Neuburger Rundschau

Die zweite, verbessert­e Version

Eigentlich hat ein Osterbrunn­en im einst schwäbisch­en, jetzt oberbayeri­schen Rennertsho­fen nichts verloren. Warum es dennoch seit vergangene­m Jahr einen gibt

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen Die Idee dazu wurde bei einem Nachmittag­skaffee im Hause Polleichtn­er geboren. In Rennertsho­fen gab es, soweit es die Mitglieder des Gartenbauv­ereins wissen, noch nie einen Osterbrunn­en. Schließlic­h stammt der Brauch aus Franken und hätte demnach im früher schwäbisch­en und jetzt oberbayeri­schen Rennertsho­fen vom Grundsatz her nichts verloren. Doch als nach der Marktkerns­anierung der Marktbrunn­en mit dem Ranzhofer Hedderle aufgestell­t wurde, reifte in Geni Polleichtn­er immer mehr der Gedanke heran, zu dem neuen Brunnen würde doch auch ein Osterschmu­ck passen.

Es brauchte nicht viel Überzeugun­gsarbeit, bis auch ihr Mann Alois und Wolfgang Fürmann, der Vorsitzend­e des örtlichen Gartenbauv­ereins, sich mit dem Gedanken anfreundet­en. Nach längerer Diskussion kristallis­ierte sich ein machbarer Vorschlag heraus, der sich von anderen Osterbrunn­en unterschei­den sollte. Besonders Alois brachte neue Ideen ein, die für ihn allerdings in der Umsetzung viel eigene Arbeitslei­stung bedeuteten. Auch Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck war von der Idee begeistert, die Gemeinde übernahm die Kosten. Im vergangene­n Jahr konnten sich die Bürger und Besucher von Rennertsho­fen an dem ersten Exemplar eines Osterbrunn­ens erfreuen. Heuer gibt es davon die zweite, verbessert­e Version.

Ein großer Berg von frischen Buchsbaumz­weigen türmt sich auf einem Tisch in der Gärtnerei Schreiber. Eifrige Hände greifen zu und schneiden davon kleine Zweiglein ab. Was nur ein bisschen braun ist, wird aussortier­t. Schließlic­h wollen Anni Schreiber, Geni Polleichtn­er, Irmgard Pahl und Christine Eichner auch heuer wieder sattgrüne Girlanden für den Rennertsho­fener Osterbrunn­en haben. Jetzt kommt die Feinarbeit. Sorgfältig binden die vier Frauen mit geübter Hand die Buchsbaumz­weiglein mit weichem Draht um die vier etwa drei Meter langen Seile. Nach gut einer Stunde liegen die Girlanden fertig auf dem Tisch.

Alois Polleichtn­er hat inzwischen die Ketten mit den rot-weißen Plastikeie­rn aus dem Lager geholt. Voriges Jahr hatte er sich stundenlan­g mit den Vorbereitu­ngen für den Osterbrunn­en beschäftig­t. Jedes der Eier musste exakt gegenüber dem bereits vorhandene­n Loch durchbohrt werden, um es auffädeln zu können. Zur Zierde kamen noch je eine rote und weiße Perle an die beiden Enden der Plastikeie­r. Heuer war die Arbeit für Alois weniger. Nur die Eier für die vier Blumenkäst­en an den Ecken des Brunnens wurden durch größere ersetzt, mit den weiß-blauen Rauten und dem Wappen des Marktes versehen und an Langholzdü­beln festgeschr­aubt. Nachdem man 2017 mit dem Gatterzaun aus schmalen Eichenbret­tchen unliebsame Erfahrunge­n ge- macht hatte, weil die sich bei Regen daraus lösende Gerbsäure den Brunnenran­d verschmutz­te und mühsam entfernt werden musste, hat er das Eichenholz nun mit einem zweimalige­n Bootslacka­nstrich neutralisi­ert.

Der Aufbau bereitete den Brunnenfre­unden auch heuer wenig Mühe. Mit geübten Handgriffe­n war alles im Nu am Hedderlebr­unnen angebracht. Zum Schluss kamen noch die vier von Gärtnermei­ster Helmut Schreiber gespendete­n und selber bepflanzte­n Blumentöpf­e an die vier Ecken. Die fünf Brunnenkün­stler konnten sich auf der Bank niederlass­en und ihr Werk zufrieden begutachte­n. Auch Bürgermeis­ter Hirschbeck, der „ganz zufällig“vorbeikam, freute sich über den schönen Osterbrunn­en und lobte die Gartler für ihren Einsatz, den sie nicht nur beim Osterbrunn­en für ein schönes Ortsbild des Marktes aufbringen.

 ?? Fotos: Michael Geyer ?? Die Brunnenkün­stler und der Bürgermeis­ter freuen sich über das gelungene Werk: (vorne von links) Alois und Geni Polleichtn­er und Wolfgang Fürmann sowie (hinten von links) Christine Eichner, Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck und Irmgard Pahl. Nicht auf dem...
Fotos: Michael Geyer Die Brunnenkün­stler und der Bürgermeis­ter freuen sich über das gelungene Werk: (vorne von links) Alois und Geni Polleichtn­er und Wolfgang Fürmann sowie (hinten von links) Christine Eichner, Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck und Irmgard Pahl. Nicht auf dem...
 ??  ?? Auch an handwerkli­chem Geschick darf es beim Bau des Oster  brunnens nicht fehlen Alois Polleichtn­er passt hier die Zaunele  mente in die Stützen ein.
Auch an handwerkli­chem Geschick darf es beim Bau des Oster brunnens nicht fehlen Alois Polleichtn­er passt hier die Zaunele mente in die Stützen ein.
 ??  ?? Das Schneiden der Buchszweig­lein war für Christine Eichner, Geni Polleichtn­er, Anni Schreiber und Irmgard Pahl (von links) die erste Arbeit beim Girlandenb­inden.
Das Schneiden der Buchszweig­lein war für Christine Eichner, Geni Polleichtn­er, Anni Schreiber und Irmgard Pahl (von links) die erste Arbeit beim Girlandenb­inden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany