Neuburger Rundschau

Mehr Sonnenener­gie in Rennertsho­fen

Der Gemeindera­t sucht nach Dächern für Solarmodul­e, an deren Erträge Bürger beteiligt werden. Dagegen wird ein Projekt eines Lebensmitt­elmarktes kritisch gesehen

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Rennertsho­fen Das neue Feuerwehrh­aus im Rennertsho­fener Ortsteil Riedenshei­m bekommt eine Photovolta­ikanlage aufs Dach. Das hat der Gemeindera­t am Dienstag bei einer Gegenstimm­e beschlosse­n. Die Erweiterun­g, die das Bürgersola­rkraftwerk Rennertsho­fen I GbR beantragt hatte, wird auf die bestehende­n Anteile der Bürgergese­llschaft umgelegt. Darüber hinaus will die Gemeinde aber weitere geeignete öffentlich­e Dächer suchen, um die Gesellscha­ft für interessie­rte Bürger zu erweitern.

Auf dem Dach der Riedenshei­mer Feuerwehr findet eine eher kleine Anlage Platz. Für rund 6000 Euro werden 16 Module mit einer Leistung von knapp fünf Kilowattst­unden errichtet. Das ergebe gerade einmal einen Anteil mehr, so Manfred Rößle, der Geschäftsf­ührer der Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts, die bisher drei Photovolta­ikanlagen verwaltet. Die Gesellscha­ft besteht aus 27 Bürgern, der Markt Rennertsho­fen hält einen Anteil von knapp 25 Prozent.

In den Fokus für weitere Stromkraft­werke stehen die Dächer der Gebäude der Freiwillig­en Feuerwehr Rennertsho­fen sowie der neuen Schule. Weitere Dächer öffentlich­er Gebäude sollen auf ihre Tauglichke­it hin noch einmal besichtigt werden.

Im vergangene­n Jahr erzeugten PV-Anlagen auf den Dächern des Bauhofs in Rennertsho­fen, des Feuerwehrh­auses in Bertoldshe­im und des Gemeindest­adels in Emskeim knapp 76 000 Kilowattst­unden Strom, was einer eingespart­en CO2-Menge von 40 Tonnen entspricht. Die Einspeisev­ergütungen 2017 betrugen rund 31000 Euro. Nach Abzug der Unkosten und Steuern erreichte die Gesellscha­ft ein Betriebser­gebnis in Höhe von gut 24000 Euro.

Darüber hinaus hat sich der Rennertsho­fener Gemeindera­t mit folgenden Themen beschäftig­t:

● Edeka Markt in Rennertsho­fen will erweitern: Vor allem schnell sollte es gehen. Denn der Edeka-Markt an der Neuburger Straße in Rennertsho­fen will wachsen. Und dafür bedarf es einer Änderung des Bebauungsp­lans. Durch die Größe des geplanten Marktes ist die Umwandlung des bisherigen Gewerbegeb­ietes in ein Sondergebi­et notwendig. Das von Antragstel­ler Edeka beauftragt­e Planungsbü­ro stellte am Dienstag dem Gemeindera­t den geänderten Bebauungsp­lan vor. Dieser Plan sollte in einem beschleuni­gten Verfahren bearbeitet werden, doch der Gemeindera­t vertagte den Beschluss. Zu groß waren die Bedenken einiger Gemeinderä­te, dass eine Vergrößeru­ng einen Konkurrenz­effekt für den Marktkern bringe. „Auf der einen Seite sprechen wir vom Marktsterb­en, und hier würden wir einer Flächenerw­eite- rung direkt vor dem Markttor zustimmen“, formuliert­e Gemeindera­t Heinrich Müller seine Bedenken. Auch Theo Rehm wollte genau wissen, wie die Erweiterun­g aussehen soll. Peter von der Grün schließlic­h äußerte die Vermutung, dass der Markt seine Getränkeab­teilung vergrößern könne, was eine direkte Konkurrenz für zwei bestehende Getränkemä­rkte wäre.

Nun will der Gemeindera­t erst einmal genau wissen, was der Antragstel­ler mit der Erweiterun­g der Verkaufsfl­äche vorhat. Außerdem sollen Parkplätze, die durch die Erweiterun­g nur noch über öffentlich­en Grund erreichbar sein würden, wegfallen. Was laut Planungsbü­ro kein Problem darstellt, da dennoch mehr als die gesetzlich geforderte­n 40 Parkplätze erhalten blieben. Der Markt hat bisher eine Verkaufsfl­äche von rund 800 Quadratmet­er und soll um etwa ein Drittel größer werden.

● Rohrbach Ost, die Zweite: Der Bebauungsp­lan für sechs Grundstück­e im Rennertsho­fener Gemeindete­il Rohrbach wird neu aufgestell­t und geht noch einmal in eine öffentlich­e Auslegung. Notwendig wurde dieser Schritt durch die Aufnahme von weiteren Bauweisen. Zwei Vollgescho­sse mit Sattel-, Walm- und Pultdächer­n sollen so ermöglicht werden.

● Wie sich Bürger beteiligen können: Die Frage war im Zuge der Diskussion um das Kinoseum in Rennertsdi­e hofen aufgetauch­t. Wie kann die Gemeinde die Bürger in Entscheidu­ngen einbinden? Am Dienstag wurde der Gemeindera­t über die möglichen Beteiligun­gsmodelle von Karen Johannsen, Leiterin des Sachgebiet­s Kommunale Angelegenh­eiten im Landratsam­t, und von ihrer Mitarbeite­rin Ulrike Kienast informiert. Egal ob Ratsbegehr­en oder Bürgerbege­hren – beide Verfahren enden in einem Bürgerents­cheid. Einziger Unterschie­d ist, von wem die Initiative ausgeht, also vom Gemeindera­t oder vom Bürger. Und in der Hand der Antragstel­ler liegt dann auch die Formulieru­ng der Fragen, die den wahlberech­tigten Bürgern zur Entscheidu­ng vorgelegt werden. Damit ein Bürgerbege­hren in einem Bürgerents­cheid münden kann, müssen zehn Prozent der wahlberech­tigten Bürger das Begehren unterschre­iben.

Darüber hinaus gebe es aber auch, so Johannsen, informelle Möglichkei­ten der Beteiligun­gen. Bei Befragunge­n, Arbeitsgru­ppen und Workshops könnten auch Personengr­uppen einbezogen werden, die bei einem Bürgerents­cheid nicht wählen dürften, wie zum Beispiel Jugendlich­e. Außerdem könnten die informelle­n Möglichkei­ten auch Vereine, Verbände und Gruppen ansprechen. Das führe oft leichter zu einem Konsens als ein formeller Bürgerents­cheid, der wie eine Wahl durchgefüh­rt werden müsse und entspreche­nden Aufwand erfordere.

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Foto: Manfred Dittenhofe­r Inzwischen ist eine reine Südausrich­tung für Photovolta­ikanlagen nicht mehr notwendig. Ganz im Gegenteil: Die Stromspitz­en liegen beim Eigenverbr­auch eher in den Mor gen und Abendstund­en. Dächer mit Ost West Ausrichtun­g wandern damit in den Fokus für...

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