Sparkasse NeuburgRain legt Zahlen vor
Kurt Müller legt für die Sparkasse Neuburg-Rain glänzende Zahlen vor. Doch auch wenn wirtschaftlich derzeit alles prächtig läuft, gibt es für den Vorstandsvorsitzenden bedenkliche Entwicklungen
Neuburg/Rain Wie die Zinsfalle funktioniert, erklärte Kurt Müller an einem sehr anschaulichen Bild: Eine Mass Bier kostete 1973 auf der Wies’n umgerechnet 1,79 Euro. Damals gab’s bei der Sparkasse 9,5 Prozent Zinsen. 30 Jahre später kostete die Mass 6,50 Euro. Hätte man die eine Mass 1973 bei der Sparkasse angelegt, hätte es 2003 vier Mass gegeben. 2016 kostete eine Wies’n– Mass 10,80. Mit den aktuellen, langlaufenden Zinsen würde 30 Jahre später nur noch eine halbe Mass übrigbleiben. „Das ist doch ernüchternd“, meinte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Neuburg-Rain, als er gestern die überaus positiven Geschäftszahlen seiner Bank für das abgelaufene Jahr präsentierte.
Die für einen Bayern drastische Erklärung mit der Wies’n-Mass verdeutliche „die stillschweigende und unsichtbare Enteignung der Sparer und Steuerzahler“. Es ist die Vorgehensweise von Kurt Müller, erst einen Streifzug durch die Welt zu unternehmen, um dann in den heimischen Gefilden anzukommen. Er verwies auf die großen Umbrüche, auf die Faszination, die autoritäre Regime ausstrahlen, auf die Konzentration der Macht in den Metropolen und auf die Digitalisierung, die die Welt verändert. Neben den großen, ungelösten Problemen um Deutschland herum sprach er aber auch die im eigenen Land an. Er erinnerte an die große Bedeutung der Rentenversicherung und daran, dass die Wohneigentumsquote in Deutschland gerade mal 44 Prozent betrage. Vermögen seien ungleich verteilt, Normalverdiener, noch dazu wenn Kinder da seien, könnten sich kein Eigentum mehr leisten, Teile der Bevölkerung würden sich schlichtweg abgehängt fühlen „und Altersarmut ist durchaus real“.
Gleichzeitig würden immer mehr Menschen den Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Lande vertrauen. Das belegten nicht nur die gestiegenen Kundeneinlagen (Müller: „Geld bringt man dorthin, wo es sicher ist.“), sondern auch das deutliche Plus bei den Girokonten. Alle markanten Geschäftsbereiche erfreuten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr einer überaus positiven Entwicklung die so nicht vorhersehbar gewesen sei. Nur eine Zahl: Die insgesamt 159,8 Millionen Euro an Kreditzusagen 2017 stellen das höchste Kreditneugeschäft in der Geschichte der Sparkasse dar. Eine solide gewachsene Eigenkapitalquote und ein satter Jahresüberschuss nach Steuern von drei Millionen Euro unterstreichen die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens.
Weil sich das Geschäftsmodell überaus bewährt habe, denke man auch nicht daran, wie andernorts zu schließen. „Gerade wenn es um wichtige Dinge geht, suchen die Kunden verstärkt das Gespräch unter Menschen und nicht die Auseinandersetzung mit dem Computer“, verdeutlichte der Sparkassenchef. Das bedeute nicht, dass die Sparkasse Neuburg-Rain mit ihren Angeboten nicht auch in der modernen Welt präsent wäre.
Angesichts der in Zeiten einer Niedrigzinsphase überaus guten Entwicklung, so Verwaltungsratsvorsitzender Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, sei derzeit eine Fusion kein Thema. Gerade was das Vertriebsgeschäft angehe, sei die Sparkasse Neuburg-Rain unter den Besten der 66 bayerischen Sparkassen platziert. Wie lange dies so bleibe, wisse man natürlich nicht.
Eine große Belastung stelle etwa die Bankenregulatorik dar, die die kleinen Kreditinstitute und Sparkassen erdrücken würde. „Was für die Großen der Branche gelten sollte, trifft uns Kleine ganz hart“, sagte Müller. Ein Beispiel: So soll es künftig zu einer „offenbar gefährlichen Eröffnung eines Girokontos“(MülGeschäftsfilialen
ler) eine 50-seitige Begleitlektüre für die Kunden geben. Beim Datenschutz verwies er auf die immer härter werdenden Vorschriften in Deutschland. Daneben gebe es für große Datensammler, wie etwa Facebook, eigene Gesetze. „Uns reguliert man immer mehr und die Global Player können machen, was sie wollen.“Und die angedachte europäische Einlagensicherung sei zumindest für deutsche Sparer kein Weg. Es sei der Versuch, in die Kassen anderer, nämlich vor allem der deutschen Sparer, zu greifen. Daauch
durch müssten andere Länder Europas ihre Hausaufgaben für die eigenen Bankmärkte nicht machen. „Wir wollen und können mit unseren Geldern nicht Europa retten“, schloss Müller, bevor er noch die Sparkasse als Spender, Sponsor und Stifter in den Fokus rückte.
Ob man mit Kurt Müller 2019 noch einmal auf einen Streifzug durch die Welt in die Heimat gehen kann, ist ungewiss. Er will am Jahresende eigentlich in Pension gehen – falls sich bis dahin sein Nachfolger gefunden hat.