Kriminalstatistik
Diebstähle gehen zurück, Einbrüche genauso und auch Mord- und Totschlagsdelikte sind weniger geworden. Und doch gibt es etwas, das der Polizei beim Blick in die aktuelle Kriminalstatistik Sorgen macht
Obwohl Diebstähle, Einbrüche sowie Mord- und Totschläge zurückgehen, macht sich die Polizei mit Blick auf die aktuelle Statistik Sorgen.
Ingolstadt Ein Mann klingelt im November 2017 beim Jugendamt in Pfaffenhofen. Die Mitarbeiterin rechnet damit, dass der Vater ein klärendes Gespräch mit ihr führen will. Doch der 28-Jährige zückt ein Messer und nimmt die Frau als Geisel. Erst nach Stunden konnte sie leicht verletzt befreit werden, der Täter kam in die Psychiatrie.
Die Geiselnahme war eines der spektakulärsten Verbrechen in der Region im vergangenen Jahr – und eine von insgesamt fast 64 000 Straftaten, die sich 2017 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord mit Sitz in Ingolstadt ereignet haben. Die Zuständigkeit der Behörde reicht dabei von Eichstätt im Norden bis Landsberg und Starnberg im Süden. Auf dem Gebiet le- ben rund eineinhalb Millionen Menschen.
Gestern hat Polizeipräsident Günther Gietl in Ingolstadt die Zahlen für das vergangene Jahr vorgestellt und die ließen die Verantwortlichen durchaus zufrieden zurückblicken. Denn die Zahl der Straftaten ist um rund drei Prozent zurückgegangen. Besonders deutlich ist der Rückgang in Ingolstadt (- 9,5 Prozent), Pfaffenhofen (-9,8 Prozent) und Neuburg-Schrobenhausen (-8,3 Prozent). Im Gegenzug ist die Aufklärungsquote erneut gestiegen: Rund zwei Drittel aller Straftaten konnte die Polizei klären. In Schrobenhausen waren es sogar über 70 Prozent. Immer weniger haben es die Ermittler mit Diebstählen zu tun. Zwar fällt noch immer jede vierte Straftat in diesen Bereich, doch der Anteil geht deutlich zu- rück. Es gab vergangenes Jahr in der Region auch weniger Körperverletzungen und auch bei Mord (niemand war 2017 ermordet worden) und Totschlag gehen die Zahlen zurück. Genauso werden immer weniger Wohnungseinbrüche gemeldet. Waren es 2016 noch über 1000, so ist der Wert im vergangenen Jahr auf 731 zurückgegangen. Der Beutschaden lag dennoch bei drei Millionen Euro. Und dennoch gibt es Entwicklungen, die Gietl von einem „anstrengenden Jahr“sprechen lassen. Gerade rund um die Asylunterkünfte hatten die Beamten jede Menge zu tun. Und auch der Anteil von Zuwanderern an der Gesamtkriminalität ist merklich gestiegen. Insgesamt waren im Bereich des Präsidiums 38 Prozent (+1,8 Prozent zum Vorjahr) aller Tatverdächtigen Ausländer. Rund jeder zehnte Verdächtige war ein Zuwanderer (darunter fallen vor allem Asylbewerber).
Allein zum Transitzentrum Manching mit seinen drei Außenstellen in Ingolstadt musste die Ingolstädter Polizei im vergangenen Jahr durchschnittlich einmal pro Tag ausrücken. Gerade zu Jahresende gab es dort einige Tumulte, bei denen die Beamten mit mehreren Streifenwagen im Einsatz waren. Viel Arbeit bescherte den Beamten auch das Abschiebegefängnis in Eichstätt, das Mitte Juni in Betrieb genommen worden ist. Von insgesamt 10000 Einsatzstunden spricht Gietl, die die Beamten dort leisten mussten. Sie waren vor allem an Abschiebungen und Krankenhausbewachungen beteiligt.