Neuburger Rundschau

Drei Minuten Wahnsinn ohne Sieger

Lange Zeit passiert beim 2:2 zwischen dem FC Ingolstadt und Arminia Bielefeld wenig, dann brechen alle Dämme. Warum ein individuel­ler Fehler den Schanzern den Sieg kostet

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Marcel Gaus wollte erst gar nicht nach Entschuldi­gungen suchen. Den Fehler, der zum 2:2-Ausgleich für Arminia Bielefeld führte, nahm der Linksverte­idiger des FC Ingolstadt ohne zu zögern auf seine Kappe. „Ich habe zwei Gedanken im Kopf. Zurückköpf­en oder klären. Dann kam leider etwas dazwischen heraus“, schilderte Gaus die unglücklic­he Szene. Jedenfalls spritzte Andreas Voglsammer in die zu kurz geratene Rückgabe und der Ball trudelte ins Tor (77.). „Es tut mir leid für die Mannschaft. Es war mein Fehler, aber das gehört nun einmal dazu“, fügte Gaus an.

Letztlich war das 2:2 ein gerechtes Endergebni­s in einer Partie, in der die Mannschaft­en den Zuschauern lange Zeit ein Zweitligas­piel auf mäßigem Niveau geliefert hatten, das von viele Zweikämpfe­n, zahlreiche Ungenauigk­eiten und seltenen Torraumsze­nen geprägt war. Kurzum: „Ein typisches Zweitligas­piel“, wie es FCI-Angreifer Stefan Kutschke ausdrückte. Bis auf einen Seitfallzi­eher von Sonny Kittel, der knapp am Tor vorbeiging (17.), fanden die Schanzer in der Offensive kaum statt und fanden kein Mittel gegen das aggressive Bielefelde­r Pressing. Zu besseren Chancen kamen die Gäste, die auf drei Stammkräft­e hatten verzichten müssen. Roberto Massimo verzog erst freistehen­d (32.), dann hielt Nyland mit einem Reflex einen Kopfball aus kurzer Distanz von Fabian Klos (40.). Der Angreifer vergab eine mögliche Gästeführu­ng auch kurz nach Wiederanpf­iff, als er nach einer Hereingabe von Voglsammer den Ball knapp verpasste (49.).

War bis zur 60. Minute wenig Erbauliche­s passiert, brachen dann alle Dämme. Binnen drei Minuten bekamen die Zuschauer drei Tore zu sehen, der FCI führte mit 2:1. Erst köpfte der kurz zuvor eingewechs­elte Kutschke den Ball nach einer Kittel-Flanke in die Maschen (59.), im Gegenzug bewies Klos seine Kopfballst­ärke (61.). Während es für Kutschke „persönlich ganz wichtig war“, nach längerer Zeit wieder zu treffen, ärgerte sich FCITrainer Stefan Leitl: „Eigentlich war das 1:0 der Dosenöffne­r für uns, doch dann bekommen wir direkt den Ausgleich.“Viel Zeit, sich zu grämen, war gar nicht nötig. Erneut im Gegenzug bediente Tobias Levels Robert Leipertz, der mit seinem ersten Heimtor für den FCI die Schanzer erneut in Führung brachte (62.). Doch nachdem Almog Cohen ein mögliches 3:1 verpasst hatte, als der Ball knapp über den Querbalken beförderte (64.), schlug Bielefeld zurück. Einer der vielen lang geschlagen­en Bälle landete bei Gaus, dessen Rückgabe zu kurz geriert und über Voglsammer­s Fuß an Nyland vorbei im Tor landete (77.). „Wir haben Bielefeld einmal zu oft eingeladen“, haderte Leipertz.

Durch das 2:2 haben die Schanzer einmal mehr eine Chance vergeben, noch oben anzugreife­n. Die Vorlage, den der Dritte Holstein Kiel am Vortag durch ein 0:0 gegen Darmstadt gegeben hatte, nahm der FCI nicht auf. Umso verwunderl­icher war, dass dies beim FC Ingolstadt überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Nicht nur Leitl sprach von einem „gewonnenen Punkt“und verwies auf die gewachsene Distanz zu den unteren Tabellenpl­ätzen. Leitl: „Wir haben nicht davon gesprochen, noch oben anzugreife­n. Für uns ist es wichtig, kontinuier­lich zu punkten und Ruhe reinzubrin­gen.“Auch Gaus hatte ein „gutes Spiel“des FCI gesehen. „Die Liga ist verrückt und wir haben immer gesagt, dass wir unten wegkommen wollen.“Nur das Umfeld spreche vom Aufstieg, fügte Kutschke hinzu. Der FCI wäre gut beraten, „den Blick nach unten zu richten“.

Weitere Remis werden ohnehin nicht reichen, die Aufstiegsp­lätze anzugreife­n. Für die Schanzer ist dennoch mit den nun anstehende­n Partien gegen die Top drei der Liga noch einiges möglich. „Jetzt spielen wir gegen Nürnberg, Düsseldorf und Kiel. Mal schauen, wo wir dann zwei Spieltage vor Schluss stehen“, meinte Leipertz, der wie seine Kollegen Marcel Gaus für dessen Bock keinen Vorwurf machte. „Individuel­le Fehler“, sagte Leipertz, würden „eben passieren.“

FC Ingolstadt Nyland – Levels, T. Schröck, Matip, Gaus – Cohen, Morales (56. Wahl) – Pledl (85. Lezcano), Kittel, Leipertz – Mo. Hartmann (57. Kutschke)

Arminia Bielefeld Ortega – Dick, Wei gelt, Salger, Hartherz – Massimo (66. Weihrauch), Prietl, Schütz, Staude (66. Pu taro) – Voglsammer, Klos (89. Brandy) Schiedsric­hter Patrick Alt (Heusweiler) – Zuschauer 10 213 Tore 1:0 Kutschke (59.), 1:1 Klos (61.), 2:1 Leipertz (62.), 2:2 Voglsammer (77.).

 ?? Foto: Roland Geier ?? Keine seltenes Bild: Zahlreiche Zweikämpfe prägten die Partie zwischen dem FC Ingolstadt und Arminia Bielefeld. Hier duellieren sich Stefan Kutschke (links) und Florian Dick.
Foto: Roland Geier Keine seltenes Bild: Zahlreiche Zweikämpfe prägten die Partie zwischen dem FC Ingolstadt und Arminia Bielefeld. Hier duellieren sich Stefan Kutschke (links) und Florian Dick.

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