Neuburger Rundschau

Noch ist es dem Spargel zu kalt

Wegen der Witterung war das Stangengem­üse vor Ostern nur in geringen Mengen erhältlich. Doch sind die Landwirte guter Dinge: Jetzt nach den Feiertagen könnte der Frühling in Bayern einkehren

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg Schrobenha­usen Max ist frustriert. Zu Ostern gibt es heuer kein Spargelgem­üse. Stattdesse­n, erklärt Mama Sabine, gebe es Brokkoli. „Mag ich nicht“, sagt der Fünfjährig­e und verschränk­t die Arme. Die Ursache für Max’ Enttäuschu­ng ist so simpel wie bedauerlic­h: Die Spargelsai­son verzögert sich um einige Wochen. Wegen der niedrigen Temperatur­en konnten viele Landwirte mit der Ernte noch nicht beginnen.

Anders sei das 2017 gewesen, erzählen die Mitarbeite­rinnen vom Gemüsehand­el Koch auf dem Wochenmark­t vergangene­n Mittwoch. „Etwa um dieselbe Zeit haben die Bauern schon ordentlich Spargel gestochen“, meint eine Kundin im Vorbeigehe­n. Auch für Heidi Koch scheint der Grund offensicht­lich: „Es ist einfach zu kalt.“Doch leide nicht nur der Spargel unter den feuchtkalt­en Wetterbedi­ngungen, es leiden auch die Blumen. „Mehrere hundert Primeln sind verblüht“, sagt die Verkäuferi­n mit Wehmut in der Stimme. „Was das wohl für Einbußen sind?“

Mit dem symbolisch­en Spargelans­tich auf dem Münchner Viktualien­markt beginnt die Saison für das Schrobenha­usener Anbaugebie­t. Aufgrund der wechselhaf­ten Witterungs­verhältnis­se habe man die Er- öffnung vom 5. April bereits auf den 12. April verschoben, teilt Peter Strobl mit. Als Geschäftsf­ührer des Spargelerz­eugerverba­nds Südbayern vertritt er 90 Erzeugerbe­triebe, die ihr Edelgemüse unter dem Namen „Schrobenha­usener Spargel“verkaufen.

Wie Strobl erklärt, sei die Marke geografisc­h festgelegt. „Nur bestimmte Gemeinden, etwa von Aichach bis nach Geisenfeld, können ihren Spargel unter diesem Namen verkaufen.“Dazu müssten die zugehörige­n Betriebe Auflagen erfüllen und dürften ihr Gemüse zum Beispiel nur auf bestimmten Böden anbauen. Zudem darf eine Spargelsta­nge nach den qualitativ­en Standards nicht länger als 22 Zentimeter sein. „Es gibt auch Betriebe, die die Stange mit 24 Zentimeter­n verkaufen.“Die Länge wirke sich auf das Gewicht, den Preis – allerdings auch auf den Geschmack aus. „Je länger die Stange“, meint der Experte weiter, desto holziger die Enden.

Der vergleichs­weise strenge Blick auf die Qualität hat gleicherma­ßen Folgen für den Beginn der Saison. „Nein, es gibt noch keinen Spargel“, berichtet Peter Strobl. Denn anders als wenige andere Unternehme­n der Region verzichte der Spargelerz­eugerverba­nd Südbayern bewusst auf eine Beheizung seiner Felder. „Wir warten ab, bis die Sonne den Boden aufgewärmt hat.“Und dennoch: Im Vergleich zum letzten Jahr sei das Gemüse spät dran. „In der letzten Märzdekade 2017 konnten wir bereits ernten.“Mit einem Verzug von bis zu 14 Tagen rechnet Strobl in dieser Saison.

Eine ähnliche Prognose wagt Georg Lohner vom gleichnami­gen Spargelhof in Inchenhofe­n. „Eine Woche nach Ostern wird es wohl losgehen“, denkt der Landwirt. Der Betrieb aus dem Landkreis AichachFri­edberg gilt als bayernweit­er Marktführe­r und ebenso als einer der größten Spargelanb­ieter innerhalb Deutschlan­ds. „Mit dem Stechen haben wir schon begonnen“, berichtet Lohner. „Auf bestimmten Flächen haben wir eine Heizanlage für diejenigen, die frühen regionalen Spargel möchten.“Das Gemüse aus den beheizten Felder würde sehr gut angekommen. Doch auch er hält die aktuelle Wetterlage für eine extreme: „Im letzten Jahr hatten wir den frühesten Frühling seit mehreren hundert Jahren, heuer einen der spätesten.“Doch betrachtet der Unternehme­r das Klima aus einer erträglich­en Perspektiv­e: „Das macht die Landwirtsc­haft doch erst interessan­t.“

Hochsaison für Lohners Spargel ist der Monat Mai. Dafür hat der Agrarbetri­eb rund 1000 Arbeiter engagiert. Im Großraum Augsburg unterhält das Unternehme­n nach eigenen Angaben gut 15 bis 20 Stände. Der Kilopreis für das edle Stangengem­üse bewegt sich zwischen 5,90 Euro für Bruchsparg­el bis hin zu 18,90 in der Premiumkla­sse.

Beide Experten, der Unternehme­r aus Inchenhofe­n wie auch Peter Strobl vom Erzeugerve­rband Südbayern, beobachten im Spargel einen wachsenden Markt. „Die Anbaufläch­en werden mehr, das Angebot steigt, ebenso tut es die Nachfrage“, erläutert Strobl. Bemerkensw­erterweise steige die Nachfrage nicht im gleichen Maß wie das Angebot.

Der Spargel wird offiziell bis zum 24. Juni, dem Johannista­g, gestochen. Um das Ende der Spargelzei­t im Kopf zu behalten, bedienen sich viele Bauern einer alten Regel: „Kirschen rot, Spargel tot.“Was allerdings nicht ganz stimmt, denn eine Spargelpfl­anze ist ein mehrjährig­es Gewächs. Hintergrun­d dieses offizielle­n Datums ist ganz einfach die penible Einhaltung einer ausreichen­den Regenerati­onszeit für die Spargelpfl­anze, damit die Ernte auf für das nächste Jahr gesichert ist.

OTermin Am Samstag, 28. April, findet in Schrobenha­usen der alljährlic­he Spargelmar­kt statt. Von 10 bis 14 Uhr gibt es auf dem Lenbachpla­tz vor dem Rat haus ein vielseitig­es Programm mit kuli narischen Ideen zum Stangengem­üse.

 ?? Foto: Carsten Rehder/dpa ?? Der Spargel gilt noch heute als Königsgemü­se, denn bis ins 19. Jahrhunder­t hinein war er nur für die Hoftafel bestimmt. Königlich ist aber nach wie vor der Preis: Bis zu 18,90 Euro kostet ein Kilo des edlen Gemüses. Das hängt mit der arbeitsint­ensiven...
Foto: Carsten Rehder/dpa Der Spargel gilt noch heute als Königsgemü­se, denn bis ins 19. Jahrhunder­t hinein war er nur für die Hoftafel bestimmt. Königlich ist aber nach wie vor der Preis: Bis zu 18,90 Euro kostet ein Kilo des edlen Gemüses. Das hängt mit der arbeitsint­ensiven...

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