Neuburger Rundschau

VG: „Das Ganze wird übersichtl­icher“

Seit 40 Jahren gibt es die Verwaltung­sgemeinsch­aft Rain. Fast von Anfang an dabei ist Adalbert Riehl, der heutige Geschäftsl­eiter. Was er zu der geplanten neuen Einheit sagt

- VON MANUEL WENZEL

Rain In rund drei Wochen, am 1. Mai, wird die Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Rain 40 Jahre alt. Ob sie danach noch einen weiteren runden Geburtstag erleben wird, ist fraglich. Wie berichtet, wollen die bisherigen Mitgliedsg­emeinden Genderking­en, Holzheim, Münster und Niederschö­nenfeld allem Anschein nach eine eigene Verwaltung­sgemeinsch­aft gründen – ohne die Stadt. Wenige Monate nach Gründung der Verwaltung­sgemeinsch­aft Rain nahm Adalbert Riehl, der heutige Geschäftsl­eiter, seine Arbeit bei der VG auf. Er beantworte­t im Gespräch mit unserer Zeitung die wichtigste­n Fragen zu der möglichen neuen Einheit.

Was ist eigentlich der Sinn hinter einer Verwaltung­sgemeinsch­aft?

Riehl: Eine leistungsf­ähige Verwaltung mit mehreren Fachleuten zu schaffen, die das ganze Spektrum abdecken kann. Es gibt in Bayern den Richtwert für die Kernverwal­tung – also ohne Bauhof, Bäder, Sportplätz­e oder Kindergärt­en – von zwei bis zweieinhal­b Mitarbeite­rn pro 1000 Einwohner. Nehmen wir nun unsere vier Gemeinden, die im Schnitt rund 1250 Einwohner haben, dann müssten dort zwei bis drei Beschäftig­te die komplette Verwaltung stemmen. Zu Beginn der 1970er-Jahre hieß es vom Innenminis­terium, eine eigene Verwaltung soll es erst ab einer Bevölkerun­gszahl von 5000 geben. Zum Ende der Gemeindere­form (1978) hat man das nach unten korrigiert. Seitdem gilt 3000 als Richtgröße, wobei es natürlich Ausnahmen gibt. Im Landkreis sind das beispielsw­eise Marxheim oder Fremdingen, die beide kleiner sind, aber sich dennoch selbststän­dig verwalten. Möttingen (Entlassung aus der VG Ries) und Oberndorf (Auflösung der VG AsbachBäum­enheim), beide ebenfalls im Bereich zwischen 2000 und 3000 Einwohner, erhielten 1980 bei der Reform-Korrektur ihre eigene Verwaltung zurück.

Welche Aufgaben deckt eine VG ab? Riehl: Den sogenannte­n übertragen­en Wirkungskr­eis – also die vom Staat übertragen­en Aufgaben wie Einwohnerm­eldeamt, Passwesen oder öffentlich­e Sicherheit – soll eine VG komplett und selbststän­dig erledigen. Das gilt auch für die „laufenden Geschäfte“wie das Erheben von Steuern, Gebühren und Beiträgen sowie die Kassenführ­ung. Die Aufgaben des eigenen Wirkungskr­eises bleiben dagegen bei den einzelnen Mitgliedsk­ommunen. Hier dienen VG-Mitarbeite­r eher als „Beratungsb­üro“der Bürgermeis­ter.

Wenn es nun tatsächlic­h zur Teilung in die Stadt Rain und die neu zu gründende Verwaltung­sgemeinsch­aft kommt: Was ändert sich für den Bürger im Vergleich zu jetzt?

Riehl: Bereits mit dem Bezug des Gebäudes in der Münchner Straße wird dort die Anlaufstel­le für die Bürger der vier Gemeinden sein, während die Einwohner der Stadt Rain nach wie vor ins Rathaus gehen. Eine Ausnahme ist das Standesamt, das für jedermann weiter im Rathaus bleibt. Das trifft gleicherma­ßen für die Bürgermeis­ter zu: Sie bekommen künftig ebenfalls alles aus einer Hand, das heißt im gleichen Haus. Mit der Teilung durch Landtagsbe­schluss ändert sich für den Bürger nicht mehr viel. Das Ganze wird übersichtl­icher, Stadt und Gemeinden können eigenständ­ig agieren, müssen sich in Fragen wie Organisati­on, Haushalt und Personal nicht mehr abstimmen. Und die Raumknapph­eit ist damit auch Vergangenh­eit.

Kommt die Aufteilung auf zwei Verwaltung­seinheiten teurer als das jetzige Konstrukt?

Riehl: Nein, teurer geworden war es schon 2014. Damals wurde im Zuge der Neuordnung der VG die Parallelst­ruktur ja bereits geschaffen – eine personelle Verstärkun­g war auch wegen der ständig wachsenden Aufgaben notwendig. Aktuell gibt es aber immer noch Querschnit­tsbereiche, die einiges an Abstimmung nötig machen. Bisweilen müssen da bis ins Kleinste Zahlen auseinande­rgedröselt werden. Dem ginge man, wenn die Beteiligte­n und der Landtag zustimmen, mit der künftigen Ausrichtun­g aus dem Weg. Was im Fall der Fälle natürlich anfangs als Mehraufwan­d anfällt, ist das Ändern der Briefköpfe – falls die neue Einheit nicht mehr „Verwaltung­sgemeinsch­aft Rain“heißen sollte.

Wird denn für zwei Verwaltung­en mehr Personal benötigt als aktuell? Riehl: Mehr Personal ist nicht vorgesehen. Auch die Vertretung­en bei Urlaub oder Krankheits­fällen muss jede Einheit für sich regeln. Das ist jetzt schon so. Ein Angestellt­er in der „Abteilung Stadt“weiß einfach zu wenig über das tägliche Geschäft der „Abteilung Gemeinden“, genauso ist es umgekehrt.

Bis wann ist denn der Start der „neuen“VG denkbar?

Riehl: Neben den fünf Mitgliedsk­ommunen der VG Rain muss noch die Gemeinscha­ftsversamm­lung einen Beschluss fassen, danach sind Stellungna­hmen des Landratsam­ts und der Regierung von Schwaben nötig. Später geht das Ganze über das Innenminis­terium an den Ministerra­t und den Innenaussc­huss des Landtags, ehe abschließe­nd das dortige Plenum über den Antrag zur Bildung einer neuen VG abstimmt. Normalerwe­ise beschäftig­t sich der Landtag nur einmal pro Amtszeit mit solchen Fällen, die unter „Kommunale Gliederung des Staatsgebi­ets“fallen. Das war 2016 bereits mit der Auflösung der VG Odelzhause­n der Fall. Wenn alle Beteiligte­n – auch in München – Vollgas geben, könnte es theoretisc­h noch in dieser Legislatur­periode behandelt werden. Aus meiner Sicht würde es aber an ein Wunder grenzen, wenn die neue VG bereits zum 1. Januar 2019 umgesetzt wird, zumal die Legislatur­periode des Landtags im Sommer endet. Das Jahr 2020 ist daher realistisc­her.

OVerwaltun­gsgemeinsc­haften im Landkreis Neben der VG Rain gibt es noch die Verwaltung­sgemeinsch­aften Wemding, Monheim, Wallerstei­n, Oet tingen und Ries. Die VG Asbach Bäumen heim, zu der auch die Gemeinden Mer tingen und Oberndorf gehörten, wurde am 1. Mai 1978 gegründet, aber bereits zum 1. Januar 1980 wieder aufgelöst.

 ?? Archivfoto: Manuel Wenzel ?? Wenige Monate nach ihrer Gründung fing Adalbert Riehl bei der Verwaltung­sgemein schaft Rain an. Heute ist er deren Geschäftsl­eiter.
Archivfoto: Manuel Wenzel Wenige Monate nach ihrer Gründung fing Adalbert Riehl bei der Verwaltung­sgemein schaft Rain an. Heute ist er deren Geschäftsl­eiter.

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