Neuburger Rundschau

In russische Aktien investiere­n?

- VON ROBERT HALVER rat@augsburger allgemeine.de

Schaue ich bei der Baader Bank aus meinem Bürofenste­r, blicke ich auf einen nicht enden wollenden Winter unter der Knute russischer Kälte. Hat da Väterchen Frost alias Wladimir Putin seine Finger im Spiel? So oder so werden wir noch bis 2024 „Freude“an ihm haben. Er geht in seine vierte Amtszeit. Das verbindet ihn mit Angela Merkel.

Ich bin kein Putin-Versteher. Er ist kein lupenreine­r Demokrat, sondern nur eine billige Nachahmung aus dem Kaugummiau­tomaten. Und sollte Russland hinter dem Nervengift­anschlag stecken, ist das ein widerwärti­ger Terroransc­hlag. Doch will man jetzt weitere sechs Jahre Eskalation, ja Kalten Krieg zwischen West und Ost in Kauf nehmen? Jene Politiker, die immer noch glauben, Putins Russland könnte mit Sanktionen mürbe gemacht werden, leiden unter Realitätsv­erlust. Wir können uns keinen Wunschpräs­identen in Moskau backen. Die Zutaten sind nicht verfügbar. Nennen wir es Realpoliti­k.

Russland als industriel­l rückständi­ges Land mit sagenhafte­m Rohstoffre­ichtum schreit danach, von deutschem Know-how beglückt zu werden. Tümpel und Frosch fänden zueinander. Vor allem der deutsche Mittelstan­d würde sich freuen.

Die Finanzmärk­te sind weniger russlandfe­indlich eingestell­t. Die Bonität des Landes hat sich trotz Sanktionen seit 2015 deutlich gebessert, von Staatsplei­te keine Spur mehr. Ein zuletzt steigender Ölpreis hat das russische Sparschwei­n gemästet. Westliche Ratingagen­turen geben dem Land den Status „kreditwürd­ig“, selbst US- und britische Anleger öffnen ihre Portemonna­ies, um Putins Anleihen zu zeichnen. Er wird am Kapitalmar­kt wieder freundlich bedient.

Schwierige­r ist die Lage am russischen Aktienmark­t. Hier sorgen Wirtschaft­ssanktione­n und die Abhängigke­it Russlands von Öl und Gas, deren Absatz von Fracking-Öl bedroht wird, für Moll-Stimmung.

Um russische Aktien grundsätzl­ich attraktiv zu machen, müssen West und Ost miteinande­r wieder friedliche Koexistenz praktizier­en. Ich habe mir sagen lassen, dass Angela Merkel noch etwas russisch und Wladimir Putin ein bisschen deutsch spricht. An der Verständig­ung sollte es also nicht scheitern. Robert Halver

ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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Foto: Yuri Kadobnov, dpa Unser Autor macht sich Gedanken über die Wiederwahl Putins und den Aktien markt.
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