Der Zauber der leisen Töne
Der Auftritt des Klaviertrios Weindorf-Plümer-Weiss hätte etwas mehr Zuhörer verdient gehabt
Neuburg Ein ziemlich junger, in der Jazzwelt steil aufstrebender Pianist und zwei fast schon legendäre alte Hasen am Bass und am Schlagzeug: Was kommt am Ende dabei heraus? Es könnte ein etwas fragiles Gebilde sein, weil da der stilistische und musikalische Zugriff doch ein paar Jahrzehnte auseinander liegt. Tatsächlich aber bekam das Publikum im Birdland Jazzclub ein sehr dichtes, intensives Klaviertrio zu hören, eine intellektuell geprägte Spielweise mit sicherem Gespür für die Vielfalt der Klangfarben und für den Zauber leiser Töne.
Wie der Pianist und Komponist Tobias Weindorf über die Tastatur des Bösendorfer-Flügels schwebt, hat nichts Auftrumpfendes, nichts Rauschhaftes, wie es bei manch anderen Klaviervirtuosen zu beobachten ist. Der junge Kölner Musiker wirkt eher versonnen, ja versunken in seine Klangwelt, er streichelt die Tasten eher, als dass er sie an- schlägt, seine Liebe gilt dem Reiz des Piano und des Pianissimo. Wenn es passt, kann Weindorf auch kräftig hinlangen, aber er hat mit exaltierten Ausbrüchen und wilden Gesten wenig am Hut. Weindorfs Spiel strahlt ein sanfte, in den schönsten Balladen betörende, Intensität aus, die aber nie im Ungefähren der vom Impressionismus angehauchten Klangwelten verschwimmt.
In Gunnar Plümer am Bass und Peter Weiss am Schlagzeug hat Weindorf wahrhaft kongeniale (hier passt dieser oft zu schnell verwendete Begriff) gefunden. Die jazztypische Abfolge von Soloeinlagen der drei Instrumente mit dem allfälligen Szenenapplaus fehlt diesem Trio fast ganz, stattdessen zelebrieren die drei Vollblutmusiker hoch konzentriert eine kunstvolle, kammermusikalische Einheit.
Man muss sich in diese durchaus artifizielle Musik ein wenig einhören, dann aber entfaltet sie ihren Charme. Sie wirkt, bei aller Komplexität, doch leicht und schwebend. Der gefühlvolle, präzise Kontrabass-Künstler Gunnar Plümer hat daran ebenso einen großen Anteil wie der fein dosierende alte Fuchs Peter Weiss am Schlagzeug. Diese beiden Jazzer sind in ihrer langen Karriere sozusagen mit allen musikalischen Wassern gewaschen. Aufgesetzte Gags, wohlfeile Knalleffekte sind im spannenden Spiel dieser beiden Musiker nicht zu hören.
Sie fühlen sich in die lyrisch geprägten Nummern wie „A little song for you“, oder „Sweet temptations“und das kunstvolle Lied ohne Worte namens „You never know“perfekt hinein. Der Schlagzeuger entlockt mit feinem Händchen seinen Drums flirrende, luftige Klänge und der Bassist glänzt mit sonorer Tiefe, manchmal kaum noch hörbar, aber stets präsent. Auch so kann ein Jazz-Klaviertrio klingen, keine ganz leichte und sofort zugängliche Kost und viel mehr Modern als Mainstream. Der Abend hätte etwas mehr Zuhörer verdient gehabt.