Die zweite, verbesserte Version
Eigentlich hat ein Osterbrunnen im einst schwäbischen, jetzt oberbayerischen Rennertshofen nichts verloren. Warum es dennoch seit vergangenem Jahr einen gibt
Rennertshofen Die Idee dazu wurde bei einem Nachmittagskaffee im Hause Polleichtner geboren. In Rennertshofen gab es, soweit es die Mitglieder des Gartenbauvereins wissen, noch nie einen Osterbrunnen. Schließlich stammt der Brauch aus Franken und hätte demnach im früher schwäbischen und jetzt oberbayerischen Rennertshofen vom Grundsatz her nichts verloren. Doch als nach der Marktkernsanierung der Marktbrunnen mit dem Ranzhofer Hedderle aufgestellt wurde, reifte in Geni Polleichtner immer mehr der Gedanke heran, zu dem neuen Brunnen würde doch auch ein Osterschmuck passen.
Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit, bis auch ihr Mann Alois und Wolfgang Fürmann, der Vorsitzende des örtlichen Gartenbauvereins, sich mit dem Gedanken anfreundeten. Nach längerer Diskussion kristallisierte sich ein machbarer Vorschlag heraus, der sich von anderen Osterbrunnen unterscheiden sollte. Besonders Alois brachte neue Ideen ein, die für ihn allerdings in der Umsetzung viel eigene Arbeitsleistung bedeuteten. Auch Bürgermeister Georg Hirschbeck war von der Idee begeistert, die Gemeinde übernahm die Kosten. Im vergangenen Jahr konnten sich die Bürger und Besucher von Rennertshofen an dem ersten Exemplar eines Osterbrunnens erfreuen. Heuer gibt es davon die zweite, verbesserte Version.
Ein großer Berg von frischen Buchsbaumzweigen türmt sich auf einem Tisch in der Gärtnerei Schreiber. Eifrige Hände greifen zu und schneiden davon kleine Zweiglein ab. Was nur ein bisschen braun ist, wird aussortiert. Schließlich wollen Anni Schreiber, Geni Polleichtner, Irmgard Pahl und Christine Eichner auch heuer wieder sattgrüne Girlanden für den Rennertshofener Osterbrunnen haben. Jetzt kommt die Feinarbeit. Sorgfältig binden die vier Frauen mit geübter Hand die Buchsbaumzweiglein mit weichem Draht um die vier etwa drei Meter langen Seile. Nach gut einer Stunde liegen die Girlanden fertig auf dem Tisch.
Alois Polleichtner hat inzwischen die Ketten mit den rot-weißen Plastikeiern aus dem Lager geholt. Voriges Jahr hatte er sich stundenlang mit den Vorbereitungen für den Osterbrunnen beschäftigt. Jedes der Eier musste exakt gegenüber dem bereits vorhandenen Loch durchbohrt werden, um es auffädeln zu können. Zur Zierde kamen noch je eine rote und weiße Perle an die beiden Enden der Plastikeier. Heuer war die Arbeit für Alois weniger. Nur die Eier für die vier Blumenkästen an den Ecken des Brunnens wurden durch größere ersetzt, mit den weiß-blauen Rauten und dem Wappen des Marktes versehen und an Langholzdübeln festgeschraubt. Nachdem man 2017 mit dem Gatterzaun aus schmalen Eichenbrettchen unliebsame Erfahrungen ge- macht hatte, weil die sich bei Regen daraus lösende Gerbsäure den Brunnenrand verschmutzte und mühsam entfernt werden musste, hat er das Eichenholz nun mit einem zweimaligen Bootslackanstrich neutralisiert.
Der Aufbau bereitete den Brunnenfreunden auch heuer wenig Mühe. Mit geübten Handgriffen war alles im Nu am Hedderlebrunnen angebracht. Zum Schluss kamen noch die vier von Gärtnermeister Helmut Schreiber gespendeten und selber bepflanzten Blumentöpfe an die vier Ecken. Die fünf Brunnenkünstler konnten sich auf der Bank niederlassen und ihr Werk zufrieden begutachten. Auch Bürgermeister Hirschbeck, der „ganz zufällig“vorbeikam, freute sich über den schönen Osterbrunnen und lobte die Gartler für ihren Einsatz, den sie nicht nur beim Osterbrunnen für ein schönes Ortsbild des Marktes aufbringen.