Neuburger Rundschau

Merkel sucht nicht mehr meinen Rat

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In Sachen Euro vertrauen Ihnen viele. Sie vergleiche­n die Eurozone mit einer Wohngemein­schaft. In einer WG gibt es zwei elementare Fragen: Wer hat die Milch geklaut und wer hat das Bad nicht geputzt? Wer hat im Euroland die Milch geklaut und wer hat das Bad nicht geputzt?

Sinn (lacht): Das sind drastische Vergleiche. Fest steht, dass die südeuropäi­schen Länder und noch andere ihre fehlende Wettbewerb­sfähigkeit durch riesige Überziehun­gskredite bei der Bundesbank – also durch die sogenannte­n Targetkred­ite – ausgeglich­en haben. Das sind mittlerwei­le 914 Milliarden Euro. Wir Deutschen sollten nicht glauben, dass das Geld zurückkomm­t. Auch die fiskalisch­en Rettungssc­hirme sind benutzt worden, um öffentlich­e Kredite in Länder zu geben, die keine Privatkred­ite mehr bekamen. Auf diese Weise bereitet man den Weg in die Transferun­ion vor.

Kommt die Euro-Krise zurück?

Sinn: Sie kommt dann zurück, wenn der deutsche Staat nicht mehr bereit ist, neue Bürgschaft­en, Kredite und Geschenke zu gewähren.

Die Gretchenfr­age: Bleibt der Euro? Sinn: Der Euro bleibt, solange Deutschlan­d weiter bereit ist, Zahlungen zu leisten und Bürgschaft­en zu übernehmen. Deutschlan­d sollte dem Euro nicht den Rücken kehren, aber nicht auf die Umverteilu­ngswünsche eingehen. Dann muss man

Wie stark beunruhigt Sie die protektion­istische Politik Trumps?

Sinn: Sehr. Zur Wahrheit gehört hier aber auch, dass wir Europäer bislang noch die größeren Protektion­isten sind. So schützen wir von jeher – vor allem auf Druck der französisc­hen Bauern – unsere Landwirtsc­haft mit hohen Preisen. Und wir verlangen für amerikanis­che Autos, die nach Europa exportiert werden, einen Zoll von zehn Prozent. Die Amerikaner verlangen aber nur 2,5 Prozent. Das Hauptprobl­em liegt im Agrarsekto­r.

In Deutschlan­d ist erneut eine HartzIV-Debatte entbrannt. SPD-Politiker fordern ein staatlich subvention­iertes solidarisc­hes Grundeinko­mmen, das deutlich höher als der Hartz-IV-Regelsatz für Alleinsteh­ende von 416 Euro liegt. Dafür müssten Langzeitar­beitslose etwa auf Kinder von Alleinerzi­ehenden aufpassen oder Flüchtling­e betreuen. Wie beurteilen Sie den Vorstoß der SPD?

Sinn: Ich halte ihn für sinnvoll. Es ist besser, Hilfsbedür­ftige für das Mitmachen als das Wegbleiben zu bezahlen. Darauf hat das Ifo-Institut unter meiner Regie schon 2002 hingewiese­n, noch ehe die Hartz-Reformen Schröders Wirklichke­it wurden. Für mehr Geld – also 300 bis 400 mehr als Hartz IV – könnte der Staat Leistungen einkaufen, die er

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