So wird der Balkon fit für den Frühling
Süden, Osten, Westen oder Norden: Die wenigsten können sich die Ausrichtung von Terrasse und Balkon aussuchen. Doch für jede Himmelsrichtung gibt es spezielle Tipps, wie sich die Erholungsfläche ideal gestalten lässt
Ein Nordbalkon klingt nicht nach Glücksfall. Viele Balkonpflanzen wachsen dort nicht gut. Und es ist hier immer etwas kühl. Glücklich mag sich schätzen, wer zur Südseite im Freien sitzen kann. Aber dort wird es manchmal ganz schön heiß. Kurzum: Jede Himmelsrichtung hat Vor- und Nachteile, man muss sie nur zu nutzen wissen.
Der Osten: Hier geht die Sonne auf – der perfekte Platz fürs Frühstück. Wichtig ist also, dass man einen Tisch hat, der ausreichend Platz für Butter, Marmelade und den Brotkorb bietet. Und die Farbe der Accessoires wie Kissen, Schirmtuch und Tischdecken? Einrichtungsexpertin Ursula Geismann vom Verband der Möbelindustrie schlägt eine Einrichtung in zarten Pastelltönen vor, etwa Lavendel. Diese Töne erschrecken am Frühstückstisch nicht die noch verschlafenen Augen. Und sie sorgen für einen Tick mehr Helligkeit, wenn der Balkon im Laufe des Tages im Schatten liegt. Denn hierhin scheint nur bis etwa mittags die Sonne. Ab Spätnachmittag kann es schon recht kalt werden.
Gut ist hier also ein Bodenbelag, der die Wärme der Morgensonne speichert. Das können Steinfliesen gut, erklärt Geismann. Oder man sorgt zumindest dafür, dass die Füße nicht zu kalt werden, etwa indem man Fliesen mit einer Dämmschicht und dann Kork- oder Holzfliesen legt, erklärt die Buchautorin Katharina Adams aus Linnich. „Die kann ich auch lose verlegen, es braucht keine großen Bauarbeiten.“Das ist folglich auch in Mietwohnungen machbar.
Der Westen: Wer einen freien Ausblick hat, schaut hier der Sonne beim Untergehen zu. Auf Terrasse und Balkon ist es in dieser Richtung abends länger warm – also der perfekte Ort zum Grillen und Weintrinken. Neben einem großem Tisch zum Essen ist hier natürlich wichtig, dass der Grill ausreichend Platz findet. Denn: 400 Grad und mehr Hitze können manche Modelle entwickeln, erklären die Experten des TÜV Nord. Am besten steht das Gerät an einem windstillen Ort.
Generell braucht es beim Balkon gen Westen einen Windschutz. Denn das ist in Deutschland die sogenannte Wetterseite, von der am ehesten der Wind und auch der Regen kommen. Hier bieten sich an den Seiten Trennscheiben an oder Paravents, erklärt Buchautorin Adams. Oder man verglast den Balkon über dem Geländer mit schiebbaren Elementen, wenn das baulich möglich ist. So sitzt man hier sogar bei Unwettern noch gut. Als Dach eignen sich auch Markisen. Diese müssen stabil und regenfest sein.
Auf windigen Westbalkonen ist wichtig, dass Sonnenschirme stabil stehen. Modelle mit Gehwegsplatten tun das eher als solche mit einem Fuß, der mit Wasser gefüllt wird, wie Gerd Engelhardt vom TÜV Rheinland erklärt. Wichtig sind auch schwere Pflanzkübel und Klammern für die Balkonkästen.
Auch beim Bodenbelag ist die Wetterseite zu bedenken: Holzbeläge sind keine gute Wahl für Balkone, die ständig Regen abbekommen, erklärt die Buchautorin Esther Herr. „Aber dafür gibt es ja inzwischen auch Holz-Kunststoff-Mischungen, die wetterfest sind.“Meist erkennt man sie an der Abkürzung WPC. „Fliesen oder Beton finde ich persönlich zu kühl und ungemütlich, aber beide Beläge sind ebenfalls robust“, sagt Herr. Und manche Lasuren und Farben für die Holzmöbel können vom Regen ausgewaschen werden und auf einen sehr hellen, empfindlichen Natursteinbelag am Boden abfärben.
Wer hier abends noch länger lesen will, braucht eine gute Beleuchtung. Die normalen Solarleuchten sind aber meist zu schwach. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt sogenannte Insellösungen. Mit deren Solarpaneelen mit einem Ladestromregler aus dem Campingbedarf und einem passenden Solarakku, der einer Autobatterie ähnelt, lassen sich LED-Lampen mit 12 bis 14 Volt Gleichspannung betreiben. Immer mehr im Trend sind AkkuTischlampen, die wie Smartphones mit einem USB-Stecker aufgeladen werden.
Und die Farbe der Einrichtung? Geismann rät zu Orange. „Sie soll Mücken eher abschrecken und außerdem reflektiert sie den Sonnenuntergang toll.“Grundsätzlich gilt hier für die Einrichtungsfarbe: nicht zu dunkel gestalten, denn die Farben sollen nicht das Licht absorbieren, sondern reflektieren und so für einen Hauch mehr Helligkeit in der Dämmerung sorgen. Das gilt übri- gens auch für die Bepflanzung: „Wer den Balkon vor allem abends nutzt, sollte nicht nur auf Pflanzen in Blau-, Violett-, Rot- oder Orangetönen setzen, weil diese im Halbdunkel unsichtbar werden“, erklärt Expertin Herr. „Stattdessen auch Gelb, Weiß und Hellblau einsetzen. Diese Blüten leuchten dann auf.“Sie rät auch zu weißen Accessoires.
Der Süden: Auf diesen Balkon scheint die Sonne am längsten direkt. Sitzflächen zur Südseite sind also perfekt zum langen Brutzeln in der Sonne. Aber hier ist natürlich auch Schatten wichtig. Ein Sonnenschirmständer braucht 40 mal 40 Zentimeter Platz. Platzsparende Alternativen sind zum Beispiel Gartentische mit integrierter Halterung oder einer an der Balkonbrüstung. Im Handel finden sich sogar schon Modelle mit nur einem halben Schirm. Gerd Engelhardt vom TÜV Rheinland empfiehlt zum Schutz vor UV-Strahlen einen Stoff mit Lichtschutzfaktor 60 bis 80. Die Sonne heizt gen Süden aber nicht nur den Sonnenbadenden auf, son- dern auch Fußbodenbeläge. Einrichtungsexpertin Geismann rät zu Holzböden, die sich nicht so stark erhitzen wie Steinbeläge – und somit barfuß noch begehbar sind. Die Alternative für Mietwohnungen sind lose verlegte Outdoor-Teppiche.
Auch die Möbelfarbe ist hier ein Problem: Dunkles heizt sich in der Sonne auf, und gerade auch Kunststoff- und Metallmöbel können schnell hohe Temperaturen erreichen. Einrichter raten zu hellen Polsterauflagen, die Rücken- und Sitzfläche komplett bedecken. Und grundsätzlich gilt laut allgemeiner Farbenlehre, dass kühle Töne besser sind für Räume mit viel Sonneneinstrahlung – also auch auf dem Südbalkon. Dazu gehört etwa die Grünund Blaupalette.
Der Norden: Balkone und Terrassen zur Nordseite sind eher selten, aber es gibt sie. „Wenn es richtig heiß ist, sind sie super. Sie sind dann eine echte Oase“, findet Buch-
Die Farben der Einrichtung spielen eine wichtige Rolle
autorin Katharina Adams. Und der perfekte Ort fürs Zurückziehen, Lesen und Einmummeln. Schön sind hier Möbel mit genau diesem Wohlfühlgefühl, etwa die angesagten Korbsessel zum Aufhängen. Oder gar ein Strandkorb.
In den Schatten passen helle Farben, die ein wenig mehr erhellen, wie Einrichtungsexpertin Geismann erklärt. Und immer gut machen sich in kühleren Räumen warme Farben wie Gelb, Apricot und ein Terrakottarot, findet Adams. „Eventuell kann man die Wände auch in diesen Farben streichen.“Gemütlich wirken dazu Holzmöbel und viele Pflanzen. Im Schatten kommen etwa Fuchsien, Begonien, Fleißiges Lieschen sowie mehrjährige Gräser, Farne und Glockenblumen klar, erklärt Autorin Esther Herr. „Am unbesonnten Nordbalkon tun Blätter mit heller Färbung gut, wie Carex oshimensis Evergold, Carex morrowii ssp. foliosissima Icedance oder diverse Funkien.“
Wichtig ist auf der Nordseite auch eine gute Beleuchtung. Aber: Windlichter sind reine Dekoration und Solarleuchten nicht effizient genug. Hier also auf Alternativen mit Strombetrieb setzen. Wo die Sonne nicht hinscheint, bleiben Feuchtigkeit nach einem Gewitter oder der Morgentau länger erhalten. Böden wie auch Möbel sollten deshalb schnell abtrocknen oder sich wie Fliesen und Metall oder Plastik abziehen lassen.