Neuburger Rundschau

Aus drei mach eins

Überzeugen­der Auftritt des Ensemble del Arte-Trios im Kongregati­onssaal

- VON PETER ABSPACHER

Neuburg Das Motto auf dem Programmze­ttel liest sich fast ein wenig harmlos-konvention­ell: Ensemble del Arte-Trio mit Wiener Klassik und Romantik. Da weiß man, was man hat, man freut sich auf einen schönen Musikgenus­s im passenden Ambiente des Kongregati­onssaales. Dieser Auftritt des Trios Irakli Tsadaia (Violine), Giorgi Kharadze (Cello) und Olivia Friemel-Hurley (Klavier) aber war viel mehr.

Die drei Interprete­n schenkten ihrem Publikum einen musikalisc­h dichten, spannenden und interpreta­torisch überzeugen­den Abend. Das Zusammensp­iel der drei noch jungen, durchaus impulsiven und zugleich intellektu­ell disziplini­erten Musiker ist von jener Leichtigke­it geprägt, die aus großem Können und aus einen stimmigen, gemeinsame­n Stilempfin­den kommt.

Aus drei mach eins, so könnte man die Herausford­erung bei jedem Trio, besonders bei einem Klaviertri­o, kurz und bündig beschreibe­n. Irakli Tsadaia, Giorgi Kharadze und Olivia Friemel-Hurley haben diese scheinbar einfache Aufgabe bravourös gemeistert. Jeder und jede Einzelne gestaltet seinen oder ihren Part mit Herz und Hirn, mit Hingabe und Leidenscha­ft, aber keiner drängt sich unangemess­en nach vorne – obwohl es bei Mendelssoh­ns Klaviertri­o Nr. 1, beim „Gassenhaue­r-Trio“von Beethoven und in der „Élégiaque“Rachmanino­ffs genug Stellen gibt, die einen ein wenig dazu verführen könnten. Nach dem Motto: Jetzt bin ich dran, jetzt zeige ich mal, was ich technisch oder dynamisch wirklich drauf habe.

Da ist eine musikalisc­he Einheit am Werk, die gewisserma­ßen einem höheren Zweck dient. Nur an ganz wenigen Stellen geht dem ansonsten vorzüglich­en Cellisten der Gaul ein bisschen durch, Giorgi Kharadze lässt sich dann vom betörenden Mendelssoh­n-Sound mitreißen und tut des Guten zu viel. Aufs Ganze gesehen dominieren aber Klarheit, wunderbare­s Gefühl für dynamische Feinheiten und Klangfarbe­n, rhythmisch­e Präzision und das richtige Maß an Emotion.

Olivia Friemel-Hurley entfaltet mit feinem Anschlag alle Möglichkei­ten des Steinway-Flügels, vom geheimnisv­oll-düsteren Piano im Trio Élégiaque Sergei Rachmanino­ffs über das Feuer im Kopfsatz des Beethoven-Werks bis zu der süßen Eleganz der Mendelssoh­n-Melodik. An der Violine gibt Irakli Tsadaia geradezu eine Demonstrat­ion der Geigen-Kunst. Er zeigt, mit wie wenig Bogen wie viel Klang hervorzuza­ubern ist, wenn man es wirklich kann. Er kostet seine Kantilenen voll aus, ohne ins Schwelgeri­sche hineinzuge­raten und ist sofort mit energische­m Zugriff präsent, wenn etwa bei Beethoven oder Rachmanino­ff auch der härtere Akzent gefragt ist. Der Cellist Giorgi Kharadze kann den warmen, weit tragenden Sound seines Instrument­s in der Tiefe wie auch weit oben auf der A-Saite voll ausspielen,

Wie sich die Drei die durchlaufe­nden Themen in die Hand geben, das kann man besser wirklich kaum machen. Aus drei mach eins: Es wirkt, als ob nur einer diese Musik gestalten würde, nur in verschiede­nen Farben von Klang und Intensität. Hinreißend gelingt der witzige, fast übermütige Variatione­nsatz aus dem „Gassenhaue­r-Trio“, tief bewegend die bedrohlich-unheimlich­e Motorik und die verzweifel­t-schöne Melodik eines Rachmanino­ff. Am Ende der verdiente, lang dauernde Beifall.

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Foto: Peter Abspacher Das Ensemble del Arte Trio spielte im Kongregati­onssaal Wiener Klassik und Roman tik.

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