Immer noch frech und unverschämt
Die drei Wellküren waren schon zum Zehnjährigen der „Sinninger Initiative gegen Rechts“gekommen und waren auch jetzt beim 20-Jährigen da. Und sie versprachen schon mal etwas, das Hoffnung macht
Sinning Zum 20-jährigen Bestehen haben sich die Sinninger von der gleichnamigen Initiative gegen Rechts drei alte Bekannte eingeladen. Die Wellküren, die drei Schwestern der Biermöslblosn – die inzwischen längst Geschichte ist – waren auch schon zum zehnjährigen Bestehen da. Damals überlegte man noch, wie es nach dem Wegzug der Rechten aus Sinning weitergehen sollte. Die Initiative hat weitergemacht und die Wellküren auch.
32 Jahre sind sie nun schon unterwegs und sie haben nichts von ihrer frechen Unverschämtheit eingebüßt. Die Moni ist vorwiegend die Unterhalterin. Wenn es um politische Zeiterscheinungen geht, kann sie sich so in Rage reden, dass die Diplomsozialpädagogin Bärbi die homöopathischen Kügelchen rausholt. Sie sind das Allheilmittel gegen hormonelle Demenz und Überreaktion, Schlaffheit und sonstige Krankheiten, die altersbedingt – vor allem bei Männern – auftauchen.
Gegen Fehlentwicklungen im Denken, Hirnverbranntheit und ungewollte Empfängnis hilft allerdings nur eines: Stubnmusi. Das alte Rezept der Großfamilie Well führt 2018 zur Gründung von „stugida“was nicht weniger bedeutet als „Stubenmusi gegen die Idiotisierung des Abendlandes“. Vielleicht könnte man anstatt zu demonstrieren zum Dreivierteltakt des „Abendlandler“schunkeln und als Parteihymne das Lied zur bayrischen Leidkultur singen, bei Bier und Schweinsbraten am Nockherberg.
Im Fernsehen pflegt man von Plasberg bis Maischberger die neue „Debattenkultur“, bei der jeden Tag „eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. „I wui endlich mei Ruah“singt Burgi, „i konn den Scheiß nimmer hörn“. Lieber wünscht man sich in die Münchner Maratonga Bar, wo „Hinterbliebene und Überlebende“neues Glück finden.
Der zweite Teil des Abends gehört den musikalischen Experimenten des Trios: Das Publikum singt brav mit bei „Auf einem Baum ein saß“, muss jedoch überfordert aussteigen beim SimslabimChaos am Ende. Die musikalische Demo auf der Nonnengeige verursacht dann eher Ohrenschmerzen mit Alpträumen, in denen sich Horst und Markus unter den Klängen des Lieds vom Tod einen finalen Showdown liefern und Ilse beim Bieranstich eine „friedvolle Wiesn“wünscht. Kracher, Mozart und flott gespielte Stubnmusi wechseln sich unterhaltsam ab, das Publikum im voll besetzten Saal der gemeindlichen Schlosswirtschaft hört aufmerksam zu, um dann wieder entspannt loszulachen, wenn Burgi, Bärbi und Moni den Bogen überKuckuck spannen. Am Ende nehmen die drei mit einer Runde deftiger Gstanzl, Weltpolitik und Lokalbegebenheiten aufs Korn, um sich dann mit dem herzigen Dreigsang „Kimmt scho hoamli die Nacht“zu verabschieden. „Zum 30. Geburtstag kommen wir wieder – versprochen“. Das macht Hoffnung.