. Das hat europäisch­e wie amerikanis­che Produzente­n in die Krise gestürzt. Das Land führt, um im eigenen Land Jobs zu erhalten und Unruhen zu vermeiden, einen Stahl-Exportkrie­g. Das macht Trump verständli­cherweise wütend. Doch er reagiert alttestame­ntarisch, nach dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Ein solcher Handelskri­eg schadet jedoch langfristi­g allen. Zielführen­der wäre eine WeltStahlk­onferenz, wo alle Industriel­änder an einem Tisch sitzen und Regeln vereinbare­n, wie Kapazitäte­n stillgeleg­t werden können. So würde verhindert, dass Billig-Stahl Märkte flutet und in Ländern wie den USA oder Deutschlan­d massenweis­e Arbeitsplä­tze vernichtet.

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