Abwasser: Die Gebühren dürften steigen
Stadtrat Rain wendet 2019 neue Methode an
Rain Wie viele andere Kommunen, muss auch die Stadt Rain künftig in Sachen Abwassergebühr einen neuen Maßstab anlegen. Sie muss zweierlei Gebühren statt bisher eine verlangen. Der Gesetzgeber will diese sogenannte gesplittete Abwassergebühr immer dann, wenn in einer Kommune der Kostenanteil für die Beseitigung von Niederschlagswasser mehr als zwölf Prozent der Gesamtkosten der Abwasserentsorgung ausmacht. Das ist in Rain der Fall.
Bisher gilt dort für Schmutz- und Niederschlagswasser eine einheitliche Gebühr. Sie wird allein von der Menge des bezogenen Frischwassers bestimmt. Ab 2019 ändert sich das: Dann wird der Anteil des Schmutzwassers weiterhin nach dem Trinkwasserverbrauch gemessen. Das Regenwasser allerdings berechnet sich dann nach der Fläche, von der aus die Niederschläge in den öffentlichen Kanal fließen. Wer weniger versiegelte Flächen hat, zahlt weniger als ein anderer mit viel Asphalt, der viel Wasser in den Kanal einleitet. Denn viel Wasser im Klärwerk bedeutet logischerweise höhere Entsorgungskosten.
Grund und Hausbesitzer sollen belohnt werden
Mit dem neuen Berechnungssystem sollen also künftig Grund- und Hausbesitzer belohnt werden, die das Regenwasser im Erdreich versickern lassen. Dagegen bekommen Verbrauchermärkte mit asphaltierten Parkplätzen, Betriebe mit großen Dachflächen oder Hausbesitzer mit langen befestigten Zufahrtswegen höhere Rechnungen.
Der Stadtrat Rain hat entsprechend der gesetzlichen Regelung in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, seine Gebührensatzung wie erforderlich anzupassen. Frühestens Anfang 2019 wird es diese gesplittete Abwassergebühr in der Tillystadt geben. Die Verwaltung bereitet ab sofort alles dafür vor. In einem sehr komplizierten Verfahren muss nun für jedes einzelne von 2700 Flurstücken ermittelt werden, wie hoch der Anteil der dort versiegelten Flächen ist.
Für Grundstückseigentümer bedeutet das: Sie erhalten Post von der Verwaltung mit Fragen und einem Lageplan. Sie werden darum gebeten, Auskunft über ihre Flächen und deren Versiegelung zu geben. Entsprechend wird dann in Zukunft neu abgerechnet.
Die Berechnung der Gebühren wird über ein Stufenraster erfolgen. So werden beispielsweise völlig undurchlässige Flächen anders bewertet als Pflaster mit Sandfugen, Rasengitter oder Kies. Wer den Regen durch größere Zisternen zurückhält oder eine Versickerungsanlage besitzt, dem wird dagegen etwas gutgeschrieben. Da die Gebührenhöhe erst im Anschluss an die aufwendigen Ermittlungen feststehen wird, kann die Verwaltung derzeit keine Anfragen der Bürger zur Höhe beantworten - und zwar auch nicht schätzungsweise.
Bürgerversammlungen liefern Informationen
Bevor Grundstückseigentümer ihre Angaben machen müssen, werden zwei Bürgerversammlungen in Rain stattfinden. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben. Nach diesen Versammlungen wird die Stadt eine Info-Hotline einrichten. Am Ende des gesamten Verfahrens – laut Bürgermeister Gerhard Martin sicher nicht vor dem Jahresende – wird der Stadtrat dann beschließen, wie hoch die Gebühren sein werden.
Da Rain aber mit derzeit 1,30 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser unter dem Landesdurchschnitt (1,96 Euro) liegt, und die Gebühren seit Jahren unverändert sind, ist damit zu rechnen, dass die Bürger trotz des Gebührensplittings - stärker zur Kasse gebeten werden.