Aus drei mach eins
Überzeugender Auftritt des Ensemble del Arte-Trios im Kongregationssaal
Neuburg Das Motto auf dem Programmzettel liest sich fast ein wenig harmlos-konventionell: Ensemble del Arte-Trio mit Wiener Klassik und Romantik. Da weiß man, was man hat, man freut sich auf einen schönen Musikgenuss im passenden Ambiente des Kongregationssaales. Dieser Auftritt des Trios Irakli Tsadaia (Violine), Giorgi Kharadze (Cello) und Olivia Friemel-Hurley (Klavier) aber war viel mehr.
Die drei Interpreten schenkten ihrem Publikum einen musikalisch dichten, spannenden und interpretatorisch überzeugenden Abend. Das Zusammenspiel der drei noch jungen, durchaus impulsiven und zugleich intellektuell disziplinierten Musiker ist von jener Leichtigkeit geprägt, die aus großem Können und aus einen stimmigen, gemeinsamen Stilempfinden kommt.
Aus drei mach eins, so könnte man die Herausforderung bei jedem Trio, besonders bei einem Klaviertrio, kurz und bündig beschreiben. Irakli Tsadaia, Giorgi Kharadze und Olivia Friemel-Hurley haben diese scheinbar einfache Aufgabe bravourös gemeistert. Jeder und jede Einzelne gestaltet seinen oder ihren Part mit Herz und Hirn, mit Hingabe und Leidenschaft, aber keiner drängt sich unangemessen nach vorne – obwohl es bei Mendelssohns Klaviertrio Nr. 1, beim „Gassenhauer-Trio“von Beethoven und in der „Élégiaque“Rachmaninoffs genug Stellen gibt, die einen ein wenig dazu verführen könnten. Nach dem Motto: Jetzt bin ich dran, jetzt zeige ich mal, was ich technisch oder dynamisch wirklich drauf habe.
Da ist eine musikalische Einheit am Werk, die gewissermaßen einem höheren Zweck dient. Nur an ganz wenigen Stellen geht dem ansonsten vorzüglichen Cellisten der Gaul ein bisschen durch, Giorgi Kharadze lässt sich dann vom betörenden Mendelssohn-Sound mitreißen und tut des Guten zu viel. Aufs Ganze gesehen dominieren aber Klarheit, wunderbares Gefühl für dynamische Feinheiten und Klangfarben, rhythmische Präzision und das richtige Maß an Emotion.
Olivia Friemel-Hurley entfaltet mit feinem Anschlag alle Möglichkeiten des Steinway-Flügels, vom geheimnisvoll-düsteren Piano im Trio Élégiaque Sergei Rachmaninoffs über das Feuer im Kopfsatz des Beethoven-Werks bis zu der süßen Eleganz der Mendelssohn-Melodik. An der Violine gibt Irakli Tsadaia geradezu eine Demonstration der Geigen-Kunst. Er zeigt, mit wie wenig Bogen wie viel Klang hervorzuzaubern ist, wenn man es wirklich kann. Er kostet seine Kantilenen voll aus, ohne ins Schwelgerische hineinzugeraten und ist sofort mit energischem Zugriff präsent, wenn etwa bei Beethoven oder Rachmaninoff auch der härtere Akzent gefragt ist. Der Cellist Giorgi Kharadze kann den warmen, weit tragenden Sound seines Instruments in der Tiefe wie auch weit oben auf der A-Saite voll ausspielen,
Wie sich die Drei die durchlaufenden Themen in die Hand geben, das kann man besser wirklich kaum machen. Aus drei mach eins: Es wirkt, als ob nur einer diese Musik gestalten würde, nur in verschiedenen Farben von Klang und Intensität. Hinreißend gelingt der witzige, fast übermütige Variationensatz aus dem „Gassenhauer-Trio“, tief bewegend die bedrohlich-unheimliche Motorik und die verzweifelt-schöne Melodik eines Rachmaninoff. Am Ende der verdiente, lang dauernde Beifall.