Die Bilanz für Neuburg und Schrobenhausen
Die Polizei meldet weniger Delikte, dafür ist die Aufklärungsquote zurückgegangen. Das hat einen Grund
Neuburg Die gute Nachricht zuerst: 2017 wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Neuburg insgesamt 2389 Straftaten erfasst – im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 7,9 Prozent (204 Fälle). Allerdings sank auch die Aufklärungsquote. Insgesamt wurden 1595 Fälle aufgeklärt, das entspricht einer Quote von 66,8 Prozent. Der Wert von 74,7 Prozent aus 2016 konnte aber nicht gehalten werden, das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor.
Woher die rückläufigen Zahlen kommen, steht ebenfalls in der PKS: „Diese Entwicklung ist unter anderem auf ein weitreichendes Betrugsverfahren der Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt im Dienstbereich im Jahr 2016 zurückzuführen“, heißt es in der Statistik. Unter Berücksichtigung dessen sei festzustellen, dass sich die Gesamtzahlen an Straftaten von 2016 und 2017 „auf nahezu gleichem Niveau“bewegen. Auch die gesunkene Aufklärungsquote sei durch das Betrugsverfahren begründbar.
Die Häufigkeitszahl ist der Sicherheitsgradmesser einer Region. Sie ist die Zahl der insgesamt bekannt gewordenen Straftaten bezogen auf 100000 Einwohner. Bayernweit lag sie 2017 bei 4868 Straftaten, im Be- reich des Präsidiums OberbayernNord bei 4132 und im Bereich der PI Neuburg bei 3853 Straftaten. Die Zahl der Straftaten, umgerechnet auf 1000 Einwohner, ergibt wiederum für jede Gemeinde einen bestimmten Index. Demzufolge ist im Stadtgebiet Neuburg und in der Gemeinde Weichering ein leichter Anstieg der Häufigkeitszahlen festzustellen. In den übrigen Gemeinden sank der Index oder blieb gleich dem Vorjahr. Mit Ausnahme der Stadt Neuburg liegen alle Gemeinden unter dem präsidialund bayernweiten Schnitt. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, ist in den Gemeinden Königsmoos, Rennertshofen und Rohrenfels am geringsten.
Der Zuständigkeitsbereich der PI Neuburg umfasst die Stadt Neuburg sowie die Gemeinden Bergheim, Burgheim, Ehekirchen, Karlshuld, Königsmoos, Oberhausen, Rennertshofen, Rohrenfels und Weichering, insgesamt 62 000 Einwohner. Die Kriminalitätsstruktur ist dort von nachfolgenden Deliktgruppen geprägt.
● Schwerkriminalität Im Jahr 2017 kam es zu zwei versuchten Tötungsdelikten. Beide ereigneten sich jeweils zwischen Bewohnern in einer Asylbewerberunterkunft. Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbe- stimmung stiegen von 31 auf 46 Fälle an. Die Entwicklung ist mit der Novellierung des Strafrechts verbunden. Beispielsweise wurde mit dem Tatbestand der Sexuellen Belästigung ein neuer Straftatbestand geschaffen, welcher bis dato strafrechtlich als Beleidigung gewertet wurde. Im Bereich der Sexualdelikte konnte nahezu in jedem Fall ein Tatverdächtiger ermittelt werden, die Aufklärungsquote lag bei 95,7 Prozent.
● Rohheitsdelikte Unter dem Begriff Rohheitsdelikte werden unter anderem Körperverletzungen und Raubdelikte erfasst. Die Deliktzahlen in diesem Bereich sind im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Sie sanken von 583 auf 531 Fälle. Insbesondere die Fälle einfacher Körperverletzung nahmen um 19,7 Prozent ab (2016: 330, 2017: 265). Die Anzahl von Raubdelikten stieg von neun auf 13 Fälle an. Die Aufklärungsquote bei den Rohheitsdelikten ist mit 91,9 Prozent hoch.
● Straßenkriminalität Die Straßenkriminalität, der alle Straftaten mit konkretem Bezug zu öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen zugeordnet werden, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 49,7 Prozent an (2016: 318, 2017: 476). Der starke Anstieg ist auf zwei Serien zurückzuführen. Neben einer Aufbruchsserie von Pkws beschäftigte die Inspektion auch eine Serie von Graffiti-Schmierereien. In beiden Fällen konnten Tatverdächtige ermittelt werden. Einhergehend mit den zahlreichen Veranstaltungen im vergangenen Kalenderjahr nahmen auch die Fallzahlen von Gefährlichen Körperverletzungen zu (2016: 10, 2017: 21).
● Wohnungseinbruchskriminalität Im Jahr 2017 wurden insgesamt 19 Einbrüche in Wohnhäuser und Wohnungen registriert. Im Vorjahr waren es bereits lediglich 24 Fälle. Die Aufklärungsquote lag bei 15,8 Prozent. Schwerpunkte bildete das Stadtgebiet Neuburg mit 13 Fällen.
● Fahrraddiebstähle Im Bereich der Diebstähle ist ein starker Anstieg festzustellen. Insbesondere die Fahrraddiebstähle nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 53,5 Prozent zu. Es wurden 175 Fälle (2016: 114) angezeigt. Die Aufklärungsquote aus dem Vorjahr von 7,0 Prozent konnte auf 17,1 Prozent gesteigert werden. Mehrere Diebstähle konnten einem Tatverdächtigen zugeordnet werden.
● Rauschgiftkriminalität 2017 wurden im Bereich der Rauschgiftkriminalität 169 Fälle und damit 43 Fälle weniger Fälle als im Vorjahr bearbeitet. 126 der bekannt gewordenen Fälle ereigneten sich in Neuburg. In den umliegenden Gemeinden ist kein Schwerpunkt auszumachen. Die Zahlen bewegen sich, wenn überhaupt, im einstelligen Bereich.
Bei den im Jahr 2017 im Dienstbereich der PI Neuburg aufgeklärten Fälle wurden laut PKS insgesamt 1146 Tatverdächtige (2016: 1.297) ermittelt. Von ihnen waren 912 männlich und 234 weiblich. Davon waren 161 bei der Tat alkoholisiert. Hinsichtlich der Altersstruktur ist zu erwähnen, dass 304 Verdächtige bei der Tatausführung unter 21 Jahre alt waren. Die Anzahl schlüsselt sich weiter in 147 Heranwachsende (18-21 Jahre), 116 Jugendliche (14-18 Jahre) und 41 Kinder auf.
344 geklärte Straftaten wurden durch nichtdeutsche Tatverdächtige begangen. Der Anteil an der Gesamtzahl betrug wie im Vorjahr 30 Prozent. In 138 dieser Fälle waren die Tatverdächtigen Zuwanderer. Sie befanden sich somit zum Zeitpunkt der Tat im Rahmen eines Asylverfahrens, einer Duldung oder als Kontingentflüchtling im Dienstbereich. In den Asylbewerberunterkünften im Dienstbereich kam es im Jahr 2017 zu insgesamt 71 Straftaten. In den überwiegenden Fällen handelte sich dabei um körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern der Unterkünfte.