Die „großen Vier“im Haus im Moos
Eine Ausstellung über den Umgang mit den Rückkehrern Wolf, Bär und Luchs in der Kulturlandschaft. Das Wisentprojekt Donaumoos zeigt lebende Vertreter der Gattung
Karlshuld Kleinhohenried In den Alpen die Bären, im Bayerischen Wald die Wölfe. Und bei Eichstätt im Altmühltal soll es einen Luchs geben. Sie kommen zurück und sie kommen näher. Beutegreifer werden sie heute genannt, früher hießen sie Raubtiere. Einst in Deutschland beheimatete Tiere, die bereits vor über 100 Jahren als ausgerottet galten. Jetzt stehen sie unter strengem Naturschutz. Und sorgen dennoch für so manche Diskussion. Da kommt die Sonderausstellung im Haus im Moos in Kleinhohenried gerade recht, bei der sich alles um dem Umgang mit Bär, Wolf, Luchs dreht. Außerdem wird das Wisentprojekt Donaumoos vorgestellt. Der Wisent, auch europäisches Bison genannt, wird in zwei kleinen, aber feinen Herden im Donaumoos gehalten. Im Haus im Moos gibt es Geschichte und Geschichten zu diesen Tieren.
Die Umweltbildungsstätte möchte die Tiere den Menschen näher bringen. Und dadurch für mehr Verständnis werben. Denn Wolf, Bär und Luchs sollen in Deutschland wieder heimisch werden. Aber geht das überhaupt, bei den vielfältigen Interessen der Jäger, Bauern, Freizeitenthusiasten und Sportlern? Sie alle bevölkern denselben Lebensraum. Meister Petz, ein Einzelgänger, der weit durch die Landschaft streift, ist ein Allesfresser, der beileibe nicht auf Wildnis und Urwald angewiesen ist, sondern von der Zivilisation angelockt wird, weil er von ihr profitiert. Er wird gar regelrecht angelockt. So auch Wolf und Luchs. In einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland bleibt für die großen Beutegreifer kaum Platz. Ziegen und Schafe sind für sie ein gefundenes Fressen. Neben den Landwirten haben aber auch manche Jäger Vorbehalte. Meister Petz, Isegrim und Pinselohr machen ihnen ihre Jagdbeute streitig.
Dass es auch anders geht, darüber sprach am Samstag bei der Ausstellungseröffnung Manfred Wölfl von der Landesanstalt für Umwelt. Der Diplombiologe warb für ein Miteinander der großen Vier: Bär, Wolf, Luchs – und Mensch. Dafür müssten alle Interessierten aber an einen Tisch. Es dürfe niemand alleine gelassen werden. Schäden, die von den Beutegreifern verursacht würden, müssten ersetzt werden. Das sei zwar bisher für Landwirte und Jäger geregelt. Auf privaten Schäden aber bleibe man sitzen. Landrat Roland Weigert schlug vor, dass solche Schäden wenigstens steuerlich absetzbar sein müssten. Damit wäre Gemeinwohlleistung zumindest zum Teil anerkannt.
Wölfl nannte einige Leitlinien für den Umgang mit den Beutegreifern. „Lasst den Tieren ihren Raum.“Das sei auch im dicht bevölkerten Mitteleuropa möglich. Stellenweise werde mit einer regelrechten Hysterie auf die Tiere reagiert. Das kann auch Stefan Kumpf bestätigen. Dem Bürgermeister der Gemeinde Karlskron und Stiftungsratsvorsitzenden der Stiftung Donaumoos wurde ein „vom Wolf gerissenes Reh“gemeldet. Schnell stellte sich heraus, dass der „Täter“ein Haushund war. Die Menschen müssten aber auf die Wiederkehr dieser Tiere vorbereitet werden. Und dabei soll die Ausstellung im Haus im Moos helfen.
Auch der Wisent hat einmal ganz Europa bevölkert, bevor er zwischenzeitlich in freier Wildbahn verschwand. Inzwischen aber gibt es auch wieder freilebende Wisentherden in Osteuropa. Im Donaumoos leben zwei Herden mit je 17 Tieren. Wichtige genetische Grundlagen, um Wisente wieder in freier Wildbahn heimisch werden zu lassen. 45 Prozent der Fläche des Donaumooses soll bis 2030 zu Grünland umgewandelt sein. Mit der Zunahme des Grünlandanteils im Donaumoos wird auch die Zahl der Wisente steigen, wie Dr. Johannes Riedl, Veterinär am Landratsamt NeuburgSchrobenhausen, berichtete. In Polen sei der Wisent Kulturgut. Weitere Auswilderungen gab es in Ostdie europa. Fünf Donaumoos-Wisente sind heuer noch für die Auswilderung im Rahmen eines Projektes in den Karpaten vorgesehen. Und auch in Deutschland, im Rothaargebirge im Kreis Siegen-Wittgenstein, lebt eine kleine Herde in freier Natur, allerdings nicht ohne Reibungspunkte zum Menschen.
OAusstellung Bär, Wolf und Luchs kann man im Haus im Moos nur virtuell und im präparierten Zustand erleben. Der Wisent aber ist hautnah zu erfahren. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Juni zu besichtigen. Weitere Informationen dazu und allgemein zum Haus im Moos im Internet gibt’s unter
» www.haus im moos.de