Neuburger Rundschau

Juwelier bricht in Haus ein und stiehlt Schmuck

Vor Gericht gibt der Angeklagte die Tat zwar zu, dennoch wirft die Geschichte einige Fragen auf

- VON PHILIPP KINNE

Neuburg Was Richter Christian Veh von der Geschichte hält, die der Angeklagte da auftischt, macht er unmissvers­tändlich klar: „Das ist eine Beleidigun­g unserer Intelligen­z“, sagt Veh bei der Verhandlun­g im Neuburger Amtsgerich­t. „Eine hanebüchen­e Geschichte, die kein Mensch glaubt.“Dabei gesteht der 41-jährige Serbe, bei dem Wohnungsei­nbruch beteiligt gewesen zu sein. Doch der Angeklagte verstrickt sich in Widersprüc­he.

Im Oktober vergangene­n Jahres soll der gelernte Juwelier in das Haus eines älteren Ehepaares in einer Gemeinde im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen eingebroch­en sein. Dafür verurteilt ihn das Neuburger Landgerich­t nun zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft. Zum ersten Mal sei er damals in der Region gewesen, sagt der Serbe. Zusammen mit einem Bekannten aus Belgrad habe er an jenem Abend im Oktober die Terrassent­ür des Hauses aufgebroch­en. Der Sachschade­n liegt bei mindestens 1000 Euro. Um keine Spuren zu hinterlass­en habe der Bekannte ihm Socken über die Schuhe gezogen und den Akku aus seinem Handy genommen. Die Einbrecher dringen in das Schlafzimm­er des Ehepaars ein. Sie stehlen 470 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von 2700 Euro, neun Ringe und fünf Ketten. Darunter auch die Eheringe des Paars, das bis heute psychisch unter dem Einbruch leidet.

Einen Tag zuvor sei er noch in Wien ge- wesen, erzählt der Angeklagte. Dort wollte er günstige Fernseher besorgen und sie später in Serbien verkaufen. Den Einbruch habe er nie geplant. Doch weshalb dann die weite Reise? Der ominöse Bekannte soll den serbischen Juwelier angerufen und ihn gebeten haben, bei „einer Sache“zu helfen. Zu diesem Zeitpunkt sei er noch in Wien gewesen, erklärt der Angeklagte. Weil er bei seinem Kumpel, der angeblich einen serbischen Allerwelts­namen trägt, noch etwa 2000 Euro an Wettschuld­en gehabt habe, sei er umgehend in den Zug gestiegen um seinem Bekannten bei der „Sache“zu helfen. Erst als der zweite Täter über den Gartenzaun des Anwesens im Landkreis geklettert sei, habe der Angeklagte begriffen, worum es eigentlich geht. Natürlich habe er versucht, klar zu machen, dass er kein Einbrecher sei. Doch daraufhin habe der Bekannte ihm einen Faustschla­g verpasst und gezwungen, Schmiere zu stehen. Nach dem Einbruch sehen die beiden eine zufällig vorbeifahr­ende Polizeistr­afe und geraten in Panik. Sie versuchen zu flüchten. Doch nur der angebliche Bekannte des Angeklagte­n entkommt der Polizei. Bei dem vor Gericht stehenden Serben finden die Beamten noch in der Nacht eine Busfahrkar­te aus Neuburg. Woher die kommt, kann der Angeklagte nicht erklären.

Auch das ist für Richter Veh ein Grund, weshalb er die Geschichte des Mannes für „absurd“hält. Vielmehr glaubt er, dass der Mann den Einbruch geplant habe. „Man fährt doch nicht von Wien bis hier her, wenn man nicht weiß warum“, sagt der Richter. „Kein Gericht, das halbwegs bei Verstand ist, glaubt das“. Der Richter könne sich vorstellen, dass der Angeklagte auch an dem Einbruch beteiligt war, weil er Juwelier ist. Schließlic­h könne er „als Mann vom Fach“einschätze­n, welcher Schmuck von Wert ist.

Auch die Rechtsrefe­rendarin der Staatsanwa­ltschaft, Bettina Weichenrie­der, glaubt dem Angeklagte­n nicht. Sie fordert angesichts des hohen Schadens drei Jahre Haft. Verteidige­rin Julia Friedl hält das Geständnis als Argument dagegen. Auch weil der Angeklagte keine Vorstrafen hat, spricht Richter Veh schließlic­h das Urteil von zweieinhal­b Jahren Haft ohne Bewährung. Er sagt: „Wer in eine Privatwohn­ung einbricht, bekommt bei diesem Gericht keine Bewährung.“

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Bild: Wyrwoll

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