China bremst Zukäufe im Ausland
Auch der Deutsche-Bank-Investor HNA bekommt kein neues Geld mehr
Peking Die chinesische Regierung weist chinesische Unternehmen in die Schranken. Sie sollen weniger in ausländische Unternehmen investieren. Das prominenteste Beispiel für die Aufräumaktion am Finanzmarkt ist der Pleite-Versicherer Anbang. Das Unternehmen erhält in diesen Tagen knapp zehn Milliarden frisches Kapital von der Regierung, teilte der staatliche Fonds für Versicherungsbeteiligungen mit. Das soll eine Fortführung des Betriebs ermöglichen, bis eine Übernahme des Versicherers eingefädelt sei.
International war Anbang durch teure Zukäufe bekannt geworden, darunter das Hotel Waldorf-Astoria in New York. Weitere Zukäufe waren die koreanische Tochter der Allianz oder der niederländische Versicherer Vivat. Insgesamt hat das Unternehmen dutzende Milliarden Euro in die Zukäufe gepumpt – viel war auf Kredit finanziert. Im Februar hatte die Versicherungsaufsicht Anbang dann verstaatlicht.
Doch nicht nur Anbang soll weniger in ausländische Firmen investieren, auch bei anderen Unternehmen zieht die Regierung die Bremse. Damit werden nach Ansicht von Analysten in diesem Jahr die gesamten chinesischen Investitionen in ausländische Firmen zurückgehen – denn die Finanzquellen versiegen. Vergangenes Jahr ist das Volumen der Übernahmen in der EU und den USA bereits um 80 Prozent gefallen.
Die chinesische Wirtschaftsentwicklung verläuft üblicherweise in zwei Phasen: Erst kommen Experimente und Expansion – dann folgt der Rückschnitt der Exzesse durch die Regierung. Nachdem Peking die Unternehmen 2010 verstärkt ermutigt hat, im Ausland zu investieren, pfeifen die Wirtschaftsaufseher nun vor allem diejenigen Firmen zurück, die es übertrieben haben. Das erklärte Ziel der Regierung ist es, die Risiken und den Schuldenstand in der chinesischen Wirtschaft zu senken, ohne dabei das System zu gefährden. Das hat Premier Li Keqiang Anfang März auf dem Nationalen Volkskongress bekräftigt.
Von der Aufräumaktion ist auch das Touristik-Konglomerat HNA aus Südchina betroffen. HNA ist in Deutschland vor allem als Inhaber eines knapp zehnprozentigen Anteils an der Deutschen Bank bekannt. Das Unternehmen ist aber auch in die Hilton-Hotelkette, die Flugdienstleister Swissport und Gategroup, den Airport FrankfurtHahn und andere Firmen eingestiegen. Die chinesische Regierung hat die Aktivitäten von HNA in den vergangenen Monaten gebremst und Übernahmen die Genehmigung verweigert. Den Verantwortlichen in Peking wurde die weltweite Shopping-Tour anscheinend unheimlich. Im Kern des Firmengeflechts steckt immer noch die Fluglinie Hainan Airlines – doch was will diese mit der Deutschen Bank oder einem US-Chiphersteller? HNA hat nun angefangen, Beteiligungen zu verkaufen.