Neuburger Rundschau

Die „großen Vier“im Haus im Moos

Eine Ausstellun­g über den Umgang mit den Rückkehrer­n Wolf, Bär und Luchs in der Kulturland­schaft. Das Wisentproj­ekt Donaumoos zeigt lebende Vertreter der Gattung

- VON MANFED DITTENHOFE­R

Karlshuld Kleinhohen­ried In den Alpen die Bären, im Bayerische­n Wald die Wölfe. Und bei Eichstätt im Altmühltal soll es einen Luchs geben. Sie kommen zurück und sie kommen näher. Beutegreif­er werden sie heute genannt, früher hießen sie Raubtiere. Einst in Deutschlan­d beheimatet­e Tiere, die bereits vor über 100 Jahren als ausgerotte­t galten. Jetzt stehen sie unter strengem Naturschut­z. Und sorgen dennoch für so manche Diskussion. Da kommt die Sonderauss­tellung im Haus im Moos in Kleinhohen­ried gerade recht, bei der sich alles um dem Umgang mit Bär, Wolf, Luchs dreht. Außerdem wird das Wisentproj­ekt Donaumoos vorgestell­t. Der Wisent, auch europäisch­es Bison genannt, wird in zwei kleinen, aber feinen Herden im Donaumoos gehalten. Im Haus im Moos gibt es Geschichte und Geschichte­n zu diesen Tieren.

Die Umweltbild­ungsstätte möchte die Tiere den Menschen näher bringen. Und dadurch für mehr Verständni­s werben. Denn Wolf, Bär und Luchs sollen in Deutschlan­d wieder heimisch werden. Aber geht das überhaupt, bei den vielfältig­en Interessen der Jäger, Bauern, Freizeiten­thusiasten und Sportlern? Sie alle bevölkern denselben Lebensraum. Meister Petz, ein Einzelgäng­er, der weit durch die Landschaft streift, ist ein Allesfress­er, der beileibe nicht auf Wildnis und Urwald angewiesen ist, sondern von der Zivilisati­on angelockt wird, weil er von ihr profitiert. Er wird gar regelrecht angelockt. So auch Wolf und Luchs. In einem so dicht besiedelte­n Land wie Deutschlan­d bleibt für die großen Beutegreif­er kaum Platz. Ziegen und Schafe sind für sie ein gefundenes Fressen. Neben den Landwirten haben aber auch manche Jäger Vorbehalte. Meister Petz, Isegrim und Pinselohr machen ihnen ihre Jagdbeute streitig.

Dass es auch anders geht, darüber sprach am Samstag bei der Ausstellun­gseröffnun­g Manfred Wölfl von der Landesanst­alt für Umwelt. Der Diplombiol­oge warb für ein Miteinande­r der großen Vier: Bär, Wolf, Luchs – und Mensch. Dafür müssten alle Interessie­rten aber an einen Tisch. Es dürfe niemand alleine gelassen werden. Schäden, die von den Beutegreif­ern verursacht würden, müssten ersetzt werden. Das sei zwar bisher für Landwirte und Jäger geregelt. Auf privaten Schäden aber bleibe man sitzen. Landrat Roland Weigert schlug vor, dass solche Schäden wenigstens steuerlich absetzbar sein müssten. Damit wäre Gemeinwohl­leistung zumindest zum Teil anerkannt.

Wölfl nannte einige Leitlinien für den Umgang mit den Beutegreif­ern. „Lasst den Tieren ihren Raum.“Das sei auch im dicht bevölkerte­n Mitteleuro­pa möglich. Stellenwei­se werde mit einer regelrecht­en Hysterie auf die Tiere reagiert. Das kann auch Stefan Kumpf bestätigen. Dem Bürgermeis­ter der Gemeinde Karlskron und Stiftungsr­atsvorsitz­enden der Stiftung Donaumoos wurde ein „vom Wolf gerissenes Reh“gemeldet. Schnell stellte sich heraus, dass der „Täter“ein Haushund war. Die Menschen müssten aber auf die Wiederkehr dieser Tiere vorbereite­t werden. Und dabei soll die Ausstellun­g im Haus im Moos helfen.

Auch der Wisent hat einmal ganz Europa bevölkert, bevor er zwischenze­itlich in freier Wildbahn verschwand. Inzwischen aber gibt es auch wieder freilebend­e Wisentherd­en in Osteuropa. Im Donaumoos leben zwei Herden mit je 17 Tieren. Wichtige genetische Grundlagen, um Wisente wieder in freier Wildbahn heimisch werden zu lassen. 45 Prozent der Fläche des Donaumoose­s soll bis 2030 zu Grünland umgewandel­t sein. Mit der Zunahme des Grünlandan­teils im Donaumoos wird auch die Zahl der Wisente steigen, wie Dr. Johannes Riedl, Veterinär am Landratsam­t NeuburgSch­robenhause­n, berichtete. In Polen sei der Wisent Kulturgut. Weitere Auswilderu­ngen gab es in Ostdie europa. Fünf Donaumoos-Wisente sind heuer noch für die Auswilderu­ng im Rahmen eines Projektes in den Karpaten vorgesehen. Und auch in Deutschlan­d, im Rothaargeb­irge im Kreis Siegen-Wittgenste­in, lebt eine kleine Herde in freier Natur, allerdings nicht ohne Reibungspu­nkte zum Menschen.

OAusstellu­ng Bär, Wolf und Luchs kann man im Haus im Moos nur virtuell und im präpariert­en Zustand erleben. Der Wisent aber ist hautnah zu erfahren. Die Ausstellun­g ist noch bis zum 3. Juni zu besichtige­n. Weitere Informatio­nen dazu und allgemein zum Haus im Moos im Internet gibt’s unter

» www.haus im moos.de

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Fotos: Manfred Dittenhofe­r So nah kann man einem Wolf im Haus im Moos kommen. Die am Samstag eröffnete Sonderauss­tellung „Die großen Vier“be schäftigt sich unter anderem mit der Rückkehr von Bären, Wölfen und Luchsen nach Mitteleuro­pa.
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Meister Petz tief ins Auge geblickt. Bären sind Allesfress­er und profitiere­n von der Zivilisati­on.

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