Neuburger Rundschau

Kim war tatsächlic­h da

China lüftet das Geheimnis: Der nordkorean­ische Diktator hat seine erste Auslandsre­ise unternomme­n. Worum es in Peking ging

- VON DENIS DWORATSCHE­K Xinhua KCNA VON MICHAEL STIFTER Tagesspieg­el

Augsburg Pjöngjang und Peking trennen ungefähr 800 Kilometer. Mit einem Flugzeug dauert die Reise knapp zwei Stunden. Doch Diktator Kim Jong Un, der sich in seiner nordkorean­ischen Heimat als gottgleich­er Herrscher verehren lässt, soll ein sehr menschlich­es Problem haben: Flugangst. Ähnlich wie sein Vater nutzt er deshalb die Eisenbahn zum Reisen. Mit einem gepanzerte­n Sonderzug machte sich Kim zu Wochenbegi­nn auf den langen Weg nach Peking. Gut einen Tag dürfte er unterwegs gewesen sein.

Bei den Gesprächen mit Chinas Präsident Xi Jinping ging es natürlich um das nordkorean­ische Atomprogra­mm. Aus Kreisen der chinesisch­en Regierung heißt es, dass Kim Jong Un sein nukleares Waffenarse­nal unter bestimmten Bedingunge­n beseitigen wolle. Die Pekinger Nachrichte­nagentur zitierte ihn: Nordkorea habe die Initiative ergriffen, um die Spannungen zu verringern, und habe Vorschläge für Friedensge­spräche gemacht. „Es ist unsere beständige Haltung, dass wir der Entnuklear­isierung der koreanisch­en Halbinsel verpflicht­et sind.“Verdächtig war allerdings, dass die nordkorean­ische Nachrichte­nagentur in ihren Berichten über das Treffen die Atomwaffen verschwieg.

Der Besuch Kims blieb bis zu seiner Rückkehr nach Pjöngjang eine bloße Spekulatio­n. Anfangs wurde noch vermutet, dass nur die Schwester des Diktators nach Peking gereist sei. Kim Yo Jong besuchte vor wenigen Wochen auch die Olympische­n Spiele in Südkorea. Erst am Mittwoch bestätigte­n beide Seiten die erste Auslandsre­ise des nordkorean­ischen Diktators seit dessen Amtsüberna­hme im Jahr 2011. Er folgte einer Einladung aus Peking.

Ein weiterer Grund für die Reise war das seit längerem belastete Verhältnis beider Staaten. Der traditione­lle Verbündete China hat sich in der Vergangenh­eit sogar an UNSanktion­en gegen Pjöngjang beteiligt. Sicherlich wurde über eine mögliche Rücknahme gesprochen. Gastgeber Xi Jinping selbst informiert­e US-Präsident Donald Trump am Mittwoch über den Besuch. Dieser twitterte prompt seine eigenen Schlüsse aus den Informatio­nen aus Peking: Kim freue sich auf das Treffen mit ihm, und die Besprechun­g mit Xi Jinping sei „gut verlaufen“. Mit der Reise versucht sich Kim auch die nötige Rückendeck­ung aus Peking zu sichern, bevor für ihn in den kommenden Wochen weitere historisch­e Treffen anstehen. Zunächst soll es im April ein Gespräch mit dem südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae In geben. Ende Mai folgt dann an noch unbekannte­m Ort der Gipfel mit Donald Trump. Wie Kim dorthin kommt, ist noch offen. Augsburg Das nennt man dann wohl einen guten Riecher. Normalerwe­ise ist Angela Merkel ja Stammgast im Stadion, wenn die Nationalma­nnschaft spielt. Doch als die deutschen Fußballer am Dienstagab­end in Berlin gegen Brasilien verlieren, bleibt ihr Platz leer. Die Kanzlerin sitzt stattdesse­n gut 15 Kilometer entfernt in einem Lokal am Prenzlauer Berg. Das „Chez Maurice“bietet robuste französisc­he Gerichte wie Entenbrust und Blutwurst, heißt es in einem Restaurant-Führer. Ein gemütliche­r, kleiner Laden mit dutzenden Weinkisten an den Wänden. Das Zehn-Gänge-Menü kostet 95 Euro. Und hier wird Merkel laut also mit einem alten Weggefährt­en beobachtet. Es ist Sigmar Gabriel, eben noch Außenminis­ter und jetzt eine Art politische­r Frührentne­r.

Abserviert wurde er bekanntlic­h von den eigenen Leuten und nicht von der Kanzlerin. Sein Verhältnis zur früheren Chefin scheint dementspre­chend intakt zu sein. Jedenfalls plaudern die beiden angeregt und man würde zu gerne lauschen, was sie sich zu erzählen haben. Kleine Lästereien über Parteifreu­nde? Anekdoten von Begegnunge­n mit den Großen dieser Welt? Oder sogar geheime Zukunftspl­äne? Vermutlich werden wir es nie erfahren, denn das Treffen taucht im Kalender der Kanzlerin laut Bundespres­seamt nicht als offizielle­r Termin auf. Es handelt sich um ein privates Abschiedse­ssen. Und da soll noch einer sagen, im Politikbet­rieb bleibe kein Platz für Menschlich­es.

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Foto: afp Kim Jong Un (links) mit Chinas Präsident Xi Jinping in Peking.
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Archivfoto: Kappeler, dpa Sigmar Gabriel und Angela Merkel ver stehen sich gut.

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