Drei Minuten Wahnsinn ohne Sieger
Lange Zeit passiert beim 2:2 zwischen dem FC Ingolstadt und Arminia Bielefeld wenig, dann brechen alle Dämme. Warum ein individueller Fehler den Schanzern den Sieg kostet
Ingolstadt Marcel Gaus wollte erst gar nicht nach Entschuldigungen suchen. Den Fehler, der zum 2:2-Ausgleich für Arminia Bielefeld führte, nahm der Linksverteidiger des FC Ingolstadt ohne zu zögern auf seine Kappe. „Ich habe zwei Gedanken im Kopf. Zurückköpfen oder klären. Dann kam leider etwas dazwischen heraus“, schilderte Gaus die unglückliche Szene. Jedenfalls spritzte Andreas Voglsammer in die zu kurz geratene Rückgabe und der Ball trudelte ins Tor (77.). „Es tut mir leid für die Mannschaft. Es war mein Fehler, aber das gehört nun einmal dazu“, fügte Gaus an.
Letztlich war das 2:2 ein gerechtes Endergebnis in einer Partie, in der die Mannschaften den Zuschauern lange Zeit ein Zweitligaspiel auf mäßigem Niveau geliefert hatten, das von viele Zweikämpfen, zahlreiche Ungenauigkeiten und seltenen Torraumszenen geprägt war. Kurzum: „Ein typisches Zweitligaspiel“, wie es FCI-Angreifer Stefan Kutschke ausdrückte. Bis auf einen Seitfallzieher von Sonny Kittel, der knapp am Tor vorbeiging (17.), fanden die Schanzer in der Offensive kaum statt und fanden kein Mittel gegen das aggressive Bielefelder Pressing. Zu besseren Chancen kamen die Gäste, die auf drei Stammkräfte hatten verzichten müssen. Roberto Massimo verzog erst freistehend (32.), dann hielt Nyland mit einem Reflex einen Kopfball aus kurzer Distanz von Fabian Klos (40.). Der Angreifer vergab eine mögliche Gästeführung auch kurz nach Wiederanpfiff, als er nach einer Hereingabe von Voglsammer den Ball knapp verpasste (49.).
War bis zur 60. Minute wenig Erbauliches passiert, brachen dann alle Dämme. Binnen drei Minuten bekamen die Zuschauer drei Tore zu sehen, der FCI führte mit 2:1. Erst köpfte der kurz zuvor eingewechselte Kutschke den Ball nach einer Kittel-Flanke in die Maschen (59.), im Gegenzug bewies Klos seine Kopfballstärke (61.). Während es für Kutschke „persönlich ganz wichtig war“, nach längerer Zeit wieder zu treffen, ärgerte sich FCITrainer Stefan Leitl: „Eigentlich war das 1:0 der Dosenöffner für uns, doch dann bekommen wir direkt den Ausgleich.“Viel Zeit, sich zu grämen, war gar nicht nötig. Erneut im Gegenzug bediente Tobias Levels Robert Leipertz, der mit seinem ersten Heimtor für den FCI die Schanzer erneut in Führung brachte (62.). Doch nachdem Almog Cohen ein mögliches 3:1 verpasst hatte, als der Ball knapp über den Querbalken beförderte (64.), schlug Bielefeld zurück. Einer der vielen lang geschlagenen Bälle landete bei Gaus, dessen Rückgabe zu kurz geriert und über Voglsammers Fuß an Nyland vorbei im Tor landete (77.). „Wir haben Bielefeld einmal zu oft eingeladen“, haderte Leipertz.
Durch das 2:2 haben die Schanzer einmal mehr eine Chance vergeben, noch oben anzugreifen. Die Vorlage, den der Dritte Holstein Kiel am Vortag durch ein 0:0 gegen Darmstadt gegeben hatte, nahm der FCI nicht auf. Umso verwunderlicher war, dass dies beim FC Ingolstadt überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Nicht nur Leitl sprach von einem „gewonnenen Punkt“und verwies auf die gewachsene Distanz zu den unteren Tabellenplätzen. Leitl: „Wir haben nicht davon gesprochen, noch oben anzugreifen. Für uns ist es wichtig, kontinuierlich zu punkten und Ruhe reinzubringen.“Auch Gaus hatte ein „gutes Spiel“des FCI gesehen. „Die Liga ist verrückt und wir haben immer gesagt, dass wir unten wegkommen wollen.“Nur das Umfeld spreche vom Aufstieg, fügte Kutschke hinzu. Der FCI wäre gut beraten, „den Blick nach unten zu richten“.
Weitere Remis werden ohnehin nicht reichen, die Aufstiegsplätze anzugreifen. Für die Schanzer ist dennoch mit den nun anstehenden Partien gegen die Top drei der Liga noch einiges möglich. „Jetzt spielen wir gegen Nürnberg, Düsseldorf und Kiel. Mal schauen, wo wir dann zwei Spieltage vor Schluss stehen“, meinte Leipertz, der wie seine Kollegen Marcel Gaus für dessen Bock keinen Vorwurf machte. „Individuelle Fehler“, sagte Leipertz, würden „eben passieren.“
FC Ingolstadt Nyland – Levels, T. Schröck, Matip, Gaus – Cohen, Morales (56. Wahl) – Pledl (85. Lezcano), Kittel, Leipertz – Mo. Hartmann (57. Kutschke)
Arminia Bielefeld Ortega – Dick, Wei gelt, Salger, Hartherz – Massimo (66. Weihrauch), Prietl, Schütz, Staude (66. Pu taro) – Voglsammer, Klos (89. Brandy) Schiedsrichter Patrick Alt (Heusweiler) – Zuschauer 10 213 Tore 1:0 Kutschke (59.), 1:1 Klos (61.), 2:1 Leipertz (62.), 2:2 Voglsammer (77.).