Juwelier bricht in Haus ein und stiehlt Schmuck
Vor Gericht gibt der Angeklagte die Tat zwar zu, dennoch wirft die Geschichte einige Fragen auf
Neuburg Was Richter Christian Veh von der Geschichte hält, die der Angeklagte da auftischt, macht er unmissverständlich klar: „Das ist eine Beleidigung unserer Intelligenz“, sagt Veh bei der Verhandlung im Neuburger Amtsgericht. „Eine hanebüchene Geschichte, die kein Mensch glaubt.“Dabei gesteht der 41-jährige Serbe, bei dem Wohnungseinbruch beteiligt gewesen zu sein. Doch der Angeklagte verstrickt sich in Widersprüche.
Im Oktober vergangenen Jahres soll der gelernte Juwelier in das Haus eines älteren Ehepaares in einer Gemeinde im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen eingebrochen sein. Dafür verurteilt ihn das Neuburger Landgericht nun zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft. Zum ersten Mal sei er damals in der Region gewesen, sagt der Serbe. Zusammen mit einem Bekannten aus Belgrad habe er an jenem Abend im Oktober die Terrassentür des Hauses aufgebrochen. Der Sachschaden liegt bei mindestens 1000 Euro. Um keine Spuren zu hinterlassen habe der Bekannte ihm Socken über die Schuhe gezogen und den Akku aus seinem Handy genommen. Die Einbrecher dringen in das Schlafzimmer des Ehepaars ein. Sie stehlen 470 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von 2700 Euro, neun Ringe und fünf Ketten. Darunter auch die Eheringe des Paars, das bis heute psychisch unter dem Einbruch leidet.
Einen Tag zuvor sei er noch in Wien ge- wesen, erzählt der Angeklagte. Dort wollte er günstige Fernseher besorgen und sie später in Serbien verkaufen. Den Einbruch habe er nie geplant. Doch weshalb dann die weite Reise? Der ominöse Bekannte soll den serbischen Juwelier angerufen und ihn gebeten haben, bei „einer Sache“zu helfen. Zu diesem Zeitpunkt sei er noch in Wien gewesen, erklärt der Angeklagte. Weil er bei seinem Kumpel, der angeblich einen serbischen Allerweltsnamen trägt, noch etwa 2000 Euro an Wettschulden gehabt habe, sei er umgehend in den Zug gestiegen um seinem Bekannten bei der „Sache“zu helfen. Erst als der zweite Täter über den Gartenzaun des Anwesens im Landkreis geklettert sei, habe der Angeklagte begriffen, worum es eigentlich geht. Natürlich habe er versucht, klar zu machen, dass er kein Einbrecher sei. Doch daraufhin habe der Bekannte ihm einen Faustschlag verpasst und gezwungen, Schmiere zu stehen. Nach dem Einbruch sehen die beiden eine zufällig vorbeifahrende Polizeistrafe und geraten in Panik. Sie versuchen zu flüchten. Doch nur der angebliche Bekannte des Angeklagten entkommt der Polizei. Bei dem vor Gericht stehenden Serben finden die Beamten noch in der Nacht eine Busfahrkarte aus Neuburg. Woher die kommt, kann der Angeklagte nicht erklären.
Auch das ist für Richter Veh ein Grund, weshalb er die Geschichte des Mannes für „absurd“hält. Vielmehr glaubt er, dass der Mann den Einbruch geplant habe. „Man fährt doch nicht von Wien bis hier her, wenn man nicht weiß warum“, sagt der Richter. „Kein Gericht, das halbwegs bei Verstand ist, glaubt das“. Der Richter könne sich vorstellen, dass der Angeklagte auch an dem Einbruch beteiligt war, weil er Juwelier ist. Schließlich könne er „als Mann vom Fach“einschätzen, welcher Schmuck von Wert ist.
Auch die Rechtsreferendarin der Staatsanwaltschaft, Bettina Weichenrieder, glaubt dem Angeklagten nicht. Sie fordert angesichts des hohen Schadens drei Jahre Haft. Verteidigerin Julia Friedl hält das Geständnis als Argument dagegen. Auch weil der Angeklagte keine Vorstrafen hat, spricht Richter Veh schließlich das Urteil von zweieinhalb Jahren Haft ohne Bewährung. Er sagt: „Wer in eine Privatwohnung einbricht, bekommt bei diesem Gericht keine Bewährung.“