Spickzettel
Worauf wohl verlässt sich ein Internet-Mensch wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg, wenn es wirklich ernst wird? Auf einen Like vom lieben Gott? Auf 5G? Künstliche Intelligenz? Auf den guten Geist von Silicon Valley? Viel einfacher: auf Papier. Auf Zettel!
Zu seinen Anhörungen vor dem Kongress, wo er angeblich „gegrillt“werden sollte, brachte der Ober-Onliner kein cooles Tablet, kein Smartphone, keine Watch und auch sonst kein digitales Highspeed-Gedöns voller Daten mit. Er verließ sich auf einen ordinären Stapel Blätter als analoges Schutzschild gegen alle Angriffe im Kreuzverhör der Senatoren. Die ausgedruckten Spickzettel Zuckerbergs, die ein Fotograf in einem unbeobachteten Moment am Platz des Delinquenten aufnahm, sind ein Beweis dafür, dass Abgesänge auf das Papier zu früh kommen. Wo selbst in der Schaltzentrale der Digitalisierung des Alltags, also Facebook, Rettungsanker noch DINA4-Format haben!
Wenn auch die Stichworte auf den Spickzetteln nicht handschriftlich verfasst waren (was womöglich Weltbilder hätte einstürzen lassen), bezeugen sie doch den Rückgriff auf ein klassisches Medium in der Stunde der Not. Zuckerbergs smarten Freunden muss es vorgekommen sein wie eine Zeitreise zurück ins Holozän: Nicht nur von Papieren und Zetteln war in den Berichten aus dem Kongress die Rede, sondern auch von Mappen! Fehlte nur, dass jemand unter Zuckerbergs Tisch ein Stofftier als Talisman entdeckt hätte, einen Feuerstein oder gar einen Bleistift.
Zuckerbergs Spickzettel haben geholfen. Gute Papiere: Der Aktienkurs von Facebook stieg nach der Anhörung um fast 5 Prozent. Und übrigens, werte Follower, die ihr Zeitung auch auf Papier lest: Gefällt uns!