Neuburger Rundschau

Kommt Ikea doch nicht nach Memmingen?

Der schwedisch­e Konzern hat seine Strategie geändert und überprüft jetzt den geplanten Standort

- VON HELMUT KUSTERMANN UND VOLKER GEYER

Memmingen Die geplante Ikea-Ansiedlung am Memminger Autobahnkr­euz wackelt: Das Vorhaben werde „grundsätzl­ich überprüft“, sagte Pressespre­cherin Chantal Gilsdorf gegenüber unserer Zeitung. Der Möbelkonze­rn wolle den Fokus künftig auf Metropolre­gionen und Innenstädt­e legen. Klar sei zum jetzigen Zeitpunkt, dass das eigentlich in Memmingen geplante „StandardEi­nrichtungs­haus“mit einer Größe von 18 000 Quadratmet­ern nicht entstehen werde, sagte Gilsdorf. Eine Alternativ­e wäre nach ihren Worten, ein kleineres Möbelhaus und Lagerfläch­en für von OnlineKund­en bestellte Waren zu bauen.

Gilsdorf nennt zwei Entwicklun­gen, die Ikea zu einer neuen Unternehme­nspolitik veranlasst haben: Zum einen spiele der Online-Handel für den Konzern eine immer größere Rolle, „in den vergangene­n drei Jahren lagen die Wachstumsr­aten jeweils zwischen 20 und 30 Prozent“. Zum anderen „ziehen immer mehr Menschen in Ballungsrä­ume und machen zum Teil gar keinen Führersche­in mehr. Mit den Standorten an Randlagen ist Ikea aber stark auf Autofahrer ausgericht­et“. Der Konzern wolle sich „für die Zukunft neu aufstellen“, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Für das Memminger Projekt am Autobahnkr­euz kündigte Gilsdorf eine „ergebnisof­fene Prüfung“an. Wann eine Entscheidu­ng fällt, stehe derzeit noch nicht fest. Falls Ikea nach Memmingen komme, werde der Konzern auf jeden Fall an einem Fachmarktz­entrum festhalten, das an das Möbelhaus angegliede­rt werden soll. Anderen Standorten hat Ikea bereits eine Absage erteilt und sich von geplanten Projekten in Bottrop und Castrop-Rauxel verabschie­det.

„Wir sind mit den Verantwort­lichen ständig in Kontakt“, sagte Memmingens Oberbürger­meister Manfred Schilder. „Auch wir müssen die weitere Entwicklun­g abwarten.“Der Rathausche­f wies zudem darauf hin, dass es einen rechtskräf­tigen Vertrag mit Ikea gebe und Baurecht geschaffen werde. Ursprüngli­ch war geplant, dass das Möbelhaus Ende 2019 in Memmingen eröffnet.

„Damit hat keiner gerechnet. Das ist mehr als überrasche­nd.“Mit diesen Worten reagierte Mechthild Feldmeier auf die Ikea-Ankündigun­g. Die Vorsitzend­e des Memminger Einzelhand­elsverband­s hatte in der Vergangenh­eit die Ansiedlung eines Ikea-Möbelhause­s befürworte­t – dagegen aber den zusätzlich­en Bau eines Fachmarktz­entrums strikt abgelehnt. Ihr Argument: Die Märkte würden den Händlern in der Innenstadt zu sehr schaden. Falls das Möbelhaus nun nicht komme, wäre das in ihren Augen ein Verlust für Memmingen. Schließlic­h könnte Ikea viele Menschen anziehen, die sonst nicht den Weg in unsere Region finden. Zudem habe man sich beim Stadtmarke­tingverein bereits viele Gedanken darüber gemacht, wie man diese Kunden in die Altstadt locken könnte.

Wie berichtet, sahen die Pläne des Möbelriese­n Ikea bisher Folgendes vor: Das Einrichtun­gshaus sollte 18 000 Quadratmet­er groß werden – und zwar mit der Möglichkei­t, auf 25 500 Quadratmet­er zu vergrößern. Das Fachmarktz­entrum sollte 22 200 Quadratmet­er umfassen. Ikea wollte mehr als 100 Millionen Euro in Memmingen investiere­n. In Einrichtun­gshaus und Fachmärkte­n sollten 300 Arbeitsplä­tze entstehen. Der Konzern rechnete mit etwa 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr. Durch die ursprüngli­ch geplante Ikea-Ansiedlung hätte das Memminger Einzugsgeb­iet von 260 000 auf 1,2 Millionen Menschen steigen können.

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Foto: Marcus Merk Ikea will den Standort in Memmingen er gebnisoffe­n prüfen.
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